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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Der erste diplomatische Erfolg für Nazi-Deutschland: das Konkordat vom Juli 1933

Horsta Krum, Berlin

 

"Vatikan" heißt das völkerrechtlich und auch sonst merkwürdige Gebilde von 0,44 Quadratkilometern in Rom. Es erhält 1929 seine bis heute gültige geographische und juristische Form. Seine Armee stammt aus dem 16. Jahrhundert und besteht ausnahmslos aus Ausländern aus der Schweiz. Auf je vier Staatsbürger kommt ein Schweizer Soldat, außerdem italienische Soldaten; die Sicherheitslage ist also ausgezeichnet. Obwohl die überwiegende Zahl der Einwohner ehelos leben muss, wird ständig über Familien- und Ehefragen diskutiert und geschrieben. Der Vatikan gilt als souverän, hat eine Bank, ein Gefängnis, eine Post, aber keine eigene Müllabfuhr. Als "atypisches Völkerrechtssubjekt" unterliegt er dem Völkerrecht und hat noch viele andere Merkwürdigkeiten aufzuweisen. [1]

Dieses "Völkerrechtssubjekt" ist bereits vor seiner Anerkennung 1929 sehr aktiv auf internationaler diplomatischer Ebene. 1920 wünscht Pacelli, päpstlicher Nuntius (bei typischen Völkerrechtssubjekten heißt diese Person "Botschafter/in"!), die Beziehungen mit dem Deutschen Reich zu regeln. Aber die Weimarer Republik schließt kein Konkordat ab, weil sie an der Trennung von Staat und Kirche festhält. Ansonsten ist die Politik des Vatikan mit vier Konkordaten bis 1932 recht erfolgreich.

Mit dem Ende der Weimarer Republik hätte der Vatikan erneut seinen alten Wunsch nach einem Konkordat äußern können - aber es gibt keinen diplomatischen Vorstoß wie den von 1920, sondern inoffizielle, freundschaftliche Gespräche zwischen Eugenio Pacelli und Ludwig Kaas, dem Vorsitzender der Zentrumspartei seit 1928.

Das Zentrum war seit jeher die Partei der Katholiken Deutschlands. Bei den Wahlen konnte sie nie die meisten Stimmen auf sich vereinigen; aber von den neun Reichskanzlern, die ab Ende 1923 auf Stresemann folgten bis Mitte 1932, stellte das Zentrum sechs, hatte also ein starkes politisches Gewicht.

Kaas wurde in Rom zum Priester geweiht, hat mehrere hohe geistliche und politische Ämter inne. Als Jurist besitzt er einen hervorragenden Ruf. Seit 1917 berät er Pacelli.

Pacelli ist hoch gebildet, kennt die deutsche Geschichte und Kultur, spricht und schreibt ausgezeichnet deutsch. Er ist ein geschickter Diplomat; Fotos und Filmaufnahmen zeigen ihn aufmerksam, streng und emotionslos blickend.

Pacelli und Kaas arbeiten zusammen und sind freundschaftlich verbunden; beispielsweise verbringen sie regelmäßig ihren Urlaub gemeinsam. Wir können als sicher annehmen, dass die politischen Schritte, die Kaas mit und in der Zentrumspartei unternimmt, mit Pacelli abgesprochen sind, ebenso die zunächst nicht verwirklichten Konkordatspläne.

Die deutschen Bischöfe und mit ihnen die Mehrheit der Katholiken stehen der NSDAP feindlich gegenüber, bis Hitler am 23.3.1933 erklärt, dass das Christentum "ein unerschütterliches Fundament des sittlichen und moralischen Lebens unseres Volkes" sei, worauf die Bischöfe ihre Vorbehalte zurücknehmen - und am nächsten Tag stimmt das Zentrum geschlossen für das Ermächtigungsgesetz. Bereits 1929 hatte der Vorsitzende Kaas erklärt: "Niemals ist der Ruf nach einem Führertum großen Stils lebendiger und ungeduldiger durch die deutsche Volksseele gegangen ..." Dann, kurz vor der Paraphierung des Konkordats, löst sich das Zentrum selbst auf, wie vor ihm die anderen bürgerlichen Parteien. Kaas ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Vorsitzender, sondern hält sich dauerhaft in Rom auf, wo Pacelli seit drei Jahren der engste Mitarbeiter des Papstes ist als "Kardinalsstaatssekretär".

Am 20. Juli 1933 unterzeichnen Pacelli und Vizekanzler von Papen das Konkordat.

Für Nazi-Deutschland ist es der erste große diplomatische Erfolg, ebenso für den Vatikan, zumal den Protestanten Deutschlands gegenüber, und Hoffnung auf Sicherung und vielleicht sogar Ausbau der starken Stellung des Katholizismus in Deutschland. So heißt es beispielsweise in Artikel 23: "Die Beibehaltung und Neueinrichtung katholischer Bekenntnisschulen bleibt gewährleistet ..." Auch Militärseelsorge wird zugestanden, ebenso die Seelsorge in "Krankenhäusern, Strafanstalten und sonstigen Häusern der öffentlichen Hand". (Art. 28)

Die katholische Seite stimmt dem Treueid für die Bischöfe zu, und die wiederum sind für die Staatstreue des übrigen Klerus verantwortlich.

An dem Verbot, sich parteipolitisch zu betätigen, besteht beiderseitiges Interesse. Die Nazis fürchten eine Fortsetzung der gerade erst aufgelösten Zentrumspartei und/oder eine politische Opposition von Katholiken innerhalb und außerhalb der NSDAP; und der Vatikan fürchtet eine katholische Gruppierung, die sich von ihm lossagen und sich der NSDAP annähern könnte, so wie die protestantischen "Deutschen Christen".

Die politische Seite kann das angeordnete "Gebet für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes" (Art. 30) für sich verbuchen, an dem ihr sicherlich nicht viel liegt, das ihr aber eine allmählich wachsende Akzeptanz unter den praktizierenden Katholiken bringt.

Insgesamt ist das Konkordat zu schnell zur Unterzeichnung gekommen, so dass Fragen offen geblieben sind, über die beide Seiten in der Folgezeit zäh verhandeln [2], beispielsweise über katholische Einrichtungen, zu denen die Jugend-, Erwachsenen-Arbeit, die karitative Arbeit usw. gehören. Das Konkordat unterscheidet zwischen solchen, die ausschließlich religiös tätig sind, und anderen, die "auch sozialen oder berufsständischen Aufgaben dienen". Die Formulierung "unbeschadet einer etwaigen Einordnung in staatliche Verbände" und die Offenhaltung der Frage, welche Einrichtungen zu welcher Kategorie gehören, beschäftigt ab September 1933 Pacelli und Ministerialdirektor Rudolf Buttmann, den Hitler für die weiteren Verhandlungen bestimmt.

Buttmann ist ein ebenso geschickter Verhandlungsführer wie Pacelli. Als dieser immer wieder Klagen deutscher Katholiken erwähnt, dass die Regierung das Konkordat missachte, fordert Buttmann immer wieder Fakten und Namen, die Pacelli aber nicht gibt. Kaas, der oft bei den Verhandlungen dabei ist, beendet den in der Form sehr höflich ausgetragenen Konflikt damit, dass er nicht über die Vergangenheit, sondern über die Zukunft sprechen möchte. Und da verlangt Pacelli Ausführungsbestimmungen, jedes Mal zugunsten der katholischen Kirche, worauf sich Buttmann zurückzieht mit der Bemerkung, er habe keine Entscheidungsbefugnis, werde sich aber, wenn möglich, in dem gewünschten Sinne bei der Reichsregierung aussprechen - wobei Pacelli nichts anderes übrig bleibt, als das Thema zu verlassen. Wenn er beim nächsten oder übernächsten Mal nachfragt, erläutert Buttmann, warum die Regierung sich nicht festlegen konnte, manchmal mit dem Hinweis auf die Protestanten, denen es nicht zuzumuten sei, oder auch mit dem Hinweis auf große politische Ereignisse in Deutschland, die man erst abwarten müsse. Alle einzelnen Vorteile, die der katholischen Kirche im Konkordat zugestanden seien, bedeuten "doch nur Kleinigkeiten im Vergleich zu der großen geschichtlichen Tatsache, dass ohne unseres Führers Machtergreifung Mitteleuropa und damit ganz Europa dem Bolschewismus zur sicheren Beute geworden wäre ... Ein solcher Führer des deutschen Volkes müsse auch dem Katholizismus zum Segen gereichen, der dieselben Feinde habe." Hier drückt Pacelli seine Zustimmung aus.

Als es wieder einmal um katholische Einrichtungen geht und Buttmann sagt, dass nicht die Kirche, sondern die Reichsregierung zu bestimmen habe, ob und wann diese in staatliche Verbände "eingeordnet" werden, verliert der sonst so ruhige Pacelli die Fassung: Er springt "in höchstem Zorn" auf, hört nicht mehr zu, beruft sich auf das Völkerrecht, und ruft immer wieder, dass die Reichsregierung damit das Konkordat offen verletzen würde.

Buttmann kontert mit Verstößen gegen das Konkordat von katholischer Seite, zum Beispiel: ein Teil des Klerus sei "noch nicht mit vollem Herzen für den neuen Staat"; oder ein bayrischer Landgeistlicher habe gesagt: "Wenn ich bei Unterzeichnung des Konkordats Pacelli gewesen wäre, so hätte ich dem Papen eine runtergehauen." Pacelli und ein anwesender katholischer Würdenträger versichern, dass so etwas nicht hinzunehmen sei, und alle sind sich einig, dass der "öffentliche Frieden" wichtig sei.

Während dieser Verhandlungen findet ein Ereignis statt, das die Gemüter im Verhandlungszimmer erregt: 150 katholische junge Männer sind aus Deutschland mit ihrem Priester angereist; sie zeigen sich mit ihren Vereinswimpeln, den schwarz-rot-goldenen und den Hakenkreuzfahnen. Der Papst empfängt sie, spricht von "Gefährdung", "tiefster Besorgnis und wirklichem Schrecken über die Jugend Deutschlands" in dieser historischen Stunde, die hart sei. Die jungen Männer fühlen sich verstanden und fahren getröstet zurück nach Deutschland.

Zwischendurch hat Pacelli die Verhandlungen verlassen und dem Papst sagen lassen, er möge in seiner Ansprache Zurückhaltung üben, um die Verhandlungen nicht zu gefährden. Die deutsche schriftliche Version dieser Ansprache wird dann auf Verlangen Buttmanns abgemildert, wobei Pacelli nicht zugibt, dass er die Ansprache vorher zur Kenntnis genommen hatte.

Als es wieder einmal um Ausführungsbestimmungen des Konkordats geht und Buttmann keine Zugeständnisse machen will, versucht Pacelli, Druck auszuüben, indem er droht, der Papst könne durchaus "die Flucht in die Öffentlichkeit" vollziehen und erwähnt in diesem Zusammenhang Konzentrationslager. [3] Buttmann reagiert scharf: "Wenn Eure Eminenz derartige Greuelmärchen in unseren Verhandlungen vorbringen, so muss ich mit aller Entschiedenheit bitten, die Urheber zu nennen." Er wartet aber Pacellis Antwort nicht ab: die "Flucht in die Öffentlichkeit" würde jeden einzelnen Katholiken vor die Frage stellen, ob er "zu dem von dem überwiegenden Teil des Volkes inbrünstig verehrten Adolf Hitler oder aber ob er zum Papst stehe". Eine Stellungnahme gegen den Volkskanzler würde ihre Zukunft und die ihrer Kinder erschweren. Dann folgt die Wendung zum Positiven, der Köder, der Pacelli an die Interessen der katholischen Kirche erinnert: Die katholische Kirche könne eine Anzahl neuer Mitglieder gewinnen oder wiedergewinnen, "indem sie auch nur den Anschein eines Konfliktes mit der nationalsozialistischen Staatsführung vermeide." Das beeindruckt Pacelli. Lebhaft versichert er, "dass er ja von einer förmlichen Protestkundgebung abgeraten habe." Also ist der Frieden, wenigstens äußerlich, wiederhergestellt - bis 1937, als der Papst die Enzyklika "Mit brennender Sorge" unterzeichnet [4] - aber das ist ein anderes Thema, wenn auch nicht ein anderer Geist, denn es ist immer noch derselbe Diplomat Pacelli, der die Politik des Vatikan bestimmt.

Übrigens ist das Konkordat vom Juli 1933 immer noch in Geltung; den DDR-Bürgern wurde es 1990 als Altlast mitgegeben!

Horsta Krum ist Theologin und Kirchenhistorikerin mit Schwerpunkt 1933-1945. Sie hat 15 Jahre in Frankreich (Lyon) gelebt und gearbeitet, wohnt jetzt wieder in Berlin.

 

Anmerkungen:

[1] Alexander Smoltczyk, Vatikanistan, 2008.

[2] Die Wiedergabe der Verhandlungen zwischen Pacelli und Buttman sind aus den offiziellen Berichten Buttmanns entnommen, veröffentlicht in "Reichskonkordat 1933", 2007.

[3] Pacelli war viel besser informiert als andere Diplomaten.

[4] Siehe "Mitteilungen" 2012, Heft 3, Artikel zur päpstlichen Enzyklika "Mit brennender Sorge".

 

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