Zerstörerisch
Ellen Brombacher, Berlin
Die estnische SS schlachtete Juden ab wie Vieh. Bis 1. Januar 1942 waren praktisch alle Juden Estlands getötet. Diesen SS-Schlächtern werden im heutigen Estland Denkmäler errichtet. Mahnmale für sowjetische Soldaten werden geschändet und verbannt. Rußlands Reaktion darauf sei unverhältnismäßig, heißt es in einem Entschließungsentwurf, der die EU aufruft, "Solidarität mit Estland zu zeigen und gegenüber Rußland mit einer Stimme zu sprechen". Es kann im Zusammenhang mit den Ungeheuerlichkeiten, die sich in Estland abspielen, nur eine Unverhältnismäßigkeit geben, jene nämlich, diese Ungeheuerlichkeiten zu relativieren. Dies zu tun, ist abgrundtief verkommen. André Brie und in seinem Windschatten Gabi Zimmer, die den Entschließungsentwurf unterschrieben haben, machen sich mit jenem sich vereinigenden Pack europäischer Länder gemein, dem die Gleichsetzung von Faschisten und Kommunisten nicht mehr ausreicht. Rot ist schlimmer als braun – das ist ihr Credo. André Brie stört das nicht. Warum auch? Bereits 1999 äußerte er in der Frankfurter Rundschau: "Totalitärer (mit Bezug auf den deutschen Faschismus – die Verf.) waren Sowjetkommunismus und DDR im Anspruch, alles unterzuordnen unter einen gestaltenden politischen Willen." Bries politischer Wille hat für die Linke schon lange jede Gestaltungskraft verloren. Er wirkt nur noch zerstörerisch.
jW-Leserbrief, 12. Mai 2007