Weckrufe für die Gesellschaft der Zukunft
Prof. Dr. Heinz Karl, Berlin
Wolfgang Beutin, Hermann Klenner und Eckart Spoo haben ein Buch [1] herausgegeben - illustriert [2] von Thomas J. Richter -, das zum Nachdenken anregt. Ein Buch, das mit seinem historisch, weltanschaulich und national breiten, differenzierten Spektrum von Autoren zugleich ein vielfältiges Angebot unterbreitet für eine produktive Auseinandersetzung mit dem Kernproblem: "einem Grundbedürfnis des Miteinanders von Menschen [zu] entsprechen: des menschlichen Miteinanders" (H. Klenner, S. 5 [3]), und damit zugleich den Menschen zu befreien aus "solch unermeßlich spannungsgeladenen Widersprüchen ..., daß die menschliche Gattung als Ganzes bedroht ist" (Konrad Farner, S. 176). Es macht uns bekannt mit Einsichten und Lösungsansätzen von Platon vor mehr als 2.300 Jahren: "Ein hervorragend tugendhafter Mann kann unmöglich hervorragend reich sein" (S. 7) - bis Fidel Castro vor zwanzig Jahren: "Das menschliche Leben muss rationaler werden. Es muss eine gerechte internationale Wirtschaftsordnung durchgesetzt werden. ... Es soll der Hunger verschwinden und nicht der Mensch. ... Schluss mit dem Egoismus." (S. 182/183).
Als Angelpunkt erweist sich die Eigentumsfrage. Schon Thomas Morus vor vierhundert Jahren wusste: "wo es Privateigentum gibt, gibt es keine Gerechtigkeit" (S. 20). Und Romain Rolland prophezeite uns vor achtzig Jahren das "Mustergefängnis des internationalen Kapitalismus": "Der Mechanismus wird so vollkommen sein, daß es keine andere Wahl mehr geben wird, als sich dem zu unterwerfen oder Hungers zu sterben. Presse- und Meinungsfreiheit werden Hirngespinste der alten Zeit sein. Und kein Land mehr, wo man der Bedrückung durch die anderen entrinnen kann." (S. 157) Den Apologeten der kapitalistischen Barbarei, welche das Privateigentum als angebliche Voraussetzung der Freiheit der Persönlichkeit verteidigen, hielt Oscar Wilde schon vor 120 Jahren entgegen: "Das Pri- vateigentum hat den wahren Individualismus vernichtet und einen falschen hingestellt." (S. 105) Und Konrad Farner sieht die "Schablonisierung und Egalisierung der Persönlichkeit durch stets intensiver werdende Massenmedien immer mehr gefördert" (S. 176).
Albert Einstein, der 1949 in wenigen Sätzen eine überaus treffende Charakteristik und Kritik des Wesens des Kapitalismus, seines politischen Systems und seiner geistigen Situation gibt, sieht als Abhilfe "nur ein Mittel, nämlich die Errichtung einer sozialistischen Wirtschaft - in der die Produktionsmittel der Gemeinschaft gehören, die sie nach einem festgelegten Plan nutzt." (S. 169) Auch Thomas Mann meinte, dass die Welt der Zukunft "schwerlich ohne kommunistische Züge vorzustellen ist: das heißt, ohne die Grundidee des gemeinsamen Besitz- und Genußrechtes an den Gütern der Erde, ohne fortschreitende Einebnung der Klassenunterschiede, ohne das Recht auf Arbeit und die Pflicht zur Arbeit für alle." (S. 165) Er verknüpfte diese Sicht mit seiner grundsätzlichen Kritik des Antikommunismus, "dem Schrecken der bürgerlichen Welt vor dem Kommunismus ..., von dem der Faschismus so lange gelebt hat", als "die Grundtorheit unserer Epoche" (S. 164).
Der Band vereinigt Texte von insgesamt 103 Autoren aus aller Welt, von Willibald Alexis bis Clara Zetkin, von der Antike bis in unsere Tage; weitere werden zitiert bzw. erwähnt. Ihm ist weiteste Verbreitung zu wünschen.
Anmerkungen:
[1] Wolfgang Beutin/Hermann Klenner/Eckart Spoo (Hg.): Lob des Kommunismus. Alte und neue Weckrufe für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen, (Hannover, Ossietzky, 2013). ISBN 978-3-944545-02-8.
[2] Die Grafik auf dem Umschlag (s. Abb.) stammt wie zahlreiche weitere im Buchinnern von Thomas J. Richter.
[3] Alle Seitenzahlen in den Klammern beziehen sich auf diesen Band.
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