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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Mikis Theodorakis – ein Kopf voller Musik

Horsta Krum, Berlin

 

»Den dürft ihr nicht töten, sein Kopf ist voller Musik«, schrie einer der Mitgefangenen in dem Augenblick, als der gefolterte und bewusstlose Mikis Theodorakis ermordet werden sollte.

In seinem langen Leben gab es drei Zeitabschnitte, während derer er im Widerstand kämpfte, litt, sein Leben aufs Spiel setzte. Dank seiner Frau Myrto, die Ärztin war, konnten einige Wunden der erlittenen Grausamkeit besser heilen, andere begleiteten ihn schmerzhaft sein Leben lang.

Auch in äußerlich ruhigeren Zeiten engagierte er sich politisch, zeitweise für die Kommunistische Partei. Aber er war zu groß, um in einer Partei eingegrenzt zu werden; er war zu groß, um die Differenzen ihr und sich selber nachzutragen – was sich an seinem Lebens-ende noch einmal in schöner Deutlichkeit bestätigte. So sehr er sich politisch und gesellschaftlich engagierte: Immer blieb er Musiker. »Musik ist unsterblich, Politik nur flüchtig.«

Sein musikalisches Werk ist reich, überreich: Volks- und Kammermusik, Kampf- und Liebeslieder, Filmmusik, Symphonien, Oratorien, liturgische Gesänge, Opern. Seine Musik steht auf dem Programm berühmter Konzerthäuser, begleitet Demonstrationen, wird in Dörfern gespielt, gesungen, gepfiffen, getanzt. Wer in Griechenland ein religiöses, ein Familien-, ein Dorffest miterlebt hat, weiß, dass immer musiziert und getanzt wird – alle tanzen, gleich, welchen Alters.

Die letzten anderthalb Jahre lebte er isoliert. Musik ist ja, wie keine andere Kunst, auf lebendige Kommunikation angewiesen. Die brauchte er zeitlebens als Musiker und als Mensch. So hat er besonders unter der Isolation gelitten, die ihm wegen des Corona-Virus verordnet wurde. Die Isolation war für ihn schlimmer als Gefängnis. »Da hatte ich wenigstens Mitgefangene, mit denen ich kommunizieren konnte.«

Was bleibt von ihm, der zu den Größten seiner Epoche zählt? Jedenfalls seine Musik. Sie wird, wie jede gute Musik, noch Generationen nach uns faszinieren; denn sie ist unsterblich.

 

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