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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Bernd Biedermann – Wir werden ihn nicht mehr fragen können

Ellen Brombacher

 

Im Gefolge des Maidanputsches 2014 in der Ukraine spitzte sich die weltpolitische Situa­tion zu. In der LINKEN mehrten sich Stimmen führender Leute, man dürfe nicht nur die NATO kritisieren. Auch Russland und China würden imperial agieren. Die Äquidistanz war erfunden. Da 2014 die NATO ihren 65. Jahrestag beging, nahmen wir dieses Jubiläum zum Anlass, einen Vortrag auf die Tagesordnung der KPF-Bundeskonferenz zu setzen, in dem die Problematik der sich herausbildenden Konfrontation zwischen den USA mit der NATO im Schlepptau und der Russischen Föderation behandelt wird.

Wir riefen Fritz Streletz an, Generaloberst a.D. und einstiger Stabschef der NVA, und baten ihn, auf unserer Konferenz zu sprechen. Er sei zu diesem Zeitpunkt im Ausland, sagte Stre­letz bedauernd. Aber er würde uns Genossen Oberst a.D. Bernd Biedermann als Referen­ten empfehlen und gab uns dessen Telefonnummer. So lernten wir Bernd kennen. Er hielt einen vorzüglichen Beitrag [1] auf unserer Konferenz, wurde Autor unserer Mitteilungen und war gerngesehener Gast in Basisorganisationen unserer Partei. In so manchem Telefonat mit ihm fragten wir nach seiner Meinung zum Verlauf des Krieges in der Ukraine.

Wir werden ihn nicht mehr fragen können, werden keine Artikel mehr bei ihm bestellen und keine Vorträge mehr von ihm hören. Wir haben einen guten, klugen Freund und Genossen verloren, den wir nicht vergessen werden. Bernd starb am 21. März 2023 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren in Berlin.

Frank Schumann schickte uns wichtige Daten aus seinem Leben, die wir nachfolgend wiedergeben wollen. »Bernd Biedermann hatte sich 1960 freiwillig zur NVA gemeldet, stu­dierte an der Militärakademie in Dresden und wechselte dann zur Aufklärung. Nach einem Studium an der sowjetischen Militärakademie war er mehrere Jahre Gehilfe des Militär­attachés in Peking und von 1984 bis 1988 Militär-, Marine- und Luftwaffenattaché an der Botschaft der DDR in Brüssel und Luxemburg. Er wurde wiederholt als Manöverbeobachter eingesetzt. Nach dem 3. Oktober 1990 diente er kurze Zeit als Oberst in der Bundeswehr. Seinen aktiven Dienst beendete er am 31. Dezember 1990 auf eigenen Entschluss. Von 1991 bis 2002 war er in leitenden Positionen bei privaten Kampfmittelräumfirmen tätig. Er lebte in Berlin, verfasste Bücher und regelmäßig analytische Beiträge für den RotFuchs und für die Mitteilungen der Kommunistischen Plattform, sein nunmehr letzter Beitrag erschien in den Mitteilungen 10/2022 und befasste sich mit der Kuba-Krise vor 60 Jahren. Im Rot­Fuchs 7, 8 und 9/2022 untersuchte er zuletzt das Verhältnis USA-China. Oberst a. D. Dipl. rer. mil. Bernd Biedermann gehörte zu den profiliertesten Militäraufklärern der DDR und genoss auch den Respekt beim Klassengegner«.

Ellen Brombacher

 

Anmerkung:

[1]  Siehe: https://kpf.die-linke.de/bundeskonferenzen/bundeskonferenzen/4-tagung-der-19-bundeskonferenz-am-14-april-2019/news/der-nato-doppelbeschluss-von-1979-und-der-us-austritt-aus-dem-inf-vertrag-parallelen-und-untersch/.

 

Mehr von Ellen Brombacher in den »Mitteilungen«: 

2023-02: 150 Jahre »Manifest der Kommunistischen Partei« (aus: Mitteilungen, 3/1998)

2023-01: Günter Herlt (18. Juni 1933 – 20. Dezember 2022)

2022-11: Deutsch-jüdisches Familienbild