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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Wir werden Micha nie vergessen

Redaktion

 

Ein guter Freund und Verbündeter ist von uns gegangen. Genosse Michael Mäde. Er starb am 8. September 2023. Mehr als fünf Jahre hat er mit unglaublicher Energie mit dem Krebs gekämpft. Er stand der KPF sehr nahe und wir konnten uns seit vielen Jahren auf seine Solidarität verlassen. Sein Rat war stets von besonderem Wert. Er war so mehr als »nur« ein Gast auf unseren KPF-Bundeskonferenzen. Wir danken der »jungen Welt« dafür, dass uns mit Ellen die Ehre zuteil wurde, einen Nachruf auf Michael zu schreiben, veröffentlicht in der jW vom 13. September 2023. In unseren »Mitteilungen« wollen wir auf besondere Weise an Micha erinnern. Wir dokumentieren redigiert und geringfügig gekürzt seine Rede, die er auf unserer jüngsten KPF-Bundeskonferenz am 22. April 2023 hielt:

 

Ich möchte kurz zu zwei Aspekten etwas sagen. Will aber vorher sagen, dass ich dem Refe­rat weitgehend zustimmen kann, auch wenn ich schon länger nicht mehr in dieser Partei bin.

Die KPF ist aus meiner Sicht die einzige organisierte linke Kraft in der Partei, der man wirk­lich gewinnbringend noch zuhören kann, ich muss das leider so sagen. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass in dem Referat ausdrücklich die Formulierung gewählt worden ist: »Die Grünen sind die am meisten kriegstreiberische Kraft in Deutschland.«

Das ist etwas präziser als das, was Sahra Wagenknecht formuliert hat, weil es sozusagen mehr auf den Gegenstand geht. Aber ich kann mir vorstellen, dass dort einige Genossin­nen und Genossen in dieser Partei schäumen werden.

Ansonsten halte ich es unter den Bedingungen, unter denen wir uns gegenwärtig konkret befinden, für sehr wichtig, darüber nachzudenken, wie man den geistigen Freiraum in die­sem Land weitgehend verteidigen kann. Das ist schon ein Problem, aber es wird ein größe­res Problem werden.

Und da ist es sicherlich auch wichtig, dass man sozusagen im friedenspolitischen Bereich die Gemeinsamkeiten versucht zu betonen und nicht das, was trennt. Das haben wir jetzt an den Ostermärschen ganz gut gesehen, da hat das zum Teil auch ganz gut funktioniert. Ich gucke dann immer nach den Kommunisten im Land, die sind ja nicht immer nur in der KPF. Aber, wenn man sich die Gemeinsamkeiten der Kommunisten im Land anguckt, dann kann an schon mal zusammenfassend sagen, es gibt hierzulande keine Kommunisten, die es ernsthaft sinnvoll finden, Waffen an die Ukraine zu liefern. Das finde ich schon mal ganz gut.

Es gibt eine ganze Reihe von Differenzen natürlich, es gibt auch Differenzen in der Beurtei­lung dessen, was die Rolle Russlands da ist. Das kann man auch nicht in Abrede stellen, kann aber im Moment nicht im Zentrum dessen stehen, was wir jetzt friedenspolitisch zu versuchen haben.

Ich stimme des Weiteren darin überein, dass ich auch glaube, dass in den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen in dieser Partei in der friedenspolitischen Frage diejenigen keine Mehr­heit haben, die die friedenspolitischen Prinzipien kippen wollen.

Die Frage ist nur: Wie kriegt man das klar? Das ist das Hauptproblem, was auch die KPF hat, weil: Der freundliche Hinweis, sich in der Basis schön einzubringen und zu engagieren, ist zwar richtig, aber er löst das Problem nicht, und zwar nicht in der notwendigen Zeit. Das ist ein bisschen das, was mich an Schwierigkeit dort umtreibt.

Ich hab auch in Vorbereitung der heutigen Konferenz mir ein Zitat herausgesucht. Und das kommt aus einer Befragung des Brecht-Literaturhauses zu Positionen zu Literatur und Krieg. Und da äußert Raul Zelik, ich zitiere: »Was könnte Kritik und Literatur angesichts des Krieges also leisten? Nein, könnte sie sagen. Nein bei eurem Endgame, um die Vorherr­schaft spielen wir nicht mit, weil im Krieg Kapitalismus gegen Kapitalismus durchschnittli­che Menschen nichts zu gewinnen haben.« Das ist immerhin eine Position, mit der man – wenn sie nicht wieder in allem möglichen Anderen untergeht – zumindest arbeiten könnte.

Ich bin ferner der Überzeugung, da es auch nur noch medial wenig gibt, auf das man sich beziehen kann – hier in Berlin ist es durchaus die junge Welt, aber auch zunehmend, das muss man sagen, wenn auch ein bisschen gestreut, die Berliner Zeitung, die läuft dem nd locker den Rang ab, was das Meinungsspektrum angeht, das sie hier zulässt –, dass diese relativ autonomen Positionen in Zeiten, in denen es sozusagen auch um Repressionen geht und zunehmend gehen wird, gestützt und ermutigt werden sollten.

Und insoweit bin ich sehr froh, dass die Maigalerie der jungen Welt die Veranstaltungs­reihe, die sie machen wird zu einem der wesentlichen Jahrestage im Jahre 2023 – nämlich dem 11. September 1973, dem Jahrestag des faschistischen Putsches in Chile – am 11. Mai mit dem Programm von Gina Pietsch in Berlin beginnen wird. Und die junge Welt wird über das ganze restliche Jahr Veranstaltungen zu diesem Thema machen und auch publi­zistisch zu diesem Thema arbeiten, weil: Ich halte es historisch, aber auch praktisch-poli­tisch, für eine der sehr wesentlichen Auseinandersetzungspunkte und Fragen, mit denen wir uns beschäftigen müssen.

Ich danke sehr für Eure Aufmerksamkeit.

 

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