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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Keine Gewalt!?

Prof. Dr. habil. Herbert Meißner, Oranienburg

 

Zum 70. Todestag von Mahatma Gandhi

 

In vielen Ländern sind seit Jahrzehnten Hunderttausende auf den Straßen und demonstrie­ren für soziale Gerechtigkeit, gegen Lohndrücken und Ausbeutung, vor allem aber gegen Kriegsvorbereitung, Kriegsführung und Atomwaffen. Diese Kämpfe sind begleitet von der Forderung: Keine Gewalt! Diese Forderung richtet sich vorrangig an die jeweilige Staats­macht, deren Gewaltmonopol von den herrschenden Klassen zur Sicherung ihrer Besitz­stände und ihrer Herrschaft missbraucht wird. Dies wurde in Spanien 1936 und in Chile 1973 vom internationalen Großkapital bis zur letzten Konsequenz durchgespielt. Auch wenn sich die Kräfteverhältnisse inzwischen verschoben haben – was hier nicht Gegen­stand ist –, bleibt die Forderung nach Gewaltfreiheit äußerst aktuell.

Obwohl der bisherige Geschichtsverlauf nur bescheidene Fortschritte auf diesem Weg zeigt, gibt es dabei eine Lichtgestalt: Mahatma Gandhi!

Dieser Mann ist international zum Inbegriff des friedlichen Widerstands gegen Ungerech­tigkeit und Unterdrückung und für Gewaltfreiheit geworden.

Aber er war dies nicht von Beginn an. In jungen Jahren war er ein temperamentvoller, un­ausgeglichener tyrannischer indischer Angehöriger der drittobersten Kaste. Er war nicht immer Gandhi – er wurde zu jenem Gandhi, dem später der berühmte indische Dichter Ra­bindranath Tagore den Beinamen »Mahatma«, zu deutsch »die große Seele«, verlieh.

Im Kampf der Massen um Unabhängigkeit und soziale Verbesserungen

Der Weg von Gandhi dahin war lang. Am 2. Oktober 1869 wurde er in einer Familie geboren, die der drittobersten Kaste der indischen Gesellschaftsstruktur angehörte. Aus dieser Kas­te gingen in der Regel Kaufleute, Richter und Anwälte hervor. Mohandas Karamchand Gandhi studierte also in London Jura und wurde Rechtsanwalt. Im Auftrag eines Mandan­ten reiste er 1893 nach Südafrika. Dort stieß er erstmals mit Rassismus und Kolonialherr­schaft zu­sammen. Die umfangreiche indische Minderheit in Südafrika wurde von den dorti­gen Machthabern ständig mit massiven diskriminierenden Maßnahmen überzogen.

Gand­his ausgeprägter Gerechtigkeitssinn veranlasste ihn, widerstandsbereite Inder zu sammeln und 1894 den Natal Indian Congress als Interessenvertretung seiner Landsleute zu grün­den. Er führte Versammlungen und Seminare durch, warb neue Mitglieder und erhielt erst­mals öffentliches Interesse. Dies war die erste massenwirksame Aktivität Gandhis, ver­bunden mit der Orientierung auf Gewaltlosigkeit beim Widerstand gegen Unterdrückung und Rassismus.

1902 kehrte er nach Indien zurück. Dieses Indien war seit 1858 britische Kronkolonie, und Queen Victoria war von 1876 bis zu ihrem Tod Kaiserin von Indien gewesen. Es herrschten 100.000 Kolonialherren über 300 Millionen Inder. Dieses System war nur zu sichern, wenn die britische Kolonialherrschaft durch eine bestimmte indische Kollaboration ergänzt wur­de. Zwei Fünftel des indischen Territoriums blieben in den Händen von meist hinduis­tischen Fürsten, die den Erhalt ihres Reichtums und ihrer örtlichen Macht den britischen Machthabern verdankten. In anderen Landesteilen, die unter direkter britischer Herrschaft standen, profitierten die Grundbe­sitzer vom Kolonialregime, das ihnen zumeist ihren Besitz überhaupt erst zugeteilt hatte und sie bei der Ausbeutung ihrer Pächter und Arbeiter be­schützten. Dies galt auch für die sich langsam entwickelnde einheimische Industrie- und Handelsbourgeoisie. Aber die Ge­samtstruktur der Bevölkerung bestand zu dieser Zeit zu 75% aus Bauern. Territorial be­herrschtes Bauernland und Dorfgemeinschaften bestimmten das Bild.

In dieses Indien kam Gandhi aus Südafrika mit seinen Erfahrungen aus dortigen antikolo­nialistischen Bewegungen zurück. Er reiste durch das Land, besuchte Bauern und Dorfge­meinschaften, half ihnen als Anwalt bei der Durchsetzung ihrer Forderungen (z. B. gegen Steuererhöhungen, ungerechtfertigte Landnahmen u. a. m. – selbstverständlich kostenfrei) und erhielt ein deutliches Bild von der sozialen Lage seines unterdrückten Volkes.

Diese Reisen hatten zwei Effekte. Einerseits wurde Gandhi von Ort zu Ort von einer ständig zunehmenden Menge und ihn unterstützenden Demonstranten begleitet. Dies fand auch international immer stärkere Beachtung.

Andererseits zieht Gandhi den Schluss, seinen Bemühungen um Gleichberechtigung und Unabhängigkeit deutlich stärkere Aktivitäten auf die Verbesserung der Lebensverhältnisse, des Gesundheitswesens und der Arbeitsbedingungen zu richten. Diese Orientierung ver­schaffte ihm weiteren Massenzulauf.

Ende 1902 erhielt Gandhi von seinen südafrikanischen Mitstreitern einen Hilferuf. Der neue britische Kolonialminister kam nach Südafrika und Gandhi sollte dank seiner inzwi­schen erreichten internationalen Bedeutung mit dem Minister über Erleichterungen des britischen Herrschaftsregimes verhandeln. Der britische Hardliner empfing Gandhi gar nicht. Dies hat den Widerstandswillen der Inder erneut gesteigert.

Dies setzte sich 1906 fort, als die Kolonialmacht einen Meldeerlass beschloss, nach dem sich alle asiatischen Einwohner Südafrikas bei Meldeämtern registrieren lassen müssen. Gandhi organisierte den Widerstand dagegen und 1908 haben mehrere Zehntausende In­der in Johannesburg öffentlich ihre Meldescheine verbrannt.

Konzeption der Gewaltlosigkeit

Die Briten verschärften die Lage durch einen Erlass, nach dem nur noch christliche Ehen als gültig anerkannt werden. Damit lebte die gesamte indische Gemeinde, Hindu wie Musli­me, im Konkubinat, ihre Kinder gelten als unehelich und damit auch nicht erbberechtigt. Es erhob sich ein Sturm der Entrüstung mit Massendemonstrationen und landesweiten Streiks. Mit Verhaftungen, langjährigen Gefängnisstrafen bis zum Gebrauch von Schuss­waffen bemühte sich die Regierung, diesen Widerstand zu ersticken. Vergeblich – der Er­lass musste zurückgenommen werden. Inzwischen hatte Gandhi seine Konzeption der Gewaltlosigkeit ausgearbeitet. Er hatte die großen Religionen studiert, kannte die Bibel und den Koran und entnahm allen die Aspekte, die auf friedliches Zusammenleben der Men­schen und auf gewaltlose Lösung aller Konflikte orientieren. Er zitierte gern aus der Berg­predigt: »Wirst du geschlagen auf die rechte Wange, so halte auch die linke hin«. Dieses Konzept machte er zur Strategie der indischen Freiheitsbewegung.

In vielen Zeitschriftenartikeln, bei Vorträgen, auf großen Versammlungen und auch kleinen Veranstaltungen propagierte er sein Konzept. Er reicherte es an durch Bezugnahme auf Ge­danken aus der Bibel, aus dem Koran, aus der hinduistischen und buddhistischen Litera­tur.

Dabei stellte er sich auch die Aufgabe, die Hindu und die Islamisten miteinander zu versöh­nen. Diese Frage stellte sich bei seinem langjährigen Aufenthalt in Südafrika nicht: Dort begegneten beide Volksgruppen dem südafrikanischen Rassismus und wurden gemeinsam unterdrückt. Daher gab es zwischen ihnen keine Gegnerschaft. Nach seiner Rückkehr nach Indien traf er auf die historisch gewachsene Feindschaft zwischen dem Hauptteil der Hindu mit ca. 83%, und dem Muslimen mit ca. 11%. Gandhi nahm sich die Aufgabe vor, beide Volksgruppen zu versöhnen. Er ordnete dies in die Gesamtaufgaben, einen einheitlichen, gemeinsamen und souveränen Staat zu gründen – aber eben ohne jede Gewaltanwendung.

In der Praxis führte dies dazu, dass bei Aktionen wie Massendemos, Streiks, Aufrufen usw. die Akteure von der Polizei und mitunter dem Militär widerstandslos niedergeknüppelt¸ verhaftet, eingesperrt und mitunter auch erschossen wurden. Bemerkenswert ist, dass bei vielen solcher Aktionen Gandhi sich selbst beteiligt hat, viele Male verhaftet wurde und durch Hungerstreik seine Freilassung erzwang. Diesen inzwischen international bekannten Freiheitskämpfer in einem britischen Gefängnis verhungern zu lassen, wollte sich die bri­tische Krone dann doch nicht leisten.

Insgesamt hat er über sechs Jahre seines Lebens in Gefängnissen verbracht. Dem liegen viele von Gandhi organisierte Maßnahmen zugrunde, die hier nicht alle nachgezeichnet werden können. Aber ein Vorgang soll wegen seines Gewichts für Indien wie auch seiner interna­tionalen Wirkung geschildert werden.

Das britische Salzmonopol mit den dazugehörigen Salzsteuern belastete die arme Bauern­schaft und die Landarbeiter unerträglich. Am 12. März 1930 zog Gandhi mit 78 Begleitern aus seinem Dorf in Richtung Küste, wo Salzablagerungen so massiv waren, dass sie mit Händen und Löffeln aufzunehmen waren. Unterwegs schlossen sich Tausende Bürger an und die nationale und die Weltpresse berichteten täglich über den »Salzmarsch«. Am 5. April erreichte der Zug die Küste. Am nächsten Morgen hob Gandhi eine Handvoll Salz auf, brach damit das Salzmonopol des Staates und eröffnete den Streik gegen die Salzsteuer. Hunderttausende folgten diesem Beispiel.

Die Staatsmacht reagierte mit 60.000 Verhaftungen einschließlich Gandhi. Die Antwort der Befreiungsbewegung bestand darin, dass sich 25.000 Teilnehmer vor den Toren des Salzbergwerks bei Surat nördlich von Bombay versammelten um es zu besetzen. Das Werk war von Stacheldraht umzäunt und von starken Polizeieinheiten bewacht. Die Demonstran­ten gingen in Gruppen an den Drahtzaun und ließen sich ohne Gegenwehr von der Polizei niederknüppeln. Ein Augenzeuge berichtet: »So ging es stundenlang weiter: Splitternde Knochen, blutüberströmte Schädel, Ohnmächtige wurden davongetragen«. Die internatio­nale Berichterstattung löste weltweiten Protest aus. Glaubwürdigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und humanistische Prinzipien des großbritannischen Königreiches sind in Misskredit geraten. Sein Herrschaftssystem wurde brüchig.

Beginn der Überwindung des imperialistischen Kolonialsystems

Damit trat die indische Freiheitsbewegung in eine neue Phase. Einerseits war jetzt die bri­tische Regierung zu Verhandlungen mit der indischen Bewegung bereit und trat mit ihren Führungskräften in Kontakt. Andererseits ging die Bewegung von ihren Forderungen nach sozialen, finanziellen und rechtlichen Erleichterungen über zu der Forderung nach nationa­ler Souveränität, nach Selbständigkeit und staatlicher Unabhängigkeit.

Auf dieser Basis fuhr Gandhi 1931 nach London, um mit dem Premier und König Georg V., der inzwischen zugleich Kaiser von Indien war, über Erleichterungen für die indische Bevöl­kerung zu verhandeln. Die Gespräche verliefen völlig ergebnislos.

Am Rande: in der schillernden Pracht des königlichen Hofstaates im Buckingham-Palast er­schien Gandhi vor König und Kaiser wie ein Bettler im Lendenschurz mit Khadi-Umhang so­wie mit nacktem Füßen in Sandalen. Die internationale Öffentlichkeit war davon tief beein­druckt.

Bei seiner Abreise aus London wurde er von einer riesigen Menschenmenge an der Victo­ria Station verabschiedet und bei seiner Ankunft in Bombay von einer ebensolchen be­grüßt. Inzwischen war in London ein neuer Vize-König für die Verwaltung Indiens einge­setzt worden. Dieser erließ neue Steuererhöhungen sowie Notverordnungen. Der dagegen aufflammende Widerstand wurde mit der Einkerkerung von Gandhi und von etwa 80.000 Mit­streitern beantwortet. Gandhi trat in den Hungerstreik und erklärte seine Fortsetzung bis zum eventuellen Ende. Er wurde nach 8 Tagen entlassen.

Nach Beginn des II. Weltkrieges überschlugen sich die Ereignisse. Einige Hunderttausend Inder wurden zur englischen Armee einberufen. Gandhi initiierte eine Kampagne gegen die Kriegsteilnahme Indiens. Komplette indische Einheiten wurden fahnenflüchtig. Das Arbeits­komitee der indischen Kongresspartei veröffentlichte im Juli 1942 eine Proklamation mit der Forderung an die Engländer, das Land zu verlassen. Am Morgen nach der Veröffentli­chung dieser Forderung wurden Gandhi und einige hundert Widerständler erneut verhaftet.

Die Geduld des gewaltlosen Widerstandes war damit erschöpft. Junge Kongressmitglieder attackierten Polizeistationen, zerstörten Regierungsgebäude, rissen Eisenbahnschienen heraus und brachten mit alledem das öffentliche Leben zum Erliegen. Der Staat schlug brutal zurück. Es gab 900 Tote und ca. 60.000 Eingesperrte.

Diese Gewaltbereitschaft griff auch über auf die historisch und religiös begründete Feind­schaft von Hindu und Muslimen. Dieser Gegensatz war aber auch sozialökonomisch be­dingt. Die Hindus waren zumeist Großgrundbesitzer und stellten die in Kasten gegliederte indische Oberschicht dar. Die Muslime waren kleine Pächter, Bauern, Landarbeiter und vielfach eigentums- und obdachlos. Sie waren die »Unberührbaren«, weil man sich bei Be­rührung mit ihnen selbst befleckte.

Mitte 1946 artete die Gegnerschaft zwischen diesen beiden ethnischen Gruppen zu opfer­reichen Massakern aus. Dies war die Zeit, in der die schon früher diskutierten Pläne einer Gebietstrennung für Hindu und Muslime zur Verwirklichung kamen. Im Juni 1947 verkün­dete der britische Premierminister Attlee die Teilung Britisch-Indiens in zwei Staaten: Indi­en und Pakistan.

Damit war das Lebensziel von Gandhi und der von ihm gegründeten und geführten Frei­heitsbewegung erreicht. Die britische Kolonialherrschaft wurde abgeworfen, das Empire wurde erschüttert und es begann die Überwindung des imperialistischen Kolonialsystems. Fünfzehn Jahre später wird die Republik Südafrika gegründet und tritt aus dem Common­wealth aus, erkämpft unter der Leitung des unvergesslichen Nelson Mandela. Die interna­tionale Auswirkung der indischen Widerstandsbewegung und die Rolle Gandhis dabei wa­ren beträchtlich.

Gewaltarmut und Klassenkampf

Allerdings muss dazu bemerkt werden, dass es nicht allein Gandhis Strategie war, die die­ses Ziel erreicht hat. Bei allem Respekt vor dem Bemühen um Gewaltlosigkeit muss festge­stellt werden, dass einerseits dadurch unerhört viel Blut vergossen wurde und dass ande­rerseits diese Gewaltlosigkeit nicht durchgehalten werden konnte. Nach dem Massaker beim »Salzmarsch« gaben viele Teile des Widerstands die Gewaltlosigkeit auf und es be­gann an vielen Stellen des Landes bewaffneter Kampf. Es bestätigte sich die Erkenntnis von Marx und Lenin, dass die Überwindung brutaler Gewaltherrschaft ohne ein gewisses Maß revolutionärer Gegengewalt nicht erreichbar ist. Gandhi hatte sich mehrfach gegen diese Marxsche Erkenntnis und gegen Klassenkampf ausgesprochen, kam aber an der Wirklichkeit nicht vorbei.

Jedoch sollte man in der Revolutionstheorie deutlicher differenzieren. Revolutionäre Gewalt kann aussehen wie in der Französischen Revolution oder in der Pariser Kommune, beide mit unerhört vielen Opfern. Oder sie vollzieht sich wie im Roten Oktober 1917 oder in Kuba 1959, wo die gesellschaftlichen Umwälzungen mit geringer Gewaltanwendung und den wenigsten Opfern stattfanden. Daher sollte die marxistische Revolutionstheorie da­durch präzisiert werden, dass zu den Begriffen Gewaltanwendung oder Gewaltlosigkeit hin­zugefügt wird: Gewaltarmut. Dieser Begriff würde auch den indischen Freiheitskampf bes­ser erfassen.

Allerdings unterscheidet sich die indische Befreiung vom britischen Kolonialjoch von den Vorgängen in Russland und Kuba durch einen wichtigen Aspekt. Die Revolutionen in Russ­land und Kuba erreichten eine grundsätzliche gesellschaftliche Umwälzung, vollzogen die Liquidierung der monopolkapitalistischen Herrschaft und gingen die ersten Schritte auf dem Weg zu einer neuen historischen Ordnung. Die indische Freiheitsbewegung schüttelte das Kolonialjoch ab, betrat aber nicht den Weg zu einer neuen sozialen Ordnung. Eigentum und Herrschaft der einheimischen Großbourgeoisie, der Fürstenhäuser und Großgrundbe­sitzer lieben unangetastet, die soziale Spaltung blieb erhalten. Wer heute geschäftlich oder touristisch durch Indien reist, kommt mit erschreckenden Eindrücken zurück über die Zu­stände in den Slums mit Obdachlosigkeit und Hunger sowie mit Entsetzen über die 20 (in Worten: zwanzig!) Millionen Straßenkinder ohne Eltern, ohne Wohnung, ohne geregelte Er­nährung und von Müllhalden lebend. Tiefgreifende soziale Veränderungen – die auch lange Zeit nicht in Gandhis Blick lagen – wurden nicht erreicht.

In unserer heutigen Welt ist das Streben nach sozialen Verbesserungen und menschenwür­digen Lebensverhältnissen nach wie vor ein großes Ziel. Dafür ist erforderlich, dass noch laufende Kriegshandlungen eingestellt werden, keine neuen Kriegsschauplätze entstehen, Atomkriegsdrohungen entfallen. Die diesbezüglichen Gefahren gehen aus von den imperia­listischen Kräften. Der Einfluss dieser Kräfte wird jedoch zunehmend eingeschränkt. Die Hauptrolle spielen dabei die Russische Föderation und die Volksrepublik China. Man darf feststellen, dass die indische Außenpolitik auf diesem Konfliktfeld eine gewisse Neutralität bewahrt. Die Zusammenarbeit mit China entwickelt sich positiv. Indien ist auch Mitglied des Staatenbundes BRICS. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – alles Länder, die imperialistischen Weltherrschaftsplänen entgegentreten. Es darf erwartet werden, dass in der weiteren Entwicklung Indien mit seinem großen internationalen Gewicht zuneh­mend zum wirksamen Bestandteil der Friedenskräfte wird. Es ist unübersehbar, dass die Tradition des indischen Befreiungskampfes gegen den britischen Kolonialismus und die da­bei aus­schlaggebende Rolle Gandhis im heutigen politischen Bewusstsein Indiens noch wirksam ist.

Am 30. Januar 1948 wurde Mahatma Gandhi von einem Hindu-Fanatiker ermordet. Der Weg des Trauerzugs mit der Leiche Gandhis wurde von Hunderttausenden Anhängern durch Delhi begleitet und es dauerte fünf Stunden, bis der Zug die Verbrennungsstätte am Fluss Jamuna erreicht hatte. Nach hinduistischem Brauch wurde Gandhis Körper verbrannt und die Asche später in den Ganges gestreut.

Ehre dieser Asche!

 

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