Zufällig sah ich kürzlich auf Phoenix …
Ellen Brombacher, Berlin, in »mittendrin«, Ausgabe 02/2025
… ein Interview mit Arndt Freytag von Loringhoven, durchdrungen von pseudosachlichem Russenhass.
Niemand haftet für seine Eltern. Doch wie prägend die Kindheit sein kann, ist bekannt. Also suchte ich nach dem Namen. Als Loringhoven 2020 Botschafter in Warschau werden sollte, lehnten die Polen zunächst ab. Sie wollten keinen Sohn eines Wehrmachtmajors, der bis zum Schluss Dienst im »Führerbunker« tat. Zuvor überlebte er Stalingrad und erhielt während der Schlacht 1943 das Deutsche Kreuz in Gold. Er war einer der Wenigen, die ausgeflogen wurden. Nach dem Krieg gehörte er von 1948 bis 1956 der Organisation Gehlen/dem BND an und dann, von Anbeginn, der Bundeswehr; er war dort letztlich Generalleutnant und – als einziger deutscher Offizier – im Planungsstab der NATO.
Der Sohn Arndt trat in seine Fußstapfen, war beim BND und danach Diplomat. Dass so einer die Russen nicht mag, verwundert nicht. Warum aber verwundert es so viele, dass die Russen mit ihren grauenhaften Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg einer Armee misstrauen, die massenhaft von früheren Nazi-Offizieren aufgebaut wurde, und das NATO-Bündnis fürchten, in dem die Bundeswehr unverzichtbarer Teil ist? Warum verwundert es so viele, dass eine nochmalige Erweiterung der NATO-Osterweiterung für Russland inakzeptabel ist? Russland steht nicht vor Berlin, aber deutsche Soldaten stehen an Russlands Grenzen. In Litauen schon vor dem Ukraine-Krieg.
Die Völkerrechtswidrigkeit des russischen Krieges dort macht dessen Vorgeschichte nicht vergessen. Und dass ausgerechnet auf deutschem Boden US-amerikanische Mittelstreckenraketen stationiert werden sollen, die strategische Ziele in Russland nach wenigen Minuten erreichen würden, ist weltkriegstauglich. 79 Prozent der Ostdeutschen lehnen die Stationierung ab. Das erleben wir auch an den Wahlständen. Der Anti-US-Raketen-Flyer wurde von vielen mit Interesse genommen. Überhaupt ist das Interesse an unserer Partei wieder gewachsen. Das macht Hoffnung.
Ellen Brombacher in »mittendrin«, Ausgabe 02/2025, Seite 7, des monatlich erscheinenden Informationsblattes des Bezirksvorstandes und der BVV-Fraktion der Partei Die Linke Berlin-Mitte/Tiergarten/Wedding.
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