Für Karl Stiffel
31. Juli 1929 - 11. Dezember 2011
Wir trauern um unseren Genossen, Freund und Mitstreiter Karl Stiffel. Sein Tod macht uns betroffen. Geboren am 31. Juli 1929. Von Beruf Schlosser. Mitglied der KPD seit 1946. Mitglied der FDJ in Westdeutschland. Vom Landgericht Lüneburg wurde er Anfang 1957 wegen Zuwiderhandlung gegen das KPD-Verbot vom 17. August 1957 in Tateinheit mit Geheimbündelei verhaftet. Das Gericht erkannte nach den Darlegungen des Staatsanwalts Karl Stiffel als "Rädelsführer in einer verfassungsfeindlichen Vereinigung", der KPD, und verurteilte ihn zu 18 Monaten Gefängnis. Von den acht Monaten Untersuchungshaft wurden nur vier Monate angerechnet. Karl Stiffels Haftzeit betrug damit insgesamt 22 Monate. So ging bereits in den fünfziger Jahren der "Rechtsstaat" Bundesrepublik Deutschland mit Kommunisten und Antifaschisten um. Keiner von ihnen wurde jemals durch diesen Staat rehabilitiert.
Aktiv in der FDJ, in seiner Partei, der KPD, und von der ersten Stunde an in der DKP, setzte er seine ganze Kraft für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges ein.
In den letzten 23 Jahren hat Karl Stiffel als Sprecher der Initiative für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges nicht nur im Inland jede Gelegenheit genutzt, dieses Thema in Erinnerung zu halten. In einem Land, in dem es seit über 20 Jahren offizielle Staatsdoktrin ist, dass politisches Unrecht ausschließlich in der angeschlossenen DDR geschehen sei, kein einfaches Unterfangen. Mehrfache Versuche besonders auf Initiative von Karl Stiffel, das Thema Rehabilitierung im Deutschen Bundestag zu behandeln, fanden bislang nur bei der PDS, Linkspartei.PDS, DIE LINKE Unterstützung.
Er war uns mit seinen Erfahrungen im Kampf gegen die bundesdeutsche Justiz ein wertvoller Helfer nunmehr auch in unserem Kampf gegen die politische Strafverfolgung von Verantwortungsträgern der ehemaligen DDR. Diese Erfahrungen halfen uns besonders in den Jahren der Prozesse gegen unsere Genossen aus der ehemaligen DDR durch die Justiz in der heutigen BRD. Es war und ist unser gemeinsamer Kampf gegen die Justiz im rechten Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland.
Somit hinterlässt unser Genosse Karl Stiffel eine Lücke, die nur schwer auszufüllen ist. Er fehlt uns, in seinen unermüdlichen Aktivitäten im Kampf für die Rehabilitierung aller Opfer der bundesdeutschen Justiz.
Unsere Pflicht ist es, diesen Kampf in seinem Sinne gemeinsam weiterzuführen.
Jochen Traut, Suhl
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