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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Arbeitereinheit rettet Republik

Prof. Dr. sc. Heinz Karl, Berlin

 

90 Jahre nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches 1920

 

In diesen Wochen werden die Gedanken wieder auf dramatische Ereignisse gelenkt, die sich vor 90 Jahren abspielten, aber von weitreichender, ja historischer Bedeutung waren. Sie zeitigten Erfahrungen und vermitteln Lehren, die auch heute noch relevant sind. Es geht um die Niederwerfung des militaristischen Kapp-Putsches gegen die Weimarer Republik im März 1920 durch die einheitlich und entschlossen handelnde deutsche Arbeiterklasse.

Was bewegt uns vor allem dazu, diesen fast ein Jahrhundert zurückliegenden Vorgängen unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden?

Zunächst die in der deutschen Geschichte einzigartige Tatsache, daß es Millionen Arbeitern, unterstützt von Angestellten, Beamten, Intellektuellen, Kleinbauern, Mittelständlern, durch ihre Massenaktion gelang, der gut organisierten und bis an die Zähne bewaffneten bürgerlich-junkerlichen Reaktion eine vollständige politische und militärische Niederlage zu bereiten und einen reaktionären Umsturz zu verhindern.

Zum zweiten, weil sie damit die große Chance eröffneten, die durch die blutige Niederschlagung der Novemberrevolution eingeleiteten fatalen Fehlentwicklungen (vor allem Festigung der Macht der Großbourgeoisie und der Großagrarier, Konsolidierung und Ausbau eines weitgehend reaktionären Staats-, insbesondere Militär-, Polizei- und Justizapparates) zu korrigieren und reale demokratische Veränderungen durchzusetzen.

Weil diese – in ihrer Dimension für die ganze Zeit der Weimarer Republik einmalige, nicht wiederkehrende – Chance durch das Agieren bürgerlicher Kräfte und rechtssozialdemokratischer Politiker zunichte gemacht wurde, konnten in der Folgezeit reaktionäre Entwicklungen vollzogen werden, die schließlich zur faschistischen Diktatur führten und in den Zweiten Weltkrieg mündeten.

Der Kapp-Putsch war kein Blitz aus heiterem Himmel. Nach der Niederschlagung der Novemberrevolution gewann die bürgerliche Reaktion rasch an Boden. Einer ihrer ungeduldigsten und abenteuerlichsten Vertreter war der ostpreußische Gutsbesitzer Wolfgang Kapp, Vorstandsmitglied der rechtskonservativen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank. Eine militärische Fronde formierte sich um den Befehlshaber der Reichswehrverbände im nördlichen Deutschland, General Freiherr v. Lüttwitz. Sie bewegte vor allem die im Versailler Friedensvertrag festgelegte Heeresverminderung von 545.000 auf 100.000 Mann. Damit verbunden war, daß von 34.000 Berufsoffizieren 30.000 zu entlassen waren.

Als dazu erste Maßnahmen ergriffen wurden, schlugen die Verschwörer los. General v. Lüttwitz gab der II. Marinebrigade unter Korvettenkapitän Ehrhardt den Befehl, in Berlin einzurücken und das Regierungsviertel zu besetzen, was am frühen Morgen des 13. März (einem Sonnabend) geschah. Da alle verantwortlichen Kommandeure – mit Ausnahme des Chefs der Heeresleitung, Generalleutnant Reinhardt – sich weigerten, gegen die Meuterer vorzugehen, flohen Reichspräsident Ebert und die Regierung nach Dresden und dann weiter nach Stuttgart. Die Putschisten proklamierten Kapp als Reichskanzler und Lüttwitz als Reichswehrminister und militärischen Oberbefehlshaber.

Generalstreik!

Vielerorts traten die Arbeiter nach Bekanntwerden des Putsches spontan in den Streik. Aktionsausschüsse wurden gebildet, in denen die Vertreter der Arbeiterparteien, der Gewerkschaften, Betriebsräte und Arbeitslosenausschüsse zusammenwirkten. In großem Umfange wurden die Arbeiterräte der Revolutionszeit wiederbelebt. In diesen Kampforganen wirkten in der Regel linke USPD-Funktionäre und Kommunisten als vorwärtstreibende Kraft.

Es blieb nicht bei Streiks. Schon in den ersten Tagen wurden vielfältige weitere Kampfmaßnahmen durchgeführt. In Bochum beispielsweise wurden die politischen Gefangenen befreit. Bereits in der Nacht zum 14. März entwaffneten dort revolutionäre Arbeiter Angehörige der Einwohnerwehr und der Sicherheitspolizei. Es gelang, 2.000 Gewehre zu beschlagnahmen. Unter Leitung des Arbeiterrats wurden sie an Arbeiter ausgegeben, die mindestens ein Jahr politisch oder gewerkschaftlich organisiert waren. Ähnliche Aktionen fanden vielerorts statt, besonders in Rheinland-Westfalen, Thüringen, Sachsen und Mitteldeutschland.

Eine entscheidende Rolle spielten die freien Gewerkschaften. Am 13. März riefen ihre Dachorganisationen, der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände (AfA), vertreten durch ihre Vorsitzenden, Carl Legien und Siegfried Aufhäuser, zum Generalstreik zur Verteidigung der Republik und der Arbeiterrechte auf. Im Namen der SPD wurde am 13. März ein Aufruf zum Generalstreik herausgegeben, von dem sich Ebert und die sozialdemokratischen Regierungsmitglieder aber wieder distanzierten. Das Zentralkomitee der USPD sprach sich am 14. März für die konsequente Durchführung des Generalstreiks aus.

Am Montag, dem 15. März, setzte der Generalstreik mit voller Wucht ein – erfaßte etwa 12 Millionen Arbeiter, Angestellte und Beamte in allen Teilen Deutschlands. Der Streikbewegung schlossen sich auch die christlichen und die Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften an. Bürgerliche Demokraten wie Carl v. Ossietzky und Otto Nuschke, fortschrittliche Intellektuelle, wie Kurt Tucholsky und Friedrich Wolf, traten an die Seite der Arbeiter.

Die KPD hatte seit Monaten immer wieder, zuletzt in der "Roten Fahne" vom 12. März, vor "Putschen größten Stils" der erstarkenden Reaktion gewarnt und überraschende Aktionen der militärischen Gegenrevolution" [Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. VII, 1. Halbband, Berlin 1966 (im folgenden: DuM VII/1), S. 206/207.] vorausgesagt. Auch daraus erklärt sich, daß die Kommunisten allenthalben in den ersten Reihen der Kämpfenden standen, vielerorts – in der Regel gemeinsam mit linken USPD-Funktionären – an ihrer Spitze. Aber am 13. März war die Parteiführung nur sehr begrenzt handlungsfähig. Von den 14 Mitgliedern und Ersatzmitgliedern der Zentrale waren nur vier am Morgen in Berlin anwesend. Sie erließen im Namen der Zentrale einen Aufruf zum entschlossenen Kampf gegen die Militärdiktatur, aber nicht zum Generalstreik, weil die Arbeiterklasse "in diesem Augenblick nicht aktionsfähig" [Ebenda, S. 212.] sei. Diese falsche Einschätzung der Lage und der Handlungsmöglichkeiten fußte auf dem Bericht Ernst Reuters (Friesland), des Vorsitzenden der Berliner Bezirksorganisation, nach den vorliegenden Informationen sei in den Betrieben alles ruhig, es herrsche keine Kampfstimmung.

Am 14. März, als die Mehrzahl ihrer Mitglieder in Berlin eingetroffen war, korrigierte die Zentrale die Fehlentscheidung des Vortages. Sie formulierte – und besonders darin besteht die Bedeutung dieses Aufrufs – klar die nächsten Kampfziele: Beseitigung von Kapp/Lüttwitz; Entwaffnung und Auflösung der Reichswehr, der Sicherheitspolizei, der Einwohnerwehren und Zeitfreiwilligen; Beschlagnahme aller Waffen der Bourgeoisie; Bildung einer revolutionären, zuverlässigen Arbeiterwehr unter Kontrolle der Arbeiterräte; Freilassung aller politischen Gefangenen. [Ebenda, S. 217.] Als einzige Partei orientierte die KPD konsequent auf die Zerschlagung der bewaffneten Macht der Reaktion und die Bewaffnung der Arbeiterklasse. Nur so konnte mit der Niederschlagung des Putsches das Kräfteverhältnis zugunsten der Arbeiterklasse und der Anhänger der Republik verändert werden.

Arbeiter – zu den Waffen!

Die Putschisten versuchten, sich durch offenen Terror durchzusetzen. Sie hatten sofort den Ausnahmezustand verhängt, dann das Standrecht und drohten am 15. März "Rädelsführern" und Streikposten die Todesstrafe an. Die Militär- und Polizeibehörden handelten in der Regel in diesem Sinne.

Mit aller Deutlichkeit zeigte sich, daß der Generalstreik, die Taktik der "verschränkten Arme", allein nicht ausreichte, die Kapp/Lüttwitz zu beseitigen. So riefen die Gewaltmaßnahmen den bewaffneten Widerstand der Arbeiter hervor. Arbeiterwehren bildeten sich und gingen zum Angriff über. Mehrere tausend Mann starke Reichswehrverbände mit schweren Waffen wurden in die Flucht geschlagen, eingekreist und zur Kapitulation gezwungen, Städte wie Suhl, Gotha, Dortmund, Essen, Remscheid von den Arbeitertruppen im Sturm genommen. Bis zum 23. März wurde fast das gesamte rheinisch-westfälische Industriegebiet von der Reichswehr gesäubert. Hier formierte sich die Rote Ruhrarmee.

Der einmütige Generalstreik und die außerordentlich erfolgreichen, für die militärische Macht des Regimes – und damit für das Regime selbst – bedrohlichen bewaffneten Aktionen der Arbeiter führten zum völligen Zusammenbruch des Putsches. Am 17. März mußten Kapp und Lüttwitz abtreten. Nun konzentrierten die Herrschenden alle Kraft darauf, die Kampffront der Arbeiter zu sprengen, um eine mögliche Linksentwicklung zu verhindern. Schon am 15. März hatte der Vorsitzende der konservativen Deutschen Volkspartei (DVP), Gustav Stresemann, die Parole ausgegeben, daß "es sich nicht um einen Kampf zwischen der alten Regierung und Kapp handele, sondern um einen Kampf gegen den Bolschewismus" [G. Stresemann: Reden und Schriften, 1. Bd., Dresden 1926, S. 324/325.]. Die Reichsregierung nahm diese primitive antikommunistische Hetzparole auf und plakatierte am 17. März: "Macht Front gegen den alles vernichtenden Bolschewismus" [E. Könnemann/H.-J. Krusch: Aktionseinheit contra Kapp-Putsch, Berlin 1972, S. 320/321 (Faksimile).].

Die Stunde der Gewerkschaften

KPD und USPD traten für die Weiterführung des Generalstreiks und gegen die Rückkehr der Regierung Bauer/Noske ein. Von großer Bedeutung war, daß – im Gegensatz zur SPD-Führung – die Dachorganisationen der freien Gewerkschaften in einem gemeinsamen Aufruf am 18. März für die konsequente Fortsetzung des Generalstreiks eintraten und die Entwaffnung aller unzuverlässigen Truppen forderten. Gestützt auf ihre Rolle im Kampf gegen Kapp/Lüttwitz erhoben sie – erstmals! – den politischen Anspruch auf eine "entscheidende Mitwirkung bei der Neuordnung der Verhältnisse" [DuM VII/1, S. 221.]. Davon ausgehend formulierten sie ein Neunpunkteprogramm, das wesentliche Forderungen der Kämpfenden widerspiegelte, u.a. nach entscheidendem Einfluß der Gewerkschaften auf die Umgestaltung der Regierungen und die Neuregelung der wirtschafts- und sozialpolitischen Gesetzgebung; Entwaffnung und Bestrafung aller am Putsch beteiligten Truppen und Personen; Säuberung der Verwaltung und der Betriebsleitungen von Reaktionären; Demokratisierung der Verwaltungen unter Beteiligung der Gewerkschaften; Sozialisierung des Bergbaus und der Energieerzeugung, Übernahme des Kohlen- und Kalisyndikats durch das Reich; Enteignung von Grundbesitzern, die die verfügbaren Lebensmittel nicht abführen oder ihren Betrieb nicht im Interesse des Volksganzen bewirtschaften; Auflösung aller konterrevolutionären militärischen Formationen, Übernahme des Sicherheitsdienstes durch die organisierte Arbeiterschaft. [Könnemann/Krusch: Aktionseinheit, S. 320/321 (Faksimile).] Der bundesdeutsche konservative Historiker Heinz Hürten diffamiert dieses höchst zeitgemäße Bekenntnis der Gewerkschaften zu ihrer politischen Verantwortung als "einen ähnlichen, nicht durch ein demokratisches Mandat legitimierten Anspruch auf Einfluß im Staat ..., wie zuvor Lüttwitz dies im Namen des Militärs getan hatte" [H. Hürten: Bürgerkriege in der Republik. In: K.D. Bracher/M. Funke/H.-A. Jacobsen (Hrsg.), Die Weimarer Republik 1918-1933, (Bonn 1987), S. 91.]!

Für eine Arbeiterregierung

Ganz im Sinne dieser durch die Ereignisse mehr als begründeten politischen Initiative der Gewerkschaften hatte am 17. März der Vorsitzende des ADGB, Carl Legien, der USPD vorgeschlagen, eine Arbeiterregierung aus Politikern der Gewerkschaften, der SPD und der USPD zu bilden, war aber auf Ablehnung gestoßen. [Vgl. Könnemann/Krusch: Aktionseinheit, S. 320-324.] Darin widerspiegelte sich eine entschiedene Ablehnung der Politik der SPD-Führer, aber auch Unverständnis für die unmittelbar auf der Tagesordnung stehende und durchaus lösbare Aufgabe, die Bildung einer neuen Koalitionsregierung der SPD mit bürgerlichen Parteien zu verhindern. Als Mitglieder der Zentrale der KPD am 21. März vom Angebot des ADGB erfuhren, forderten vor allem Wilhelm Pieck und Jacob Walcher die USPD auf, ihre Entscheidung zu überdenken. [Vgl. ebenda, S. 328-330.] Auch in der Zentrale der KPD zunächst auf Widerspruch stoßend, setzten sie sich nach mehrtägigen Debatten schließlich durch. [Vgl. ebenda, S. 330, 333-335.] Am 23. März beschloß die Zentrale eine Erklärung, in der sie für die Bildung "einer sozialistischen Regierung unter Ausschluß von bürgerlich-kapitalistischen Parteien" eintrat und einer solchen Regierung "loyale Opposition" [DuM VII/1, S. 230.] zusicherte.

Diese Erklärung war ein Versuch, ein Etappenziel des Kampfes zu formulieren. Eine solche Regierung, die sich auf die kampfbereiten und bewaffneten Arbeitermassen und deren allerorts entstandenen Organe stützte, hätte Reaktion und Großkapital zurückdrängen, bessere Kampfbedingungen für die Arbeiterklasse und eine Linksentwicklung bewirken können. Lenin wertete die Erklärung als "sowohl ihrer Hauptvoraussetzung nach als auch ihrer praktischen Schlußfolgerung nach vollkommen richtig." [W.I. Lenin, Werke, Bd. 31, Berlin 1959, S. 97.] Der Versuch, eine Arbeiterregierung zu schaffen, scheiterte am Widerstand der Führung der SPD und der zentristischen Führer der USPD, am Unverständnis auch bei manchen der linken Kräfte in der USPD.

Der Verrat und seine Folgen

In Verhandlungen mit den Gewerkschaften verpflichtete sich die Regierung zur Erfüllung der meisten Forderungen des Neunpunkteprogramms. Daraufhin wurde der Generalstreik abgebrochen. Am 27. März wurde die Regierung Bauer durch eine neue Koalitionsregierung mit Hermann Müller (SPD) als Reichskanzler ersetzt. Nachdem die einheitliche Front der Arbeiterklasse zerbrochen war, zeigte es sich, daß die Verhandlungen nur dazu gedient hatten, dem von vollständiger Zerschlagung bedrohten Militär eine Atempause zu verschaffen, in der es sich reorganisieren und umgruppieren konnte. Die Regierung setzte die bisher putschenden Reichswehrverbände – darunter die Brigade Ehrhardt, vor der sie aus Berlin geflohen war – in Marsch, um die Arbeiter, die unter Einsatz ihres Lebens die Republik verteidigt hatten, niederzuwerfen.

Die Reaktion konnte dank der Winkelzüge der bürgerlichen Parteien und der Unterstützung der SPD ihre Lage stabilisieren. Bei den Reichstagswahlen im Juni 1920 verloren die Arbeiterparteien an Stimmen. Im bürgerlichen Lager verschob sich das Schwergewicht nach rechts. Zum ersten Mal in der Weimarer Republik wurde ein rein bürgerliches Kabinett gebildet, erstmals unter Einbeziehung der konservativen DVP. Diese Verschiebung des politischen Kräfteverhältnisses nach rechts schuf günstige Bedingungen für die weitere konservativ-reaktionäre Prägung des Staatsapparates der Weimarer Republik, die ein wesentliches Element zunehmender Rechtstendenzen war.

Die wohl folgenschwerste Auswirkung dessen, daß der triumphale Sieg der Arbeiter und anderen Republikaner über die Militaristen durch eine zutiefst reaktionäre Politik in ihre Niederlage umgefälscht wurde, liegt zweifellos darin, daß die reaktionäre, militaristische Armee nicht zerschlagen, liquidiert, sondern gerade von jetzt an zu einem ultrakonservativen und extrem volksfeindlichen "Staat im Staate" und zu einem immer einflußreicheren politischen Faktor wurde. Erst dieses Machtinstrument hat den Übergang zur faschistischen Diktatur möglich gemacht.

Die Lehren

Welche bleibenden, auch heute aktuellen Lehren vermitteln diese Ereignisse?

1. Sie zeigen, welche gewaltige Kraft, welche enormen Potenzen die in Konfrontation zum Großkapital und seiner Herrschaft stehenden Massen, insbesondere die Arbeiterklasse, entfalten können, wenn sie in politischer Aktionseinheit handeln.

2. Siebeweisen, welche scharfe, unverzichtbare Waffe der für die Verteidigung und Erweiterung ihrer politischen und sozialen Rechte kämpfenden Massen der politische Generalstreik ist.

3. Sieverdeutlichen, wie wichtig, ja unbedingt notwendig für die Auslösung, Kontinuität, Verbreiterung und Steigerung von Massenaktionen ihre organisatorische Basis, handlungsfähige Strukturen, initiativreiche koordinierende Gremien sind, die aus der praktischen Bewegung heraus entwickelt werden müssen, ihr nicht oktroyiert werden können.

4. Sieunterstreichen nachdrücklichst die herausragende, unersetzliche Rolle der Gewerkschaften in solchen Massenaktionen und die nicht geringere Rolle der Entwicklung in den Betrieben, der Betriebsräte und anderer betrieblicher Organe.

5.Außerordentlich lehrreich ist die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der Führung der freien Gewerkschaften während der Kapp-Tage. Es zeigte sich, daß sie – ungeachtet reformistischer Grundpositionen – in der Lage war, in klarer Distanz zur rechtssozialdemokratischen Politik Forderungen zu entwickeln und zu vertreten, die den Erfordernissen der Situation und Grundinteressen der Arbeiterklasse entsprachen.

6.Die Vorgänge während des Kapp-Putsches und unmittelbar nach seiner Niederschlagung vermitteln wichtige Erfahrungen und Lehren für den Umgang der Arbeiterbewegung und anderer Linker mit der Staatsmacht – sowohl für das Verhältnis zum Staatsapparat als auch zum Problem einer Regierungsbeteiligung. Eine solche wäre anzustreben, wenn sie von einer starken, zielklaren und schlagkräftigen Massenbewegung getragen würde und außerhalb wie innerhalb der Regierung ein politisches Kräfteverhältnis gegeben wäre, das die Durchsetzung entscheidender Kampfforderungen und damit eine Linksentwicklung ermöglichen würde.

7. Im Kapp-Putsch erwies sich mit seltener Klarheit die politische Rolle des Militärs im bürgerlichen Staat als Bollwerk der Reaktion und über der parlamentarischen Demokratie schwebendes Damoklesschwert. Auch angesichts dieser einprägsamen geschichtlichen Lektion dürfte es sehr angebracht sein, allen Tendenzen der Militarisierung der BRD, des Ausbaus der inneren Funktion der Bundeswehr (einer nicht weniger restaurativen Armee als es die Reichswehr der Weimarer Republik war), ob unter dem Aushängeschild "Amtshilfe" oder unter der Flagge "Zivil-Militärische Zusammenarbeit" mit höchster Wachsamkeit und ausgeprägtem demokratischen Mißtrauen zu begegnen.

 

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2009-03: Geschichte der KPD im Spiegel gegenwärtiger Geschichtsschreibung

2009-01: Vor 90 Jahren: Gründung der KPD

2008-06: Probleme gemeinsamen Kampfes gegen den Faschismus und Lehren des Spanischen Krieges (1936-1939)