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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

7. Mai 1954: Kapitulation Frankreichs in der Schlacht von Dien Bien Phu

Rolf Berthold

 

Am 7. Mai jährt sich zum 60. Mal der Sieg der vietnamesischen Volksarmee gegen die französische Kolonialarmee in der Schlacht von Dien Bien Phu. Ein historisches Datum in dem langen, opferreichen und letztendlich siegreichen Kampf des vietnamesischen Volkes. Mit diesem Sieg endete die einhundertjährige französische Kolonialherrschaft über Vietnam. Es war ein Symbol des Zusammenbruchs des Kolonialismus.

1858 begann die französische Eroberung in Indochina. 1887 schuf Frankreich ein künstliches Kolonialgebilde, die »Indochinesische Föderation« . Es folgten Jahrzehnte brutaler kolonialer Ausbeutung und Unterjochung. Auf dem Kongress der Französischen Sozialistischen Partei am 26. Dezember 1920 erklärte der Vertreter Indochinas: »Vor einem halben Jahrhundert ist der französische Kapitalismus nach Indochina gekommen; er hat uns auf Bajonettspitzen und im Namen des Kapitalismus erobert. Seither sind wir nicht nur schamlos schikaniert und ausgebeutet worden, sondern auch entsetzlich gequält und vergiftet. Jeder lokale Einwohner, von dem man annimmt, dass er sozialistische Ideen habe, wird eingekerkert, und manchmal ohne Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt.« Der sich ständig verstärkende Kampf gegen das französische Kolonialjoch hatte seit Gründung der Kommunistischen Partei Vietnams 1930 eine zielklare und einflussreiche Führung und einen anerkannten Repräsentanten: Ho Chi Minh.

Im II. Weltkrieg wurde Vietnam von Japan besetzt, die französischen Kolonialtruppen wurden entwaffnet und das vietnamesische Volk geriet unter eine japanisch-französische Doppelherrschaft. Die Lage verschlechterte sich so, dass Ende 1944, Anfang 1945 zwei Millionen Vietnamesen an Hunger starben.

Am 2. September 1945 proklamierte Ho Chi Minh die Gründung der Demokratischen Republik Vietnam. Kurz danach landete erneut ein französisches Expeditionskorps und es folgte ein erbitterter Kolonialkrieg. Die Volksarmee der DRV nahm an Stärke zu und brachte große Teile des Landes unter ihre Kontrolle. Frankreich verstärkte seine politischen und militärischen Anstrengungen, um Vietnam dauerhaft in die »Französische Union« einzubinden. An einem strategisch wichtigen Ort sollte deshalb eine entscheidende Schlacht gegen die Volksarmee geschlagen werden. Dafür wurde vom neu ernannten Oberbefehlshaber in Vietnam, General Navarre, Dien Bien Phu ausgewählt. Mit einem solchen Schlag sollte gleichsam der nicht erzielte Sieg des westlichen Bündnisses im Koreakrieg kompensiert und dem Ausbreiten sozialistischer Ideen in Ostasien nach dem Sieg der Revolution in China Einhalt geboten werden.

Der Aufbau der Festung Dien Bien Phu im unwegsamen Gebirge erfolgte im Herbst und Winter 1953/1954. Die dort massierte Truppenkonzentration enthielt auch ein großes Kontingent Fremdenlegionäre, darunter tausende Deutsche (zwischen 1946 und 1954 kämpften 35.000 Deutsche als Fremdenlegionäre in Indochina). Die Festung Dien Bien Phu war kaum auf dem Landweg zu erreichen und deshalb auf die Logistik des Luftweges angewiesen. Die vietnamesische Volksarmee unter Kommando von Vo Nguyen Giap stellte sich gründlich auf diese Situation ein und traf intensive Vorbereitungen zur Vereitelung des Planes des französischen Militärs. Truppen wurden um die Festung massiert, zahllose Kavernen und Bunker gebaut, Gänge und Tunnel gegraben, Material eingelagert, ohne dass die Aggressoren einen Überblick erhielten. Der Begriff des Volkskrieges wurde Realität.

Le Duan, langjähriger Generalsekretär des ZK der KP Vietnams [1], schreibt in seinem Buch »Die vietnamesische Revolution" [2]: »Dieser Volkskrieg ist ein Heldenlied, und der ihn symbolisierende Sieg von Dien Bien Phu schreibt sich in die Geschichte unseres Volkes … und in die Weltgeschichte ein als ein glänzender Waffengang, der eine breite Bresche in die vom Imperialismus errichtete Festung der kolonialen Sklaverei reißt.« (S. 51) »Es ist die Geschichte zweier langer Widerstandskriege … um die nationale Befreiung zu vollenden, das Vaterland zu verteidigen und einen Beitrag zu leisten zum großartigen Kampf aller Völker der Welt für die Sicherung des Friedens, der nationalen Unabhängigkeit, der Demokratie und des Sozialismus.

Es ist auch die Geschichte von zwei großen Revolutionen unserer Zeit: der nationaldemokratischen Volksrevolution und der sozialistischen Revolution.« [3]

Diese enge Verbindung einer nationalen Befreiungsrevolution mit dem Anspruch auf eine sozialistische Entwicklung zeugt davon, dass aus feudalistischen und kolonialistischen gesellschaftlichen Verhältnissen unter den Bedingungen der Existenz hoch entwickelter kapitalistischer Staaten imperialistischer Natur letztendlich nur die Wahl des Weges zum Sozialismus bleibt.

Als General Giap den Befehl zum Angriff auf die Festung Dien Bien Phu gab, schlugen in der ersten Nacht 9.000 Geschosse und Granaten in den feindlichen Stellungen ein. Die Bergfestung erwies sich als unentrinnbare Falle für die Kolonialarmee. Die Befreiungskräfte trieben Gräben vor, aus denen der Sturm auf die Bunker erfolgte. Am 6. Mai gab der französische Befehlshaber Order, weiße Fahnen zu nähen, am 7. Mai wurden sie gehisst. 10.000 Soldaten wurden in die Gefangenschaft geführt, auch begleitet von dem deutschen Kommunisten Erwin Borchers, der an der Seite der vietnamesischen Volksarmee kämpfte.

Bereits am 8. Mai 1954 behandelte die seit dem 26. April 1954 tagende alliierte Genfer Konferenz über Korea und Indochina die Frage der Wiederherstellung des Friedens in Indochina. Zu Vietnam wurde entschieden, die Streitkräfte der DRV und der Saigoner Regierung nördlich und südlich des 17. Breitengrades zu trennen. Am 20. Juli 1954 unterzeichneten die DRV und Frankreich einen Waffenstillstand. Bis Juli 1956 sollten allgemeine, geheime und freie Wahlen eine einheitliche Regierung Vietnams bringen. Die Situation in Vietnam ließ eindeutig erwarten, dass diese Wahlen zu Gunsten der von Ho Chi Minh repräsentierten Viet Minh ausgehen würden. Sie wurden deshalb von Saigon und den westlichen Mächten verhindert.

Mit der französischen Niederlage nahmen die USA mehr und mehr die Kriegführung in Indochina in die eigenen Hände. Finanzierten die USA 1952 noch 40% der Kriegskosten, waren es 1954 bereits 80%. Präsident Eisenhower betrachtete den Indochinakrieg als eine Auseinandersetzung zwischen dem »internationalen Kommunismus« und dem Westen [4].

 

Anmerkungen:

[1] 1907-1986.

[2] Verlag Marxistische Blätter 1973.

[3] Ebenda, S. 13.

[4] Frey, »Geschichte des Vietnamkrieges«, S. 30.

 

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