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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Zum 30. Jahrestag des Todes von Konstantin Simonow

Prof. Dr. Moritz Mebel, Berlin

"Er wußte von den Pflichten, zu denen einer kommt, wenn er zum Ruhme kommt. Er hat sich nicht hinter seinem literarischen Ansehen unzugänglich für andere gemacht; er hat es genutzt für die anderen" – Hermann Kant im Buch "Erinnerungen an Konstantin Simonow".

Die Gabe Konstantin Simonows, seine Zeit, die Menschen und die Konflikte dieser Zeit zu empfinden, hat ihn als Dichter, Schriftsteller, Publizist und Filmautor in wechselhaften geschichtlichen Perioden in seiner Heimat immer wieder zum Sprecher seines Sowjetvolkes gemacht. Inspiriert durch den Bau des Weißmeerkanals – im Frühsommer 1934 war der Bau des Kanals weitgehend abgeschlossen – schrieb er als Achtzehnjähriger sein erstes Poem "Der Weißmeerkanal". In den dreißiger Jahren studierte K. Simonow am Gorki-Literaturinstitut in Moskau. Die abendlichen Lehrveranstaltungen ermöglichten ihm, seine Tätigkeit im Filmstudio Meshrabpomfilm fortzusetzen. Am Institut profilierte sich Simonow als Lyriker. Sein erstes Gedicht "Neujahrstrinkspruch" wurde in der renommierten Tageszeitung "Iswestija" in Moskau am 1. Januar 1936 veröffentlicht.

Der Bürgerkrieg in Spanien 1936–1939, an dem er nicht teilnehmen durfte, hat in seinem Leben eine große Rolle gespielt. Simonow selbst äußerte dazu, daß seine Poesie erst richtig mit dem Gedicht "Der General" beginnt, welches dem Tod des ungarischen Kommunisten Mate Zálkà – bekannt als General Lukacs – im Spanischen Bürgerkrieg gewidmet war.

Auch nach dem Sieg über den Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg hat K. S. Spanien nicht vergessen. In seinem Film "Grenada, Grenada, Grenada moja” (Grenada, Grenada, mein Grenada) schildert er die Ereignisse im Spanischen Bürgerkrieg.

Für K.S. begann der Vaterländische Krieg bereits 1939 mit den Kämpfen am Chalchin-Gol, die über 4 Monate dauerten. Die japanische Armee war auf das Territorium der Mongolei im Gebiet des Flusses Chalchin-Gol vorgedrungen. Getreu ihren vertraglichen Verpflichtungen kam die Rote Armee mit beträchtlichen mi1itärischen Kräften der Mongolei zur Hilfe.

Während der Kämpfe am Chalchin-Gol war K. S. erstmals als Frontkorrespondent der Zeitung sowjetischer Streitkräfte im Kriegsgebiet eingesetzt. Hier erlebte er, wie einem zumute ist, wenn feindliche Kugeln um dich pfeifen. Der Vorschlag, ein Denkmal anläßlich des Sieges über die japanischen Invasoren zu errichten, löste eine grundsätzliche Diskussion aus. Wie soll der Krieg in der Kunst dargestellt werden – ein Paradestück oder hart und schwierig. Konstantin Simonow war der Ansicht, entsprechend seinen Erlebnissen, der Krieg muß so dargestellt werden, wie er war – blutig, hart und schwierig.

Zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges des Sowjetvolkes gegen Nazideutschland galt K. S. bereits als ein Militär-Schriftsteller. Im Juli 1941 befand sich K. S. in den Truppenteilen, die in Belorußland dem schweren Schlag deutscher Panzerverbände ausgesetzt waren. An der Krimfront ging er in den Reihen einer Infanteriekompanie in die Attacke gegen die Hitlersoldaten. Im brennenden, zerstörten Stalingrad war K. S. als Frontkorrespondent eingesetzt. Es gab im Großen Vaterländischen Krieg keine Front, an der K. S. nicht gewesen wäre.

Vier Bücher mit Abrissen und Erzählungen, die er während des Krieges geschrieben hat, tragen die Überschrift: "Vom Schwarzen – bis zum Barentsmeer". Das Gedicht "Shdi menja" (Warte auf mich), veröffentlicht am 14. Januar 1942 in der bekannten Zeitung "Prawda", hat die Gemüter der Menschen, insbesondere der Frontkämpfer, tief bewegt. Es wurde in allen Front- und Armeezeitungen abgedruckt. Alle, die wir den Großen Vaterländischen Krieg miterlebt haben, werden diese aufrüttelnden Zeilen nie vergessen. Die Berichte, Erzählungen, die K. S. während des Krieges geschrieben hat, sind durchdrungen vom Glauben an den Sieg.

Jedoch mit keiner Zeile versucht er dem Leser durch seine Helden einzureden, daß die Erringung des Sieges eine leichte, einfache und gefahrlose Angelegenheit sei.

Nach dem siegreichen Ende des Zweiten Weltkrieges war K. S. von 1946 bis 1950 Chefredakteur der führenden Literaturzeitschrift "Nowij mir". Er wurde von dem Schriftsteller Alexander Twardovskij abgelöst, an dessen Stelle K. S. wiederum 1955 eingesetzt wurde. 1958 mußte er seinen Posten als Chefredakteur verlassen.

In seiner literarischen Tätigkeit in der Nachkriegszeit nahm die Prosa eine dominierende Rolle ein. Poesie und Dramaturgie wurden gewissermaßen zurückgedrängt. Der Zweite Weltkrieg war das wichtigste Ereignis in K.S. Leben, das sein gesamtes literarisches Schaffen prägte. "... keiner der mir bekannten Schriftsteller, ganz gleich welcher Sprache, hat seiner Generation so deutlich wie Simonow die Wahrheit über eine der größten Tragödien gesagt. ... Mit seinen Büchern setzte er sich ein Denkmal." Harrison Salisburg im Buch "Erinnerungen". Hier sei nur eins von vielen der Bücher K. S. genannt: "Die Lebenden und die Toten". Es ist auch in deutscher Sprache verlegt. In seinen "Gesammelten Werken" – verlegt 1966 in 6 Bänden – schreibt K. S.: "Alles, was ich in Prosa geschrieben habe, steht im Zusammenhang mit dem Großen Vaterländischen Krieg und den vorausgegangenen Ereignissen im Fernen Osten. Das Gleiche trifft auch auf die meisten meiner Gedichte und Theaterstücke zu ...".

Es wäre eine Anmaßung des Verfassers dieser Zeilen, wollte er auch nur versuchen, die Vielzahl der literarischen Aufsätze, Erzählungen, Filme und Bücher Konstantin Simonows seit dem Auftreten in der Öffentlichkeit 1934 als Lyriker bis zu seinem Tod im Spätherbst 1979 aufzulisten. Er war ein begnadeter, kompetenter und erfolgreicher Berichterstatter über den Großen Vaterländischen Krieg des Sowjetvolkes und seinem Sieg über den Faschismus. Er war ein schonungsloser Realist und seinem Sowjetvolk ein tief verbundener Patriot.