Einheitsfeier begann mit Unwahrheit
Egon Krenz, Dierhagen
Schon vor fünf Jahren behauptete Altbundespräsident Köhler über den 9. Oktober 1989 in Leipzig: »Vor der Stadt standen Panzer, die Bezirkspolizei hatte Anweisung, auf Befehl ohne Rücksicht zu schießen. Die Herzchirurgen der Karl-Marx-Universität wurden in der Behandlung von Schusswunden unterwiesen und in der Leipziger Stadthalle wurden Blutplasma und Leichensäcke bereitgelegt.« [1]
Obwohl damals von Sachkundigen aus Leipzig eindeutig nachgewiesen wurde, dass dies unwahr ist [2], hat Ministerpräsident Stephan Weil zur Eröffnung der diesjährigen Festveranstaltung zum Tag der deutschen Einheit diese Erfindung wiederholt. Dazu erklärt der letzte Staatschef der DDR, Egon Krenz, der 1989 für die Sicherheitslage der Stadt verantwortlich war: »Es hat weder Panzer vor noch in der Stadt gegeben. Es gab keinen Befehl an die Polizei, auf Menschen zu schießen. Es wurde weder Blutplasma noch wurden Leichensäcke bereitgestellt.«
Pressemitteilung, 3. Oktober 2014, 14 Uhr
Anmerkungen:
[1] Zum Beleg: www.bundesrat.de/SharedDocs/reden/DE/praesident/20141003-rede-weil-tdde-h.html (Red.)
[2] www.sueddeutsche.de/politik/vermeintliche-historische-fehler-wirbel-um-koehler-rede-1.35903 - Vgl. hierzu auch: Egon Krenz in »Mitteilungen«, Heft 9/2014, S. 1ff (Red.)
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