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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Der Humanität und dem Frieden verpflichtet

Ralph Dobrawa, Gotha

 

Wir alle haben die Erfahrung gemacht, wie lohnenswert es ist, ab und an in solche Bücher hineinzusehen, die wir wiederholt schon gelesen haben und meinen, sie bestens zu kennen. Oft gelangt man immer wieder zu neuen Erkenntnissen und ist selbst verblüfft darüber. So erging es mir mit dem Lesebuch von und für Friedrich-Martin Balzer »Anstöße – Erträge – Spiegelungen«. Es wurde bereits 2015 von Manfred Weißbecker herausgegeben und enthält Texte von zahlreichen bekannten Zeitgenossen, deren Aussagen noch immer brennend aktuell und auch für die gegenwärtigen gesellschaftlichen und weltpolitischen Probleme wichtige Hinweisgeber sind. Unter den Autoren befinden sich Wolfgang Abendroth, Erwin Eckert, Hans Heinz Holz, Helmut Ridder, Renate Riemeck, Kurt Pätzold, Heinrich Fink, Robert Steigerwald und vor allem mehrere Aufsätze von Friedrich-Martin Balzer. Letzterer ist nicht nur ein akademischer Schüler von Wolfgang Abendroth, bei dem er einst promovierte, sondern vor allem Bibliograph der Gesamtwerke zahlreicher bedeutsamer Zeitgenossen. Seiner Mühe ist es zu danken, dass viele ihrer Texte nicht nur für die Nachwelt erhalten, sondern auch unter fachlichen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten geordnet herausgegeben wurden. Es sind in der Tat Balzers »Erträge«, wovon wir alle profitieren. Manfred Weißbecker schreibt zu ihm auf dem rückseitigen Covertext »Angetrieben von der Sorge, dass die Befürchtung, ›wo Faschismus möglich war, da wird immer alles möglich sein‹, sich bewahrheitet, wurden Antifaschismus und Opposition gegen menschenverachtende Kriege zu Balzers Lebensmaximen.«

Wir erfahren von ihm, wie es um die »Verdrängung und Verfälschung der historischen Wahrheit von Faschismus und Antifaschismus« steht und lesen sein glänzendes Plädoyer »Für eine andere Gesellschaft und gegen die falsche Geschichtsschreibung«, welches er anlässlich des Todes von Eric Hobsbawm verfasste oder lassen uns von ihm »Die Aktualität von Emil Fuchs in der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus« in wohlgeformten Worten erklären. Auch die übrigen, oben teilweise erwähnten weiteren Autoren runden den Band mit interessanten Texten ab. Dieter Kraft schreibt über »Christen in der DDR. Recht zur Revolution bejaht«, Heinrich Fink über »Mut zum Widerspruch«, eine feine, aber kurze Laudatio auf Balzer, die mit der Erkenntnis endet »man kann auch von Martin Balzer lernen«. Gert Wendelborn befasst sich mit der »Stellung des deutschen Protestantismus zu Krieg und Frieden vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945«.

Es lohnt sich, in dieses sehr gelungene Lesebuch hineinzusehen. Der Leser wird sehr schnell erkennen, wie sehr ihn die unterschiedlichen Texte fesseln und das Werk nicht so schnell aus den Händen legen lassen. Herausgeber Manfred Weißbecker fasst das so zusammen: »Besonders jüngeren Menschen kann dieses Buch helfen, den durch die Expansion des fusionierenden und zugleich konkurrierenden Weltimperialismus völlig außer Kontrolle geratenen globalen Problemen zu trotzen und für eine friedlichere, antifaschistische Zukunft zu kämpfen.«

 

»Anstöße – Erträge – Spiegelungen, Ein Lesebuch von und für Friedrich-Martin Balzer«, herausgegeben von Manfred Weißbecker, Marburg 2015, ISBN 978-3-00-051009-0, zu beziehen über Bestellservice: www.friedrich-martin-balzer.de, 20,00 € zzgl. Porto und Versand.

 

 

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