Wir brauchen eine andere Kultur im Umgang miteinander
Ellen Brombacher, Berlin
Diskussionsbeitrag auf dem Halleschen Parteitag
Liebe Genossinnen und Genossen, als Delegierte war ich am vergangenen Freitag auf dem Berliner Landesparteitag. Um es ganz kurz zu machen: Ein Antrag, den Kampf gegen Antisemitismus betreffend, blieb nicht so, wie er eingereicht worden war, und wurde satzungswidrig im Behandlungsprozess zurückgezogen. Letztlich verließen die Antragsteller den Parteitag. Anschließend wurden Genossinnen und Genossen, die Änderungsanträge gestellt hatten, in den Medien denunziert.
Wir brauchen eine andere Kultur im Umgang miteinander. Ein wesentlicher Grund dafür, dass ich für den erzielten Kompromiss bin, der im Kontext mit vorliegenden Nahost-Anträgen zustande kam, ist, dass er offenkundig kulturvoll miteinander erstritten wurde.
Ich stimme nicht mit jeder Formulierung und jeder Schwerpunktsetzung überein. Aber ich stimme der Richtung zu und möchte, dass das Signal von unserem Parteitag ausgeht, dass wir auch bei Differenzen wie Genossinnen und Genossen miteinander umgehen. Diese Chance verdanken wir denen, die miteinander verhandelt haben. Danke dafür.
Eine letzte Überlegung: Andreas Büttner hat hier über Gespräche mit Jüdinnen und Juden berichtet. Ich möchte etwas ergänzen. Ich fühle mich als Jüdin in diesem Land derzeit auch deshalb nicht vertreten, weil die Regierung nicht deutlich sagt: »Schluss mit den Verbrechen in Gaza«.
Ich bin froh, dass unsere Partei solidarisch mit dem palästinensischen Volk ist und klar gegen Antisemitismus Stellung bezieht. Beides geht nicht nur zusammen. Beides gehört zusammen. Die Klammer heißt Menschlichkeit.
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