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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Wir erinnern

Zum 95. Geburtstag von Nelson Mandela

Nelson Mandela, an dessen 95. Geburtstag man am 18. Juli 2013 in der ganzen Welt erinnern wird, hielt am 22. Mai 1996 als Präsident der Republik Südafrika eine Gastrede vor dem Deutschen Bundestag. Darin hob er den Beitrag vieler Menschen des Gastlandes für die Überwindung der Apartheid hervor und benannte zugleich einige unbequeme Wahrheiten:

"... Wir sind aus Südafrika und Afrika gekommen, mit erhobenem Haupt und immer voller Hoffnung, um an dieser einen Quelle menschlichen Fortschritts zu erklären, dass die eine Menschheit, von der wir sprechen, sich nach einem besseren Leben sehnt, und dass niemand in Sicherheit und Frieden leben kann, wenn andere in Unsicherheit und im Streit leben. … Indem wir dem deutschen Volk von der Freiheit berichten, die die Menschen in Südafrika errungen haben, erkennen wir auch die Opfer der einfachen deutschen Arbeitnehmer, Freiberufler, Dichter und Schriftsteller, Politiker und religiösen Führer und vieler anderer an, die es möglich gemacht haben, dass wir heute hier stehen können, als stolze Vertreter einer wirklichen afrikanischen Regenbogennation, um zum Echo der Täler und Hügel Europas verkünden zu können, dass wir endlich frei sind. Dass die Verkündung dieser Freiheit, der Höhepunkt der Suche Afrikas nach seiner Würde, für europäische Ohren kein Anathem mehr ist, spricht für den Fortschritt der menschlichen Zivilisation. In unserem gemeinsamen Kampf um diese Freiheit wussten wir gemeinsam, dass ihre Verwirklichung eine Quelle gegenseitiger Bereicherung sein würde. Die Quellen des Rheins, der Donau, der Themse und der Wolga und die Wälder, die sie bewässern, sind schließlich für alle ebenso eine Quelle der Freude wie das Wasser des Kongo, des Nils, des Limpopo und des Sambesi. So sehr man auch von uns aus etwas anders argumentiert haben könnte: Wir sind eine Menschheit mit einem Schicksal. ...

Aus den Aktionen, den Debatten, der Verurteilung der Verbindungen mit denjenigen, die sich den Status rassistischer Herren in Südafrika angemaßt hatten, ergab sich ein Konsens - in Deutschland genauso wie in Europa, in Afrika, Asien und Amerika -, dass die Apartheid ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit war und zerstört werden musste. … Am Ende des Kalten Krieges schienen die Dividenden, die dieser enorme Wandel der Welt bringen würde, so offensichtlich. Wenn in der Vergangenheit Sachzwänge, die sich gründeten auf die Paradigmen früherer Zvilisationen - der Geopolitik, Einflusssphären und des Gleichgewichts des Schreckens -, bestimmt haben, dass wir weniger erreichen sollten hinsichtlich menschlicher Freiheit und Wohlstand, dann dürfen wir uns heute ehrlich fragen, ob wir die volle Bedeutung der neuen Chancen, das universelle Interesse zu verfolgen, begriffen haben und Beziehungen zwischen den Nationen und Völkern vermeiden, die andere zu Armut und Abhängigkeit verdammen. Wir sollten ehrlich prüfen, ob wir die erforderliche neue Führung für das neue Zeitalter geben, oder ob wir als Führer immer noch im Dunkeln irren und hoffen, dass aus der Unordnung die Ordnung entstehen wird, insbesondere in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Haben wir den Mut, den Erwartungsvollen zu erklären, warum diese offensichtlichen Dividenden uns zu entgehen scheinen. Wir werfen diese Fragen genau deshalb auf, weil wir wissen, dass ihre Antworten in der Geschichte liegen, in ihrer Theorie und in ihrer Praxis. ...

Wir werden die Worte von Kanzler Kohl bei seinem Besuch in Südafrika nie vergessen, der sagte, dass, als Deutschland Hilfe brauchte, der Marshallplan da war. Sein Engagement, die Zusammenarbeit zwischen Südafrika und Deutschland zu stärken, und sein persönlicher Wunsch nach einer Beseitigung der Nachteile Südafrikas beim Zugang zum Markt der Europäischen Union werden von unserem Volk hoch geschätzt. ..."

(www.bundestag.de - Video)