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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Unternehmen Barbarossa. Der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941

Dr. Reiner Zilkenat, Hoppegarten

 

Über historische Kontinuitäten, Diskontinuitäten und den Charakter dieses Aggressionskrieges

Zweiter Teil [1]

 

Der Überfall und die verbrecherischen Befehle

Die unmittelbare Vorgeschichte der Aggression gegen die Sowjetunion ist von zahlreichen Autoren, nicht zuletzt von Historikern aus der DDR, detailliert untersucht worden. [2] Rekapitulieren wir einige der wichtigsten Stationen auf dem Weg zum 22. Juni 1941. Am 18. Dezember 1940 erging die von Hitler unterzeichnete Weisung Nr. 21 des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), betreffend »Fall Barbarossa«. Als »Allgemeine Absicht« dieses Feldzugsplanes gegen die UdSSR wurde formuliert, »dass die im westlichen Russland stehende Masse des russischen Heeres in kühnen Operationen unter weitem Vorantreiben von Panzerkeilen, vernichtet, der Abzug kampfkräftiger Teile in die Weite des russischen Raumes verhindert werden« soll. Und weiter: »In rascher Verfolgung ist dann eine Linie zu erreichen, aus der die russische Luftwaffe reichsdeutsches Gebiet nicht mehr angreifen kann. Das Endziel der Operation ist die Abschirmung gegen das asiatische Russland aus der allgemeinen Linie Wolga-Archangelsk. So kann erforderlichenfalls das letzte Russland verbleibende Industriegebiet am Ural durch die Luftwaffe ausgeschaltet werden.« [3] Von nun an liefen die organisatorischen Vorbereitungen für den Angriff auf die Sowjetunion auf Hochtouren. In diesem Zusammenhang arbeitete das OKW eine Reihe von Befehlen aus, die den besonders verbrecherischen Charakter des Krieges den Truppenkommandeuren und Stabsoffizieren von vornherein unmissverständlich vor Augen führen musste. Hier ging es nicht zuletzt um den Erlass des OKW vom 13. Mai 1941, den Hitler unterschrieben und der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, gegengezeichnet hatte. Unter der Überschrift »Behandlung feindlicher Zivilpersonen« hieß es: »Freischärler sind durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen. Auch alle anderen Angriffe feindlicher Zivilpersonen gegen die Wehrmacht, ihre Angehörigen und das Gefolge sind von der Truppe auf der Stelle mit den äußersten Mitteln bis zur Vernichtung des Angreifers niederzukämpfen. Wo Maßnahmen dieser Art versäumt wurden oder zumindest nicht möglich waren, werden tatverdächtige Elemente sogleich einem Offizier vorgeführt. Dieser entscheidet, ob sie zu erschießen sind.« Die Soldaten der Wehrmacht erhielten hier also einen Blankoscheck, der jegliche Willkür gegen Zivilisten ermöglichte, ja geradezu einforderte. Eine kriegsgerichtliche Sanktionierung solcher Taten war ausdrücklich untersagt: »Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist.« [4]  Damit wurde das »Operationsgebiet Barbarossa« zu einem vollkommen rechtsfreien Raum, in dem jeder Soldat der faschistischen Wehrmacht straflos Kriegsverbrechen beliebiger Art begehen durfte. Als Legitimation für die Propagierung einer derartigen barbarischen Kriegsführung beinhaltete der Erlass folgende Begründung: »Bei der Beurteilung solcher Taten ist in jeder Verfahrenslage zu berücksichtigen, dass der Zusammenbruch im Jahre 1918, die spätere Leidenszeit des deutschen Volkes und der Kampf gegen den Nationalsozialismus mit den zahllosen Blutopfern der Bewegung entscheidend auf bolschewistischen Einfluss zurückzuführen war und dass kein Deutscher dies vergessen hat.« [5]

Am 6. Juni 1941 folgten die Richtlinien des OKW zur Verfolgung und Ermordung der politischen Funktionsträger in der UdSSR, insbesondere der Politoffiziere in den Reihen der Roten Armee. Die entscheidenden Passagen dieses »Kommissarbefehls« hatten den folgenden Wortlaut: »In diesem Kampfe ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muss daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.« [6] Ein ernsthafter Widerspruch der Reichswehr-Generalität gegen die verbrecherischen Befehle ist nicht erfolgt. Sie war im Gegenteil ihr williger Vollstrecker. Gleiches galt auch für die menschenverachtende Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen, die massenhaft dem Hungertod preisgegeben wurden. Allein im Herbst und Winter 1941/42 verstarben Hunderttausende von ihnen in primitivsten Gefangenenlagern bzw. eingesperrt unter freiem Himmel oder auf den Transporten. [7] Während des Zweiten Weltkrieges kamen etwa 3,3 Millionen der insgesamt 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen zu Tode.

Im Gefolge der drei Heeresgruppen, die den Angriff auf die UdSSR vollzogen, befanden sich vier Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes (SD) der SS. Diese Todesschwadronen ermordeten systematisch Mitglieder der KPdSU und des Komsomol, Juden, Staatsfunktionäre sowie tatsächliche oder vermeintliche Partisanen und ihre Helfer. Die Angehörigen dieser Mordkommandos wateten buchstäblich im Blut. [8] Hans Mommsen schreibt über das Wüten der Einsatzgruppen gegenüber den jüdischen Sowjetbürgern: »In den ersten Monaten war es üblich, die Erschießungen von männlichen Juden unter Hinweis auf Partisanentätigkeit, Plünderungen, Vergeltungsmaßnahmen für angebliche oder tatsächliche sowjetische Gräuel, Schwarzhandel oder Verstöße gegen die Besatzung zu begründen. Daneben mussten Seuchengefahr und ähnliche Argumente zur Rechtfertigung von Vernichtungsaktionen herhalten. Während sich die Morde anfänglich gegen Angehörige der Intelligenz und gegen Rabbiner richteten, erfassten die Gewaltaktionen seit dem Spätsommer (1941 – R.Z.) ganze Dörfer und jüdische Gemeinden und zielten auf die systematische Dezimierung der jüdischen Einwohnerschaft durch Massenaktionen.« Bald gehörte die »Erschießung von Frauen und Kindern zur alltäglichen Praxis«. Und weiter: »Das gesamte Ausmaß der Liquidationen entzieht sich menschlicher Vorstellungskraft. Die Einsatzgruppe A meldete bis Mitte Oktober 1941 118.000 Opfer, die Einsatzgruppe B 45.467 Erschießungen bis zum 31. Oktober 1941, die Bilanz der Einsatzgruppe C umfasste 80.000 getötete Juden, während die Einsatzgruppe D am 12. Dezember 1941 berichtete, 54.696 Juden liquidiert zu haben. Bis Frühjahr 1942 wurde eine halbe Million Menschen umgebracht.« [9]

Der Generalplan Ost

Der Krieg gegen die Sowjetunion war von der faschistischen Führung von vornherein als Präludium für die vollständige »Neuordnung« des gesamten osteuropäischen Raumes gedacht. Nach seiner siegreichen Beendigung galt es, besonders die europäischen Gebiete der Sowjetunion unwiderruflich den ökonomischen, militärstrategischen und politischen Weltmachtinteressen des deutschen Imperialismus ein- und unterzuordnen. Dabei wurden alle zivilisatorischen Schranken beiseite geschoben. Hitler selbst formulierte die Zielstellung des Krieges in einer Besprechung im »Führerhauptquartier« am 16. Juli 1941, an der Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Reichsminister Alfred Rosenberg, Reichsmarschall Hermann Göring und Staatssekretär Wilhelm Lammers teilnahmen, mit folgenden Worten: »Grundsätzlich kommt es darauf an, den riesenhaften Kuchen handgerecht zu zerlegen, damit wir ihn erstens beherrschen, zweitens verwalten und drittens ausbeuten können. (…) Die Bildung einer militärischen Macht westlich des Ural darf nie wieder in Frage kommen und wenn wir hundert Jahre darüber Krieg führen müssen. (…) Nie darf erlaubt werden, dass ein Anderer Waffen trägt, als der Deutsche! Nur der Deutsche darf Waffen tragen, nicht der Slawe, nicht der Tscheche, nicht der Kosak oder der Ukrainer. (…) Aus den neu gewonnenen Ostgebieten müssen wir einen Garten Eden machen; sie sind für uns lebenswichtig. (…) Das Riesenreich müsse natürlich so rasch wie möglich befriedet werden; dies geschehe am besten dadurch, dass man Jeden, der nur schief schaue, totschieße.« [10]

Die konzeptionelle Grundlage der »Neuordnungs«-Planungen bildete der »Generalplan Ost.« [11] Dietrich Eichholtz identifiziert vier grundlegende Ziele [12]: 1. die politische und militärische Sicherung des eroberten Raumes auf lange Sicht; 2. die Stabilisierung der Massenbasis des Faschismus durch die groß angelegte Siedlung deutscher Bauern und Handwerker, aber auch Großgrundbesitzer; 3. die Expansion von Großunternehmen, denen die Ausbeutung der reichen Bodenschätze und von Industrieanlagen überlassen werden sollte; 4. die Verfügung über schier unerschöpfliche Nahrungsmittelressourcen. Die Realisierung dieser Zielstellungen sollte letztlich bewirken, dass der deutsche Imperialismus im Falle weiterer Kriege nicht mehr von Importen abhängig sein würde und eine Seeblockade – wie in den Jahren des Ersten Weltkrieges – die Kriegswirtschaft nicht mehr entscheidend beeinträchtigen könnte.

Beim »Generalplan Ost« handelte es sich nicht um eine zu einem bestimmten Zeitpunkt und von einer speziellen Autorengruppe verfasste Konzeption. Vielmehr existierten mehrere Varianten und zahllose Zuarbeiten, die von unterschiedlichen Autorengruppen zu Papier gebracht worden sind. [13] Im Februar 1940 und am 28. Mai 1942 wurden dem »Reichsführer-SS« Heinrich Himmler, der zugleich als »Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums« amtierte, die in diesem Zusammenhang wichtigsten Denkschriften: »Generalplan Ost. Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaues« in einer ersten bzw. erweiterten Ausfertigung übermittelt. Ihr Autor war der Direktor des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik der Berliner Universität, Prof. Dr. Konrad Meyer-Hetling, zugleich SS-Standartenführer und Leiter des »Stabshauptamtes für Planung und Boden« in Himmlers »Reichskommissariat für die Festigung des deutschen Volkstums.« Meyer-Hetling hatte allerdings Expertisen anderer Wissenschaftler in seiner Denkschrift eingearbeitet. Dieser »Generalplan Ost« enthielt u.a. folgende Handlungsvorschläge: die Vertreibung und Ermordung, auch durch Verhungern, von 30 bis 40 Millionen Menschen; die Ansiedlung von mehr als 15 Millionen »Deutschstämmigen« in einem riesigen Gebiet von Leningrad bis zur Ukraine, ja bis zum Kaukasus; die verbliebene Bevölkerung, die über ein nur geringfügiges Bildungsniveau verfügen sollte, war lediglich dafür vorgesehen, einfache Arbeiten und Hilfsdienste für die deutschen »Herrenmenschen« auszuführen; die Wehrmacht und die Reichsluftwaffe sollten ihre großen Truppenübungsplätze vor allem im Osten Europas anlegen und hier ihre Manöver durchführen – dadurch wäre die Niederschlagung von Aufständen erleichtert; ein System zentraler Orte, verbunden durch eine moderne Verkehrsinfrastruktur, sollte sich im gesamten »Ostraum« erstrecken. Festzuhalten bleibt, dass die barbarische Kriegsführung der Wehrmacht, das von ihr praktizierte Verhungern lassen von sowjetischen Kriegsgefangenen und das Wüten der Einsatzgruppen des SD der SS, bereits erste Voraussetzungen schufen, um den »Ostraum« zu entvölkern. Insofern war die Kriegsführung der Wehrmacht ein konstitutiver Bestandteil des »Generalplans Ost«.

An den Planungen zur »Neuordnung Osteuropas« nahmen zahlreiche Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen teil: Ökonomen, Volkskundler, Historiker, »Ostforscher«, Geographen, Bevölkerungs-, Agrar- und Sprachwissenschaftler, Juristen, Mediziner. Zum Teil ohne amtlichen Auftrag, aber im Rahmen ihrer akademischen Tätigkeit angefertigte Gutachten, Studien und Planungen ergossen sich wie ein Sturzbach über die Entscheidungsträger in den staatlichen Bürokratien, in der NSDAP und in der SS. Neben Heinrich Himmler und der SS war auch der seit dem 17. Juli 1941 amtierende »Minister für die besetzten Ostgebiete« und Chefideologe der NSDAP, Alfred Rosenberg, am »Generalplan Ost« beteiligt. Zwischen ihm und Himmler existierte eine gewisse Konkurrenzsituation, die der »Reichsführer-SS« allerdings zu seinen Gunsten entscheiden konnte. [14]

Ein entscheidender Aspekt, der bei vielen bürgerlichen Autoren unterbelichtet wird, darf an dieser Stelle nicht unberücksichtigt bleiben: Die wirtschaftliche Ausplünderung der UdSSR durch große Konzerne und die bereits von ihnen schriftlich fixierten Kriegszielprogramme, die sich auch auf die Zeit nach der als sicher geltenden Niederlage der Sowjetunion bezogen. [15] Eine wesentliche Rolle spielten auch neu entstandene Unternehmen, die eigens für die Ausplünderung der UdSSR geschaffen wurden. Diese »neuartigen Konzerngebilde« (Dietrich Eichholtz), deren Leitungs- und Aufsichtsgremien sich oft aus Repräsentanten der Industrie, des Staatsapparates und des Militärs rekrutierten, spielten eine entscheidende Rolle bei der Ausplünderung der UdSSR. Bei ihren Eigentümern handelte es sich zumeist um Großunternehmen. Wir möchten als ein besonders anschauliches Beispiel die Kontinentale Öl AG (»Konti Öl«) anführen. [16]

Am 27. März 1941, ein Vierteljahr vor Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion, wurde dieses Unternehmen in Berlin gegründet. Die Liste der Aktionäre war eindrucksvoll: u.a. IG Farbenindustrie AG, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Preussag, Wintershall AG. Dem Aufsichtrat gehörten u.a. an: Reichswirtschaftsminister Walther Funk als Vorsitzender, Staatssekretär Wilhelm Keppler (Auswärtiges Amt), Carl Krauch und Heinrich Bütefisch (Vorstand IG Farben), August Rosterg (Aufsichtsratsvorsitzender Wintershall AG), Hermann Josef Abs (Direktor der Deutschen Bank) und der Chef des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes im OKW, General der Infanterie Georg Thomas. [17] Der Sinn, der dieser Unternehmensgründung zugrunde lag, erhellte sich schlaglichtartig nach dem Überfall auf die Sowjetunion. Die »Konti Öl« bekam das exklusive Recht zuerkannt, die Förderung und die Verarbeitung, den Transport und den Handel von Mineralölerzeugnissen aus den eroberten Gebieten der UdSSR zu betreiben. Dieses Monopol war auf 99 Jahre datiert! Die Bedeutung des Erdöls als des entscheidenden strategischen Rohstoffs in einem mit moderner Militärtechnik geführten Kriege lag offen zu Tage. In der so genannten Grünen Mappe, den im Juni 1941 unter der Federführung von Hermann Göring formulierten Richtlinien für die wirtschaftliche Ausbeutung der UdSSR, hieß es daher auch unmissverständlich: »Die Ausnutzung der neu zu besetzenden Gebiete hat sich in erster Linie auf den Gebieten der Ernährungs- und der Mineralölwirtschaft zu vollziehen. So viel wie möglich Lebensmittel und Mineralöl für Deutschland zu gewinnen, ist das wirtschaftliche Hauptziel der Aktion.« [18] Die »Konti Öl« nahm die hier gestellte Aufgabe sogleich in Angriff. Sie bildete binnen kurzem mehrere Tochtergesellschaften. Der im August 1941 gegründeten Ost Öl GmbH war die Aufgabe zugewiesen worden, die kaukasischen Erdölvorkommen auszubeuten, deren Potenzial auf 28 Millionen Tonnen geschätzt wurde. Insgesamt mehr als 80 Millionen Reichsmark wurden in Fahrzeuge, modernste Bohrtechnik sowie andere Gerätschaften mit Hilfe von Bankkrediten investiert. Ungeachtet des stockenden Vormarsches der faschistischen Wehrmacht bereitete die Konti Öl die Inbesitznahme der Erdölfördergebiete im Kaukasus vor. Ein eigenständiges »Mineralölkommando Kaukasus« wurde gebildet, der Bau einer Pipeline konzipiert. Bald waren jedoch alle Hoffnungen begraben, schnell in den Besitz der avisierten Ölvorkommen zu gelangen. Als die Wehrmacht im Sommer 1942 eine erneute Offensive startete und dabei Baku zu erreichen hoffte, war die »Konti Öl« geradezu euphorisch. Jetzt phantasierte Hermann Göring gegenüber den verantwortlichen Ölmanagern sogar von der bevorstehenden Eroberung der irakischen Erdölfelder von Kirkuk und Mosul. Am Ende stand die Flucht der faschistischen Truppen im Januar 1943 aus dem im Vorjahr eroberten Ölgebiet um Maikop. Nur einen Monat später wurde der »Ostölplan« schließlich zu den Akten gelegt. Es war jetzt offenkundig, »dass der jahrzehntelang gehegte und nie aufgegebene Wunschtraum des deutschen Finanzkapitals zerschellt war, auf den Erdölquellen des Kaukasus ein Ölimperium als Fundament für sein Weltmacht- und Weltherrschaftsstreben zu gründen.« [19]

Wenn auch diese Zielstellung ebenso wenig realisiert werden konnte wie die auf unabsehbare Zeit geplante Ausplünderung aller relevanten wirtschaftlichen Ressourcen der UdSSR, so waren die von den Faschisten verursachten Schäden und Zerstörungen, die von der Wehrmacht, der SS und deutschen Konzernen angerichtet worden waren, unermesslich groß. Sie erschwerten auch beträchtlich die Rekonstruktion der sowjetischen Volkswirtschaft nach dem Sieg der Roten Armee.

Die Hybris des deutschen Faschismus

Nach den »Blitzkriegen«, die von der »Wehrmacht« 1939/40 geführt worden waren und die in ihrem Ergebnis zu schnellen Erfolgen geführt hatten, ging den Faschisten die Fähigkeit für eine realistische Einschätzung ihrer eigenen Potenziale im Vergleich mit denen der Sowjetunion endgültig verloren. Der Krieg gegen den ersten sozialistischen Staat – so lautete die weit verbreitete Auffassung – werde wie die Feldzüge 1939 gegen Polen oder 1940 gegen Frankreich schnell und siegreich beendet werden. Zum Teil überboten sich Hitler, Goebbels und führende Militärs bei der Prognose über den voraussichtlichen Termin eines militärischen und politischen Zusammenbruchs der UdSSR.

Bereits am 23. November 1939 hatte Hitler vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht erklärt: »Russland ist zur Zeit ungefährlich. (…) Tatsache ist, dass zurzeit die russische Wehrmacht geringen Wert hat. Für die nächsten ein oder zwei Jahre wird der jetzige Zustand bestehen bleiben.« [20] Bereits wenige Monate zuvor hatte er in einer längeren Ansprache vor dem gleichen Personenkreis seiner Überzeugung Ausdruck verliehen, dass Stalin sich bewusst sei, »dass es mit seinem Regime zu Ende ist …«. [21]

Reichspropagandaminister Joseph Goebbels notierte wenige Tage vor dem Beginn des Überfalls geradezu euphorisch in sein Tagebuch: »Der Aktion ist geographisch keine Grenze gesetzt. Es wird so lange gekämpft, bis keine russische Heeresmacht mehr existiert. (…) Ich schätze die Kampfkraft der Russen sehr niedrig ein, noch niedriger als der Führer. Wenn eine Aktion sicher war und ist, dann diese.« [22]

Der anfängliche Vormarsch der Wehrmacht schien allen Phantasien Nahrung zu geben, denen zufolge ein erneuter »Blitzkrieg« bevorstünde. Der Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Franz Halder, notierte am 3. Juli 1941 in sein Tagebuch, so als sei der Sieg über die Rote Armee bereits vollzogen: »Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupte, dass der Feldzug gegen Russland innerhalb 14 Tagen gewonnen wurde.« [23] Einen Monat später, am 4. August 1941, besuchte Hitler das Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte in Borissow. Auf seine Frage: »Wann werden denn die Truppen in Moskau sein?«, antwortete Generalfeldmarschall Fedor von Bock und Polach prahlerisch: »Ende August!« [24] Auch unter der von den Goebbelsschen Medien seit Jahren antikommunistisch und antisowjetisch aufgehetzten Bevölkerung machte sich Siegesstimmung breit. Der SD meldete in seinen geheimen »Meldungen aus dem Reich« vom 23. Juni 1941: »Vielfach werden schon Erörterungen darüber angestellt, wie lange der Krieg mit Russland dauere. Die Mutmaßungen gehen bisher nicht über 3 Monate hinaus.« [25]

Doch schon nach kurzer Zeit erfuhren die Soldaten an der Front, dass die Kämpfe gegen die Roten Armee nicht mit den früheren Feldzügen zu vergleichen waren. Bereits in den ersten Kriegswochen musste der hartnäckige Widerstand der sowjetischen Soldaten registriert werden, bald auch die immer bessere Organisation und Koordination bei der Truppenführung, schließlich die Einführung von ebenbürtigen, ja zum Teil überlegenen Waffensystemen. Nur mit der Inkaufnahme von schwersten Verlusten war es der faschistischen Armee möglich, bis zum November/Dezember 1941 weit ins Innere des Landes vorzustoßen. Auskunft über die große Opferbereitschaft der sowjetischen Rotarmisten geben auch hier die Notizen von Frontkommandeuren, deren Hoffnungen auf einen »Blitzkrieg« sich bald als eine Schimäre herausstellten.

Wir beziehen uns im Folgenden auf die Tagebucheintragungen und Privatbriefe des Kommandierenden Generals des XXXXIII. Armeekorps, General der Infanterie Gotthard Heinrici. Am 22. Juni 1941, dem Tag des Überfalls, schrieb er an seine Familie: »Die Erkenntnis des Tages ist die, dass uns nur ein schwacher und nicht gefechtsbereiter Feind gegenübersteht. Die russische Armee ist buchstäblich aus ihren Betten herausgeschossen worden. So wurde überhaupt noch nie eine überrascht, alle lagen im Quartier und schliefen und mussten fast im Hemde heraus.« Zwei Tage später, wiederum an seine Familie gerichtet, lesen wir: »In drei Tagen haben wir den Weg vom Bug bis zum Nordostrand des Forstes Bialowieza durchmessen. Die Vorausabteilungen sind weit darüber vor. Es ist eine ungeheuere Leistung. (…) Die Divisionen haben Ausdehnungen in der Tiefe bis 100 km.« Am 11. Juli berichtet er seiner Frau in einem Privatbrief stolz, eines seiner Regimenter sei an einem Tage 54, ein anderes sei 47 km gelaufen. Am 18. August teilte er seiner Familie angesichts des anhaltenden Vormarsches der Nazi-Wehrmacht seine Überzeugung mit: »Es kriselt drüben stark. Der Zusammenbruch beginnt sich anzubahnen.« [26] Für Generaloberst Halder war der Zusammenbruch bereits beschlossene Sache und der Anlass darüber nachzudenken, wie der Feldzug nach der prognostizierten Niederlage der Roten Armee weiter vorangetrieben werden sollte. Am 3. Juli 1941 schrieb er hierzu in sein Kriegstagebuch: »Sobald die Kriegführung im Osten aus dem Bereich der Zertrümmerung der feindlichen Wehrmacht in den Bereich der wirtschaftlichen Lahmlegung des Feindes übergeht, werden die weiteren Aufgaben der Kriegführung gegen England wieder in den Vordergrund treten und eingeleitet werden müssen: Vorbereitung der Offensive gegen die Landbrücke zwischen Nil und Euphrat sowohl von der Seite der Cyrenaika her als auch über Anatolien und vielleicht auch aus dem Kaukasus gegen Iran. (…) Die Operation durch Anatolien gegen Syrien, ggf. mit einer Nebenoperation aus dem Kaukasus« würden es erforderlich machen, »politischen Druck auf die Türkei« auszuüben, »um den Durchmarsch zu erzwingen.« [27]

Doch je länger der Angriffskrieg gegen die UdSSR andauerte, desto mehr musste von der politischen und militärischen Führung konzediert werden, dass die Widerstandskraft und die Ressourcen des Landes und ihrer Armee aufs Gröblichste unterschätzt worden waren. In wachsendem Maße finden sich in den Aufzeichnungen und Briefen von der Front sowie in den Dokumenten der militärischen Führungsstäbe geradezu anerkennende Passagen über die Kampfkraft der sowjetischen Soldaten, ihren offenkundigen Rückhalt in der Bevölkerung und zugleich Eingeständnisse über die eigenen Verluste, die bei weitem die in den Feldzügen zuvor erlittenen Verluste übertreffen. Der schnelle Vormarsch in die räumliche Tiefe, so musste man folgern, habe aus einer Folge von Pyrrhus-Siegen bestanden. Auch hier soll zunächst General Heinrici zu Wort kommen. Zeitgleich mit seiner immer wieder geäußerten Überzeugung, dass ein Sieg der faschistischen Wehrmacht bevorstünde, lesen wir Notizen, in denen er festhält, die Rote Armee falsch eingeschätzt zu haben. In einem Brief an seine Frau vom 22. Juli musste er eingestehen: »Alle Feldzüge waren bisher ein Kinderspiel gegen die augenblicklichen Kämpfe.« Und acht Tage später vertraute er seinem Tagebuch die Erkenntnis an: »Insgesamt kämpft der Russe mit fanatischer Zähigkeit.« Als Ursache für den Widerstandswillen der sowjetischen Soldaten nannte er anfangs ihre Furcht, von den »Kommissaren« erschossen zu werden. Doch schon allmählich begann er an dieser Erklärung, die von der Nazi-Propaganda verbreitet wurde, zu zweifeln. Und er artikulierte erste Zweifel an einen schnellen Sieg der Wehrmacht, ja an der Sinnhaftigkeit des Aggressionskrieges gegen die UdSSR. Am 23. August und am 1. September 1941 schrieb er seiner Frau: »Nachdem wir die Russen so unerwartet überfallen haben mit dem Krieg, kann man sich auch vorstellen, dass viele, auch ihm nicht gleichdenkende, aus Vaterlandsliebe aufs Stalins Seite treten. (…) Der Krieg hier kommt uns sehr teuer. Ob er wirklich nötig war?« Und: »Ich bin überzeugt, dass dieser Krieg noch lange dauert.« Am 1. November notierte er schließlich in sein Tagebuch: »Unsere Situation beginnt katastrophal zu werden.« Und am 20. Dezember, die Offensive der Roten Armee vor Moskau hatte auch Heinricis Armeekorps weit zurückgeworfen, vertraute er seiner Frau die folgende Analyse an: »Man hat den Russen völlig unterschätzt. (…) Der Rückzug in Schnee und Eis ist absolut napoleonischer Art. Die Verluste sind ähnlich. Die Apathie der Leute steigt. Der Zustand der Truppe ist nur noch als bejammernswert zu bezeichnen. (…) Wenn ich dies alles erlebe und die letzten Jahre überdenke, muss ich an den Spruch denken: ‚Irret Euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten!’ Von der höchsten Höhe geht es ins Nichts.« [28]

Die »Wende vor Moskau« hatte bei General Heinrici zwar endgültig Anflüge realistischen Denkens über den Krieg gegen die Sowjetunion und die Kraft des Landes, die sich in der Roten Armee manifestierte, hervorgerufen. Aber er »opponierte« nur in Privatbriefen und Tagebucheintragungen. Wie fast alle seine Standesgenossen zog er keinerlei Konsequenzen aus seinen Erkenntnissen, sondern organisierte als Truppenkommandeur den verbrecherischen Krieg der Wehrmacht bis zum bitteren Ende.

Das »Unternehmen Barbarossa« und der deutsche Imperialismus

Kehren wir an den Ausgangspunkt unserer Überlegungen zurück: Inwieweit ordnet sich der Überfall des deutschen Faschismus auf die Sowjetunion in das Kontinuum der Geschichte des deutschen Imperialismus ein? Wo gibt es Kontinuitäten, wo Diskontinuitäten? Und welchen Charakter hatte dieser Aggressionskrieg?

Erstens handelte es sich beim »Unternehmen Barbarossa« um einen Krieg neuen Typs. Der deutsche Imperialismus überwand sämtliche zivilisatorische Schranken. Das Ziel bestand in der dauerhaften Vernichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung und aller derer, die in irgendeiner Weise Funktionsträger des Sowjetstaates waren. Die »soziale Revanche« wurde mit beispiellosen eliminatorischen Mitteln durchgesetzt. Sie verband sich mit der Planung, viele Millionen Menschen, unabhängig von ihrer politischen Überzeugung, umzubringen oder als Sklavenarbeiter zu behandeln. Ihnen wurde als vermeintliche »Untermenschen« das Recht auf Leben und Menschenwürde aberkannt. Nachdem die Faschisten mit Hilfe einer pseudo-wissenschaftlichen »Rassenlehre« den »Nachweis« geführt hatten, dass es sich bei ihnen angeblich nicht um menschliche Wesen handelte, konnten sie massenhaft und straflos dem Hungertod, den Erschießungskommandos der SS und der Willkür der Wehrmacht ausgesetzt werden. Ideologiegeschichtlich existierten manche Verbindungslinien zur Russophobie vergangener Jahrzehnte, die der faschistischen Völkermordpraxis vorgearbeitet hatte.

Zweitens ging es darum, das im Ersten Weltkrieg unerledigte Ziel eines »Griffs nach der Weltmacht« durchzusetzen. Für seine Realisierung waren die Verfügung über die in der Sowjetunion vorhandenen reichen Bodenschätze, vor allem den strategischen Rohstoff Öl, sowie die agrarwirtschaftlichen Ressourcen eine unabdingbare Voraussetzung. Darüber hinaus war der Süden des Landes die »Brücke« nach dem Nahen und Mittleren Osten, um die britische Herrschaft von Nordafrika bis nach Indien angreifen zu können. Derartige Weltmachtphantasien waren bereits in vielen Kriegszielplanungen der Reichsleitung und kapitalistischer Interessenverbände sowie von Großkonzernen seit dem August 1914 formuliert worden, als der erste »Griff nach der Weltmacht« konzipiert wurde.

Drittens existierten bei der Realisierung der ökonomischen Ausplünderung der UdSSR vielfältige Formen gemeinsamer Planung und Zusammenarbeit zwischen der politischen und militärischen Führung sowie den Repräsentanten großer Unternehmen in Form bereits existierender oder neu geschaffener Gremien und Körperschaften. Das Beispiel der Kontinentalen Öl AG ist ein Musterbeispiel für diesen Sachverhalt. Auch hier konnte an Erfahrungen angeknüpft werden, die im Ersten Weltkrieg, z.B. mit dem Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt oder der ökonomischen Ausbeutung im besetzten Belgien und in Russland, gewonnen werden konnten.

Viertens wurde in der Sowjetunion der Holocaust vorangetrieben. Noch bevor die Todesfabriken in Auschwitz und anderswo seit den Sommermonaten 1942 damit begannen, mit Hilfe des von den IG Farben hergestellten Giftgases Zyklon B jüdische Männer, Frauen und Kinder umzubringen, wurden auf dem Territorium der UdSSR Hunderttausende Juden Opfer vor allem von Massenerschießungen durch die Einsatzgruppen des SD.

Fünftens stellt sich die Frage nach der Kontinuität bzw. Diskontinuität auch hinsichtlich der militärischen Eliten, besonders der Befehlshaber der großen Truppenkörper, die den Angriff auf die Sowjetunion anführten. [29] Hierbei wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass es sich bei fast allen Generälen und Generalfeldmarschällen um Offiziere handelte, die ihre weltanschauliche Prägung in der Zeit des Kaiserreiches erhalten hatten, wo sie als junge Offiziere bereits wichtige Erfahrungen in höheren Stäben gesammelt hatten. Nicht wenige stammten aus alten Adelsfamilien, wie z.B. die Oberbefehlshaber der drei Heeresgruppen. Generalfeldmarschall Fedor von Bock und Polach, Sohn eines Generals, hatte im exklusiven 5. Garderegiment zu Fuß gedient und während des 1. Weltkrieges als Erster Generalstabsoffizier im Gardekorps und in der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz wichtige Funktionen inne gehabt. Auch Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt hatte einen General zum Vater, war Zögling der Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde und hatte im Großen Generalstab und als militärischer Berater in der Türkei gedient. Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb stammte aus einer bayerischen Offiziersfamilie, hatte zur gleichen Zeit wie von Rundstedt im Großen Generalstab gedient und war im Ersten Weltkrieg im Stab der Heeresgruppe Kronprinz Ruprecht tätig. Die militärische Elite hatte ebenso wenig unüberwindbare Probleme mit dem Faschismus wie die Eliten in den Großkonzernen und Banken, im Staatsapparat, in der Justiz, in der protestantischen Kirche und an den Hochschulen. Seine außenpolitischen Ziele hatten sie stets geteilt. Schließlich hatten sie auch wegen dieser Übereinstimmung dafür gesorgt, dass die Faschisten am 30. Januar 1933 an die Schalthebel der Macht gelangen konnten.

Sechstens bestand ein unbestreitbares Element der Diskontinuität im Aufbau eines speziellen Vernichtungsapparates in Form der SS und ihres Sicherheitsdienstes . Zwar wurden im Ersten Weltkrieg von der kaiserlichen Armee und ihrem österreichisch-ungarischen Bündnispartner bereits Gräueltaten, auch gegenüber der Zivilbevölkerung, in Belgien, auf dem Balkan, in Ober-Ost und in der Ukraine begangen, sie hatten jedoch weder das annähernde Ausmaß noch die Systematik des im Osten nach 1939 bzw. nach 1941 praktizierten Völkermordes.

Insofern handelte es sich beim faschistischen Krieg gegen die Sowjetunion, ungeachtet aller nicht zu leugnenden Kontinuitätslinien, die zum 22. Juni führten, um einen neuartigen, »rassentheoretisch« verbrämten Raub- und Vernichtungskrieg, der letztlich dem deutschen Imperialismus – und damit vor allem den Großkonzernen und Banken – den »Platz an der Sonne« bescheren sollte, von denen in den Vorstandsetagen, Generalstäben und Kabinetten bürgerlicher Politiker seit über einem halben Jahrhundert geträumt worden war. Und dieses Eine hatten die ökonomisch und politisch Herrschenden im Kaiserreich und in der Zeit des Faschismus, ungeachtet aller sonstigen Unterschiede, gemeinsam: Ihre Unfähigkeit, die Kräfteverhältnisse in der Welt nüchtern und mit dem nötigen Realismus zu bilanzieren. Am Ende stand deshalb die totale Niederlage des 8. Mai 1945.

 

Anmerkungen:

[1]  Zweiter und abschließender Teil. Der erste Teil erschien im Septemberheft 2016 der »Mitteilungen« S. 9 bis 19.

[2]  Siehe z.B. Fall Barbarossa. Dokumente zur Vorbereitung der faschistischen Wehrmacht auf die Aggression gegen die Sowjetunion (1940/41). Ausgewählt und eingeleitet v. Erhard Moritz, Berlin 1970;  Deutschland im zweiten Weltkrieg. Bd. 2: Vom Überfall auf die Sowjetunion bis zur sowjetischen Gegenoffensive bei Stalingrad (Juni 1941 bis November 1942), Berlin 1975; Rolf-Dieter Müller: Der Feind steht im Osten; Kurt Pätzold: Der Überfall: Der 22. Juni 1941. Ursachen, Pläne und Folgen, Berlin 2016.

[3]  Fall Barbarossa, Nr. 36, S. 141.

[4]  Ebenda, Nr.97, S. 316 f.

[5]  Ebenda, S. 317.

[6]  Ebenda, Nr. 100, S. 321. Hervorhebung im Text – R. Z.

[7]  Christian Streit: Sowjetische Kriegsgefangene – Massendeportationen – Zwangsarbeiter, in: Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz, S. 748 ff. Siehe auch Hamburger Institut für Sozialforschung, Hrsg.: Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944, Hamburg 2002, S. 187 ff., bes. 217 ff.

[8]  Siehe Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2003, S.538ff.; Andrej Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord. Die Einsatzgruppe D in der südlichen Sowjetunion 1940-1943, Hamburg 2003.

[9]  Hans Mommsen: Auschwitz, 17. Juli 1942. Der Weg zur europäischen »Endlösung der Judenfrage«, München 2002, S. 123 u. 125.

[10]  Trials of the Major War Criminals before the International Military Tribunal (im Folgenden: IMT), Bd. 38, Nürnberg 1949, Dok. 221-L, S. 88 u. 92.

[11]  Vor allem marxistische und andere linke Historiker haben die Forschungen zum Generalplan in den letzten 20 Jahren weit vorangetrieben. Siehe Götz Aly u. Susanne Heim; Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, Hamburg 1991 u.ö.; Der »Generalplan Ost«. Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik. Hrsg. von Mechthild Rössler u.a., Berlin 1993; Karl-Heinz Roth: »Generalplan Ost« – »Gesamtplan Ost«. Forschungsstand, Quellenprobleme, neue Ergebnisse, in: ebenda, S. 25 ff.; Dietrich Eichholtz: Der »Generalplan Ost« als genozidale Variante der imperialistischen Ostexpansion, in: ebenda, S. 118 ff.; derselbe: Kriegsziele in der UdSSR, in: Babette Quinkert, Hrsg.; »Wir sind die Herren dieses Landes«. Ursachen, Verlauf und Folgen des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, Hamburg 2002, S. 19 ff.; derselbe: »Generalplan Ost« zur Versklavung osteuropäischer Völker, in: Utopie kreativ, Heft 176, September 2004, S. 800 ff.; Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus, München 2007, S. 538 ff.

[12]  Dietrich Eichholtz: »Generalplan Ost« zur Versklavung osteuropäischer Völker, S. 800.

[13]  Siehe zu den einzelnen Planungsstadien die in der vor-vorigen Anmerkung genannte Literatur, besonders den Beitrag von Karl-Heinz Roth.

[14]  Siehe Rolf-Dieter Müller: Hitlers Ostkrieg und die deutsche Siedlungspolitik. Die Zusammenarbeit von Wehrmacht, Wirtschaft und SS, Frankfurt a.M. 1991, S. 97 ff.; Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe, München 2005, S. 531ff.

[15]  Zu dieser Thematik existiert eine Fülle von Dokumentationen und Studien von Historikern der DDR, z.B. von Dietrich Eichholtz, Gerhart Hass, Hans Radandt und Wolfgang Schumann. Eine Bibliographie dieser Arbeiten, die aus naheliegenden Gründen nach 1989/90 der Vergessenheit anheimfielen, wäre dringend vonnöten.

[16]  Das Folgende nach: Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft. Bd. II: 1941-1943, Berlin 1985, S. 407 ff. u. 478 ff.; derselbe, Kriegsziele in der UdSSR, S. 33 f. u. 36 f.

[17]  Es sei am Rande bemerkt, dass die Herren Funk, Keppler und Rosterg am Ende der Weimarer Republik eine bedeutende Rolle bei der Vorbereitung der Installierung eines faschistischen Regimes gespielt hatten, indem sie systematisch unter den Herren der Industrie und der Banken für ein Kabinett unter Führung Hitlers geworben hatten. Rosterg war 1932/33 in Personalunion Generaldirektor des Deutschen Kali-Syndikats; Keppler Vorsitzender eines Industriellen-Gremiums, das Hitler persönlich vor der Machtübertragung beriet; Funk war als ehemaliger Chefredakteur der Berliner Börsen-Zeitung Leiter des Wirtschaftspolitischen Amtes in der Parteizentrale der NSDAP in München und Vertrauensmann der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie bei Hitler.

[18]  Fall Barbarossa, Nr.112, S. 365. Die »Grüne Mappe« ist in dieser Quellenedition vollständig abgedruckt.

[19]  Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft, S. 490.

[20]  IMT, Bd. 26, Nürnberg 1947, Dok. 789-PS, S. 331.

[21]  Ebenda, Dok. 798-PS, S. 343. Die Ansprache erfolgte am 22. August 1939.

[22]  Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Hrsg. von Elke Fröhlich, Teil I, Bd. 9, München 1998, S. 378. Eintragung vom 16.6.1941.

[23]  Generaloberst Halder: Kriegstagebuch. Bd.III: Der Russlandfeldzug bis zum Marsch auf Stalingrad. Bearbeitet von Hans-Adolf Jacobsen, Stuttgart 1964, S. 38. Hervorhebung von mir - R.Z.

[24]  Zitiert nach Lew Besymenski: Die Schlacht um Moskau 1941, Köln 1981, S. 78.

[25]  Meldungen aus dem Reich 1938-1945. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS. Hrsg. u. eingeleitet von Heinz Boberach, Bd. 7, S. 2428.

[26]  Johannes Hürter, Hrsg.: Notizen aus dem Vernichtungskrieg. Die Ostfront 1941/42 in den Aufzeichnungen des Generals Heinrici, Darmstadt 2016, S. 43, 44, 48 u. 58.

[27]  Generaloberst Halder: Kriegstagebuch, S. 39.

[28]  Die vorstehenden Zitate nach Johannes Hürter, Hrsg.: Notizen aus dem Vernichtungskrieg, S. 51, 52, 59, 84 u.120 ff.

[29]  Siehe zum Gesamtzusammenhang Heinz Karl: Unheilvolle Allianz. Großkapital und Militär prägen seit 120 Jahren deutsche Weltpolitik, in: GeschichtsKorrespondenz, Heft Mai 2011, S. 11 ff.; auch in: www.die-linke.de/fileadmin/download/geschichtskorrespondenz/2011/geschichtskorrespondenz_Mai2011.

 

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