Lebenslang auf höchstem Niveau gearbeitet
Ellen Brombacher, Berlin
Während wir am Sonntag auf dem Erfurter Parteitag über das neue Programm abstimmten, ahnten wir nicht, daß Uwe-Jens Heuer am Sonnabend, den 22. Oktober 2011 von uns gegangen ist. Ja, von uns. Denn wir hatten weit mehr als zehn Jahre miteinander gekämpft, vor allem auch um die Bewahrung der friedenspolitischen Grundsätze der PDS und später der Linken. Es war Uwe-Jens, der in den entscheidenden Auseinandersetzungen vor Münster – im Jahr 1999 – formulierte: "Wenn wir uns zum Respektieren des Kapitels VII bekennen, haben wir ein Tor geöffnet, das wir nicht wieder schließen können." Das Tor blieb zu, auch im neuen Programm. Das ist in hohem Maße auch Uwe-Jens zu verdanken. Ich erinnere mich an die gemeinsamen Jahre mit ihm in der Kommission, die das Programm von 2003 vorbereitete. Er, der in der DDR nicht zu den Unkritischen gehört hatte, wurde nie müde, eine dialektische Sicht auf deren Geschichte und auch auf die der Sowjetunion einzufordern. Faule Kompromisse gerade in der Geschichtsfrage wären für ihn undenkbar gewesen. Ich erinnere mich an ungezählte Gespräche mit Uwe-Jens – für mich stets auch ein Gewinn an Wissen und Bildung. Und immer war da die Sorge um seine, um unsere Partei. Er sah sie kritisch, manchmal mit einem Anflug von Verbitterung. Aber solange seine Kraft reichte, kämpfte er um deren Profilierung. Aus diesem Verantwortungsgefühl heraus war er wohl auch der Initiator des Marxistischen Forums, welches 1995 gegründet wurde. "In großer Sorge" lautete die Überschrift des Gründungsaufrufs. Sorgen über Probleme in der Partei waren seine ständigen Begleiter. Noch mehr aber bewegte ihn der Zustand der Welt. Sein Herz, das nun aufgehört hat zu schlagen, hat den Tribut entrichtet. Sein ganzes Leben hat er hart und auf höchstem Niveau gearbeitet: Als Wissenschaftler in der DDR, wie seine früheren Kollegen es über ihn erzählen und als Politiker beinahe zwei Jahrzehnte lang nach dem Anschluß, mit dem er sich nie arrangieren wollte. Ich bin dankbar dafür, daß ich gemeinsam mit anderen Genossinnen und Genossen der KPF an der Seite dieses außergewöhnlichen Menschen kämpfen durfte, für eine andere Welt und gegen zunehmend menschenfeindliche Zustände.
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