Schreiben an die Bundestagsfraktion der Partei vor dem Treffen mit Joachim Gauck
Bundessprecherrat
Liebe Genossinnen, liebe Genossen, da Ihr am 29. Juni 2010 ein Treffen mit Joachim Gauck haben werdet, möchten wir Euch nachfolgende Zeilen übermitteln.
Auf Gerüchte kann man nicht viel geben. Herrn Gauck, so heißt es, stünden links und rechts Schulteroperationen bevor. Er habe beidseitig zu viel getragen. Aber vielleicht ist da ja wirklich nichts dran.
André Brie äußerte im SPIEGEL, die LINKEN sollten Joachim Gauck wählen. Und er ist nicht alleine. Gauck, so meinen einige in unserer Partei, solle im zweiten oder dritten Wahlgang Stimmen der LINKEN erhalten, damit Schwarz-Gelb stürzt. Was für ein Kompensationsgeschäft: Merkel soll für eine Politik gehen, wegen deren Befürwortung Gauck gewählt würde.
Gauck kann ertragen, daß wir in Afghanistan sind. Sein heiliger Zorn träfe jene, die das kriegsführende Deutschland unerträglich finden. Das "Freiheitsthema" sei ihm wichtiger als das "Gerechtigkeitsthema", sagt er.
Was er über diejenigen denkt, die mit solch metaphysischen Vergleichen nichts anfangen können, ist bekannt. Noch darf man in diesem Land mit Che-Guevara-T-Shirts herumlaufen. Ob das wohl in einem von Gauck wesentlich mit beeinflußten Klima so bliebe? Daß man in Polen und andernorts für ein solches "Delikt" ins Gefängnis kommen kann, ist kein Gerücht. Sieht man von Gaucks merkwürdigen Bemerkungen zur Oder-Neiße-Grenze ab, so steht zu vermuten, daß er dem in Polen herrschenden militanten Antikommunismus einiges abgewinnen kann.
Und noch etwas: In der ZDF-Sendung "Was nun, Herr Gauck?" am 23. Juni 2010 wurde dessen Äußerung zitiert und hinterfragt, daß es in Deutschland Viertel mit allzu viel Zugewanderten und allzu wenig Altdeutschen gäbe. So einen kann jeder wählen, der stolz ist, ein Deutscher zu sein.
Kein Linker sollte so einen Kandidaten wählen – auch nicht aus taktischen Gründen.
Mit solidarischen Grüßen, Bundessprecherrat der Kommunistischen Plattform
24. Juni 2010