Zum Hauptinhalt springen
Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Vor 100 Jahren: Verkündung des Programms einer faschistischen Partei

Prof. Dr. Manfred Weißbecker, Jena

 

So manches Ereignis scheint nicht mehr zu sein als ein bloßes Vorkommnis, eines ohne geschichtliche Bedeutung. Dennoch: Auch in ihm spiegeln sich oft aufgewühlte Zeiten und erbitterte Auseinandersetzungen, ebenso die Hoffnungen und Ängste, Erwartungen und Befürchtungen Denkender und Handelnder, vor allem aber ein Zeitgeist, den Goethe einst als Geist der Herren bezeichnete. Und: Aus Kleinem kann Großes entstehen, aus dem, was ungefährlich daherkommt, zutiefst Unmenschliches. Zudem erfolgen Veränderungen in kleinen Schritten, mitunter weder wahr- noch ernstgenommen. Wer aber widerstehen will, der muss sorgsam und rechtzeitig auf alle Gefahrenzeichen achten. Dies belegt insbesondere die Geschichte des Weges, den Deutschland gegangen ist hin zum 30. Januar 1933 und zum 1. September 1939 ...

So bedeutete für viele die Gründung der Deutschen Arbeiterpartei am 5. Januar 1919 in München nicht mehr als kleinliche Vereinsmeierei und bloßen Hintertreppenspuk. Das galt jedoch schon nicht mehr für deren öffentliche Veranstaltung vom 24. Februar 1920, als die DAP ihrem Namen den Zusatz nationalsozialistisch hinzufügte und zugleich ihr 25 Punkte umfassendes Programm verkündete. Dieses machte publik, dass man auf bislang unbekannte Art Politik betreiben wollte, eine Politik, die – entsprechend der Selbstbezeichnung der italienischen Schwarzhemden-Bewegung Mussolinis – als faschistisch zu bezeichnen war.

Dieses Sinnen und Trachten deutscher Faschisten richtete sich voll und ganz auf das Ziel, die Ergebnisse des verlorenen Krieges und der ihr verhassten Novemberrevolution so rasch und so gründlich wie möglich rückgängig zu machen, verbunden mit der Bereitschaft, sich für ihre Ziele und Zwecke aller verfügbaren Gewaltmittel zu bedienen, selbst um den Preis eines neuen Krieges nach außen und eines Bürgerkrieges im Lande. Ihre Ziele entsprachen dem Hoffen und Wollen eines generell friedensfeindlichen, militant-terroristischen und rassistischen Teils der deutschen Eliten, dem die regierenden Parteien der Republik – weder die liberale Deutsche Demokratische Partei, noch das katholische Zentrum noch die großbürgerlich orientierte Deutsche Volkspartei oder gar die konservative Deutschnationale Volkspartei – und auch antifaschistisch-demokratische Kräfte nur unzulänglich begegneten.

Im Spektrum der damals existierenden bürgerlichen Parteien fehlte ein Organisationstyp für die Realisierung extrem reaktionärer Zukunftsvorstellungen, die – im Einzelnen sehr diffus und widersprüchlich – nach dem Krieg Denken und politisches Verhalten zahlreicher Angehöriger der deutschen Oberschichten erfasst hatten. Eine Orientierung zur Gewinnung großer Anhängerscharen hatte schon die 1917 gegründete Deutsche Vaterlandspartei geboten. Sie sah in den »abseits aller Gewerkschafts- und Parteistreitigkeiten« stehenden Arbeitern eine Chance. Es gelte, »die abseits stehenden Arbeiter und die vaterländisch gesinnten Arbeitergruppen auf nationaler Grundlage zu einer einheitlichen Kampffront zu sammeln«.

Dies gelang der DAP bis Februar 1920 allerdings nicht. Die Zahl ihrer Mitglieder erhöhte sich nur langsam. Im Januar 1920 war man gerade mal bei 190 angekommen. Wer zunächst zur DAP stieß, stand in der Regel wie Hitler noch im Dienste der Reichswehr. Mit ihrer Hilfe erhielt die DAP die für sie so lebenswichtige Unterstützung durch verschiedene Einrichtungen der Reichswehr, organisiert hauptsächlich durch Karl Mayr und Ernst Röhm.

Hitler selbst gehörte der Reichswehr bis zum 31. März 1920 an und nutzte gleichermaßen Räume wie Material für die DAP, ohne auf dienstliche Schwierigkeiten in der sich nach außen unpolitisch und neutral gebenden Reichswehr zu stoßen. In einem aufschlussreichen Brief an Wolfgang Kapp – die führende Figur des konservativ-militaristischen Putsches vom März 1920 – stellte Mayr die neue Partei als eine »Organisation des nationalen Radikalismus« und sogar als seine Schöpfung hin. »Wir werden, und zwar nicht im parlamentarisch geruhsamen Tempo der deutsch-nationalen Volkspartei, einen glühenden Nationalismus pflegen. Bolschewismus, Separatismus, Aufgehen in westlerischer Pseudokultur und wirtschaftliches Helotentum von Englands und Frankreichs Gnaden werden wir mit Hörnern und Klauen bekämpfen.«

Streit um die Richtung

Ende 1919 und vor allem zu Beginn des Jahres 1920 wurde nach Möglichkeiten einer Vergrößerung und Stabilisierung ihrer Organisation gesucht. Dabei geriet die Partei in eine erste Zerreißprobe, ging es doch um eine grundsätzliche Entscheidung über ihre weitere Entwicklung. Unterschiedliche Auffassungen prallten aufeinander. Einige, die aus der berüchtigten Thule-Gesellschaft kamen, sahen ihre Aufgabe mehr darin, im Hintergrund zu agieren und mit den Mitteln indirekter Einflussnahme zu wirken. Hitler machte sich dagegen zum Fürsprecher der Auffassung, man müsse hauptsächlich an die Öffentlichkeit treten. Es eskalierte der Streit um die Geschäftsordnung der Partei.

In gewisser Weise widerspiegelten sich in diesen Auseinandersetzungen auch die Debatten, die innerhalb der herrschenden Kreise Deutschlands um die Frage geführt wurden, welcher Weg zur weiteren Festigung ihrer innen- und außenpolitischen Macht der erfolgversprechendste sein würde. Sie berührten zwangsläufig auch den Platz, den dabei die Reichswehr und die neu geschaffenen paramilitärischen Organisationen einzunehmen hatten. Führende Militärs – unter ihnen vor allem General Hans von Seeckt, der im April 1920 zum Chef der Heeresleitung avancierte – begannen mit dem Gedanken zu spielen, die Armee als Kern eines Massenheeres für künftige revanchistische Aggressionskriege aufzubauen. Es war diese in die Zukunft reichende Sichtweise, die Seeckt in einer Verfügung an die Generalstabsoffiziere erklären ließ: »Wenn wir arbeiten wollen, so müssen wir heraus aus dem Lärm des Tages«. Zwar müsse der Offizier – von Soldaten war nicht die Rede – teilhaben an den Fragen der Öffentlichkeit und am politischen Leben des Volkes, doch sei nicht »mit lauter Stimme einzugreifen«. Andere, vor allem General Walther von Lüttwitz, Kommandeur des Gruppenkommandos Nr. 1 der Reichswehr in Berlin, Erich Ludendorff, 1916 bis 1918 als Erster Generalquartiermeister führend in der Obersten Heeresleitung tätig, Oberst Max Bauer, ein enger Mitarbeiter Ludendorffs während des Krieges, bereiteten hingegen mit direkter Unterstützung der Schwerindustriellen Hugo Stinnes, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Paul Reusch und des deutschnationalen Generallandschaftsdirektors Wolfgang Kapp – er gehörte zu den Mitgliedern des Aufsichtsrates der Deutschen Bank – einen Putsch zur Errichtung einer Militärdiktatur vor.

Beides – sowohl die Lösung vom »Lärm des Tages« als auch die Putschtaktik – beförderte die Entwicklung völkisch-faschistischer und rassistisch-antisemitischer Organisationen. Führenden Militärs erschienen diese zudem als nützliches politisches Auffangbecken für jene Angehörigen der Truppe, die unter dem Druck der Entente bei der Verkleinerung des Heeres auf 100.000 Mann entlassen werden mussten und nicht alle in den Einwohnerwehren oder sonstigen paramilitärischen Verbänden zu erfassen waren. Sie sollten aber auch Bestandteil jenes vielgegliederten antirepublikanischen Lagers sein, ohne das weder bei dem geplanten Putsch, noch bei der weiteren Entwicklung nach rechts auszukommen war. Die bayerischen Förderer der DAP wussten seit langem um die Vorbereitungen zum Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Unternehmen. Vor dem Startschuss für die putschenden und sich mit Hakenkreuzen schmückenden Reichswehrbrigaden sollten jedoch ihre Ziele schon über zivile Kanäle propagiert werden. Es ist sicher kein Zufall, das gerade Hitler, der »Aufklärer« der Reichswehr in der DAP, im Februar 1920 auf die Durchführung einer für die Maßstäbe dieser Partei außerordentlich großen Massenveranstaltung drängte.

In jenen Tagen, als an die Stelle der Republik eine als »nationale Regierung« verbrämte Militärdiktatur gesetzt werden sollte, lud die DAP für den 24. Februar 1920 zu einem öffentlichen Vortrag in den großen Saal des Hofbräuhauses am Platzl, einem der bekanntesten Bierpaläste im Zentrum Münchens. »Was uns not tut!« – lautete das Thema der Rede des Arztes Johannes Dingfelder, der als nationalistischer Sprecher in der Landeshauptstadt an der Isar kein Unbekannter war. Hitlers Name und die Absicht, ein 25 Punkte umfassendes Parteiprogramm sowie die Namensänderung der Organisation in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei bekanntzugeben, ließen die Werbeplakate unerwähnt.

Die Veranstaltung fand einen starken Zulauf von nahezu 2.000 Teilnehmern. Mehr als zuvor ließen sich in München, in Bayern und bald auch im übrigen Deutschland Interessierte und Neugierige anziehen. Sie kamen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und sahen ihre Existenzgrundlagen bedroht, sei es durch Krieg und Niederlage, durch Revolution und Münchener Räterepublik, durch Nachkriegselend und einsetzende Inflation. Bislang hatten sie zumeist keiner politischen Organisation angehört, wandten sich jetzt jedoch – von allen anderen Parteien enttäuscht und keine Besserung ihrer Lage erhoffend – voller Tatendrang der neuen Strömung zu, die eine Alternative (ohne jedoch diesen Begriff zu verwenden) zu jener Republik verhieß, in der sie selbst die Ursache allen Übels sehen wollten. Nicht zuletzt schien ihnen auch der physische Terror Erfolg zu versprechen, der nun in die Versammlungssäle Einzug hielt. Je größer der Zulauf in die Reihen und Kundgebungen der NSDAP wurde, desto ungehemmter verschmähte sie jede Form »friedlicher« Veranstaltungen. Ein »behördliches Maß an Anständigkeit« wurde bewusst gesprengt. Im Vordergrund stand das Ziel, wie Hitler später schrieb, einen »fanatischen Ausbruch völkischer und nationaler Leidenschaft« zu erreichen. Inhalt und Form ihrer Veranstaltungen hatten nach den Plänen ihrer Organisatoren immerden Gegner »zu reizen«, was mit einem kraftlosen »Gewäsch« nicht erreicht werden könne.

Populistischer Allerweltstopf

Die 25 Punkte des am 24. Februar 1920 verkündeten Parteiprogramms widerspiegelten die Entschlossenheit, alle verfügbaren Mittel zum Machtgewinn im Inneren und zur Durchsetzung aggressiver Ziele nach außen einzusetzen. Sie – von Demagogen der NSDAP als »Glaubensbekenntnis« gepriesen oder, Luthers legendenumwobenen Thesenanschlag an einer Wittenberger Kirche assoziierend, gar »Thesen« genannt – beinhalteten ein eklektisches Sammelsurium weitreichender chauvinistischer Forderungen, schlimmster rassistischer Leitsätze und hochtrabender sozialpolitischer Versprechungen. Die weltanschauliche und ideologische Beschreibung des eigenen Standortes richtete sich gleichermaßen gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Pazifisten, Demokraten und Liberale, gegen Demokratie und Parlamentarismus, gegen die »Systemparteien« und ein angeblich jüdischen Interessen dienendes Parteienwesen, gegen ethnische Minderheiten, die pauschal als »Nicht-Deutsche« rassistischen Verdikten unterworfen werden sollten.

So skurril und wolkig manches auch formuliert sein mochte: Hinter dem Gemisch von Leitsätzen und Gemeinplätzen, von Bekenntnis und Berechnung sowie von wohlklingend formuliertem Vorsatz undverlogenem Versprechen verbargen sich ein weit über die deutschen Grenzen hinausreichender Expansionismus sowie schlimmste Menschen- und Fortschrittsfeindlichkeit. In ihnen kam die Bereitschaft zu offener Gewaltanwendung gegen die organisierte Arbeiterschaft zum Vorschein. Verbunden mit ihrer totalen Feindschaft gegen Demokratie und Parlamentarismus ließen sie zugleich ihren Hass auf die Juden, ihren sich zu jeder Barbarei berechtigt fühlenden Antisemitismus erkennen.

So klar und eindeutig diese Hauptziele NSDAP auch waren und nie aus den Augen ihres Mitverfassers Hitler gelassen wurden, die 25 Punkte selbst blieben in vielen einzelnen Formulierungen relativ unbestimmt und vielfältig deutbar. Zynisch und offenherzig charakterisierte Hitler die 25 Punkte als ein Werbeprogramm, das »psychologisch richtig auf die Seele derjenigen eingestellt« sein müsse, »ohne deren Hilfe die schönste Idee ewig nur Idee bleiben würde«.

Aus zahlreichen Gründen sollte vor einem Sieg der NSDAP keinerlei Programmänderung vorgenommen werden; ja selbst nachfolgenden Generationen wurde auferlegt, alles so zu belassen, wie es Anfang 1920 niedergeschrieben und verlesen worden war. Zur Rechtfertigung dieses Standpunktes berief sich Hitler auch ausdrücklich auf die bewährte geistige und praktische Verführungskunst der katholischen Kirche und auf das Prinzip ihrer vatikanischen Spitze, an verkündeten Dogmen nicht zu rühren. Davon habe man auch in der Politik zu lernen. Schließlich wurde das Parteiprogramm am 22. Mai 1926 auch offiziell für unabänderlich erklärt – nicht zufällig in einer Situation, als interne Auseinandersetzungen die Mitglieder der NSDAP zu verwirren drohten und Hitler sich intensiv darum bemühte, seine Position als »Führer« zu festigen: Das, was er einmal verkündet hatte, durfte in seiner Partei auch als nicht mehr verbesserungsfähig gelten.

Knapp formulierte, inhaltlich jedoch außerordentlich weitreichende außenpolitische Forderungen standen an der Spitze des Programms. Gleich im ersten der 25 Punkte wurde der »Zusammenschluss aller Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungsrechts der Völker zu einem Großdeutschland« verlangt. In seinen parteiamtlichen Erläuterungen zum Programm postulierte Rosenberg, dass »gleiches Blut und gleiche Sprache und gleiche Kulturüberlieferung auch einen Staat bilden« müssten. Darin kam ein expansionistisches, nur in neuen Kriegen gewaltigen Ausmaßes zu verwirklichendes Ziel zum Vorschein. Der zweite Punkt forderte die »Gleichberechtigung des deutschen Volkes gegenüber den anderen Nationen und Aufhebung der Friedensverträge von Versailles und St. Germain« und der dritte den Erwerb von »Land und Boden (Kolonien)«. Dies alles richtete sich nicht nur gegen die 1919 erfolgten Gebietsabtretungen an Polen, Litauen, Dänemark, Belgien, Frankreich und Italien. Es reichte noch über die – auch von anderen deutschen Parteien verlangte – Wiederherstellung der Grenzen des Reiches von 1914 oder 1866 hinaus. Da von den rund 90 Millionen Menschen deutscher Nationalität etwa ein Drittel außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches lebte, enthieltdiese Formel auch den wahnwitzigen Anspruch, sich in die Angelegenheiten eines jeden Landes einmischen zu können, in dem eine deutsche Minderheit lebte, und das war u.a. in der Tschechoslowakei, in Polen, Jugoslawien, Rumänien, in den baltischen Staaten, Russland und auch in Übersee der Fall.

Unumwunden forderte die NSDAP Zuwachs an »Land und Boden« für das Reich, worunter sie vor allem osteuropäische Gebiete, aber auch die verlorenen Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien verstand. Begründet wurde dies mit demographischen und geopolitischen Argumenten; angeblich erforderten die Bevölkerungsdichte und die Ernährungssituation in Deutschland eine territoriale Expansion. Es widerspreche jeglicher natürlichen Ordnung, ließ wiederum Rosenberg wissen, »dass 36 Millionen Franzosen über ein größeres Land verfügen als 63 Millionen Deutsche; dass auf einen Russen 20mal mehr Grund und Boden kommt als auf einen Deutschen. Dieses naturwidrige Verhältnis muss entweder zur vollkommenen Verkrüppelung des deutschen Volkes führen, oder es wird in einer Weise ein Ende nehmen, wie sich die Dinge in der Geschichte noch immer zugetragen haben: durch einen völkischen Machtkampf. Es gibt auch hier nur Durchsetzung unserer Lebensnotwendigkeiten oder Untergang.«

In wenigen, nahezu lapidaren Sätzen brachte die NSDAP nicht nur größte Gebietsansprüche, sondern auch die Absicht zum Ausdruck, das Ergebnis des ersten Weltkrieges mit militärischen Mitteln wieder rückgängig zu machen. In Deutschland dürfe der Wehrwillen nicht einschlafen und müssten »die Überlieferungen aus großer Zeit wieder ins Leben« zurück gerufen werden. Auch aus diesen Gründen enthielt das 25-Punkte-Programm die Forderung, den »persönlichkeitslosen Parlamentarismus« konsequent zu beseitigen. Er führe nicht zu einer Auslese der Besten, sondern der »Skrupellosesten«, des »charakterlosen Strebertums und der kurzsichtigen Mittelmäßigkeit«.

Schillernd glänzten die gesellschafts- und die wirtschaftspolitischen Formulierungendes Programms der NSDAP. An ihnen fiel – im Unterschied zu den bürgerlichen Parteien des alten Typsam meisten auf, dass in ihnen kein ausdrückliches Bekenntnis zum Privateigentum an den Produktionsmitteln formuliert war. Die NSDAP trat für das Fortbestehen der Großbetriebe ein und sprach sich mit Punkt 13 zwar für eine Verstaatlichung aller Trusts aus, verband dies jedoch mit der vielsagenden Klausel, dass es sich dabei nur um die »bisher bereits vergesellschafteten Betriebe« handeln dürfe. Beruhigt konnten die besitzenden Schichten allerdings konstatieren, dass im 25-Punkte-Programm das für sie so schreckliche Wort »Sozialismus« nicht ein einziges Mal auftauchte.

* * *

Eine Nachbemerkung: Geschichte wiederholt sich nicht, jedenfalls nie in gleicher Weise und denselben Erscheinungsformen. Dennoch gibt es allzu oft merkwürdige, also des Merkens würdige Übereinstimmungen und Parallelen ...              

 

Mehr von Manfred Weißbecker in den »Mitteilungen«: 

2017-06: »Der Feind steht rechts« – eines seiner Opfer: Walther Rathenau

2014-09: Die lange Vorkriegszeit

2012-06: Walther Rathenau - Opfer deutscher Terroristen