"Wir bitten um Ihr Verständnis"
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
Ein Lokomotivführer bei der Deutschen Bahn verdient heute im Durchschnitt 1500 Euro netto. Dies ist weder leistungs- und verantwortungsgerecht noch gleicht es die Belastungen aus dem permanenten Schicht- und Wechseldienst aus. (...)
Lokführer und Zugbegleiter sind oftmals bis zu 55 Stunden pro Woche im Dienst, da viele Schichtbestandteile als unbezahlte Freizeit gelten. Zudem weiß das Fahrpersonal häufig am Vortag noch nicht, ob und wann es am nächsten oder übernächsten Tag arbeiten muß. Eine Familien- und Freizeitplanung ist damit unmöglich. (...)
Bisher vereinbarten die drei Bahngewerkschaften mit dem Arbeitgeber stets gleichlautende Tarifverträge. Das Resultat ist ein Reallohnverlust des Fahrpersonals von zehn Prozent seit der Bahnreform 1994. Die GDL will darum künftig einen eigenständigen Tarifvertrag abschließen, in dem die Entgelt- und Arbeitszeitbestimmungen des Fahrpersonals geregelt sind. (...)
Die beiden anderen Bahngewerkschaften sind die einzigen Gewerkschaften in Deutschland, die die Börsenpläne der DB aktiv unterstützen. Die GDL, die den Gesetzesentwurf zur Bahnprivatisierung ablehnt, ist somit ein wesentlicher Störfaktor auf dem Weg zum Börsengang. (...) Die Bahn versucht seit Monaten mit Hilfe von Arbeitsgerichten, das verfassungsmäßig garantierte Streikrecht der GDL einzuschränken.
(...) Es ist nicht das Ziel der GDL zu streiken. Sie will nur, daß Lokführer und Zugbegleiter angemessen entlohnt werden. Der Streik dient einer Gewerkschaft hierbei als letztes Mittel (...) Durch die Einschränkung des Streikrechts kämen Lohnforderungen kollektivem Betteln gleich. (...) Die GDL bedauert, wenn den Fahrgästen Unannehmlichkeiten aufgrund des Streiks entstehen. Die Bahn läßt ihr aber keine andere Wahl. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Aus dem Info-Flyer der GDL, Quelle: jW, 26. 10. 2007, S. 3