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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Heinz Keßler (26. Januar 1920 – 2. Mai 2017)

Ellen Brombacher

 

Am 2. Mai verstarb Genosse Heinz Keßler im Alter von 97 Jahren in Berlin. Seither wurden viele gute Worte über Heinz gesagt, und das nicht, weil man über Tote nichts Schlechtes äußert, sondern weil es unzählige Gründe gibt, seiner mit den besten Gefühlen zu gedenken. Ich begegnete ihm das erste Mal im März 1976. Die früheren Ersten Bezirkssekretäre der Berliner FDJ trafen sich mit dem damaligen Sekretariat und den 1. Kreissekretären der Berliner FDJ-Bezirksorganisation. Heinz Keßler war als Chef der politischen Hauptverwaltung und Generaloberst der NVA der ranghöchste Teilnehmer des Treffens. Man hat wohl so seine Vorstellungen von einem Generaloberst, und mir war irgendwie mulmig. Nach kürzester Zeit war jegliche Befangenheit verschwunden. Ich erinnere mich nicht mehr an Einzelheiten des Gesprächs, sehr wohl aber an die Warmherzigkeit seines Umgangs mit uns. Wir spürten die Übereinstimmung seiner Weltanschauung mit der Lauterkeit seines Charakters. So hielt er schon bei den Nazis den Kopf hin, so lief er über zur Roten Armee und kämpfte in ihren Reihen, so rang er nach dem Krieg ohne und mit Uniform um ein besseres Deutschland und so ging er voller Würde mit dem Ende der DDR und den daraus auch für ihn resultierenden Folgen um. Ich habe ihn nicht nur einmal im Knast besucht und es war beobachtbar, dass er von den Mithäftlingen respektiert wurde und – wie er mir erzählte – auch durchaus von den Justizvollzugsbeamten. Authentizität überzeugt. Eine kleine Episode zum Schluss: Zwischen seiner Untersuchungshaft und seinem Haftantritt nach der Verurteilung besuchte ich ihn zu Hause. Er habe, so erzählte er mir, Berge von Post bekommen. Da seien Briefe von Menschen darunter gewesen, von denen er nie vermutet hätte, dass sie ihm ihre Solidarität bekunden. Aber – es hätten ihm auch Menschen nicht geschrieben, bei denen er sich sicher gewesen sei, dass sie sich melden. Und er zog den Schluss: »Wir haben die Bequemen zu sehr gemocht.« Auch das war Heinz. Er wird fehlen und doch bei uns sein.

 

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