Die Arena stimmt nicht
Walter Ruge, Potsdam
(Zu Klaus Lederer, siehe: "Mitteilungen" 2/2008, S. 17/18)
Der abgedruckte Teil der "Antwort" von Dr. Lederer trifft den Kern der Auseinandersetzungen. Es ist nicht zu verstehen, warum ihr die Antwort zumindest an zwei Stellen nicht kursiv und fettgedruckt wiedergegeben habt.
"Was ist mit den Millionen Hungertoten im Ergebnis der Zwangskollektivierung", fragt Dr. Lederer – bliebe zu klären, ob man diese wichtige Frage aus der russisch/sowjetischen Geschichte auf einem Ehrenfriedhof für deutsche Revolutionäre in der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland austragen sollte.
Dr. Lederer ist außerstande zu sehen, daß der Austragungsort nicht stimmt. Man muß kein Christ sein, um zu verstehen, daß es sich hier um eine Stätte des stillen Gedenkens und nicht um eine corrida de toros handelt. Es sind nicht die denunzierten Demonstranten, die den Fehdehandschuh mitten in diese Gedenkstätte geworfen haben.
Dr. Lederer scheint sich seiner Sache nicht so ganz sicher, so zitiert er einen prominenten, leider schon verstorbenen DDR-Historiker: "... schon Kindergarten und Schule brachten den Heranwachsenden bei, daß nicht aus der Reihe getanzt werden durfte ..." –
ein eifriger "Stalinismus"-Bekämpfer ergänzte dies mit der konkreten Entdeckung, daß schon in den DDR-Kindergärten die Nachttöpfe kollektiv auf Befehl benutzt werden mußten. Für die Würdigung derartiger "aus der Reihe tanzender" "Stalinismusopfer", die inzwischen erwachsen geworden sind (ihnen blieben Amokschützen, Kameradschaften und Haschisch-Dealer erspart) bleibt Friedrichsfelde als Ort für klärende Nachttopfdispute und Ehrungen völlig ungeeignet.
Dr. Lederer zitiert natürlich nur das, was ihm opportun scheint – sein gutes Recht. Genannter Historiker sieht die DDR und andere osteuropäische Volksdemokratien (wie er bemerkt, vielleicht mit Ausnahme Rumäniens) nicht unter dem Sammelbegriff des"Stalinismus",sondern prägte für die "Volksdemokratien" den Begriff des "epigonalen Poststalinismus". Das stellt die Apologeten des anstößigen Steins vor das Dilemma, auch die "Opfer des epigonalen Poststalinismus" noch irgendwie mit einzubringen.
Aus der mehrseitigen Antwort Klaus Lederers auf die Erklärung "Prioritäten. Nachbetrachtungen zur Liebknecht-Luxemburg-Ehrung 2008" der Autoren Sahra Wagenknecht, Ellen Brombacher, Thomas Hecker, Jürgen Herold und Friedrich Rabe hatten die "Mitteilungen" im Heft 2/08 einen kurzen Ausschnitt dokumentiert. Beide Texte findet man seit ihrer Veröffentlichung im Internet unter www.die-linke.de/kpf:
und https://kpf.die-linke.de/mitteilungen/detail/aus-einer-antwort-auf-den-text-prioritaeten/.
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2007-11: 90 Jahre Roter Oktober