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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Schlafwandlerisch in den Krieg?

Redaktion

Wir seien es mittlerweile ja gewohnt, über peinliche Telefonmittschnitte zu berichten, so Claus Kleber im heute-Journal vom Donnerstag, 27. März 2014.

Aber was jetzt aus der Türkei komme, sei sehr viel gefährlicher. Kleber wörtlich: »Geheimdienstchef, Außenminister und der Vize-Armeechef in einer Telefonkonferenz. Und sie denken laut darüber nach, wie sich ein Krieg mit Syrien vom Zaun brechen lässt. ›Das lässt sich arrangieren‹, erklärt der Geheimdienstchef«. Dieses Telefonat, so Kleber, sei ein Leck mit gewaltiger Explosionskraft, … Kleber lässt dann Luc Walpot zu Wort kommen.

Walpot: »Es war die Meldung am Abend. Youtube offline. Diesmal geht es nicht um Korruptionsvorwürfe, sondern um nationale Sicherheit. Letzte Nacht war ein Mitschnitt auf Youtube veröffentlicht worden von einer geheimen Sitzung im Außenministerium, der es in sich hat. Es ging um den Krieg in Syrien, dessen Verlauf von Ankara als zunehmend bedrohlich empfunden wird. Im Mittelpunkt der Sitzung dieses Mausoleum. Die Grabstätte des Suleiman Schah, Urahn der osmanischen Sultane«.

Walpot führt weiter aus, das Grab am Euphrat läge hinter der Grenze in Syrien, aber als türkische Exklave, bewacht von türkischen Soldaten trotz Bürgerkriegs. Der Außenminister, der Geheimdienstchef und ein hoher General hätten über Möglichkeiten beraten, die Exklave zu nutzen als Vorwand für ein militärisches Eingreifen in Syrien. »Wenn wir einen Kriegsgrund brauchen, kann ich ein paar Agenten rüberschicken, die Raketen auf das Grab abfeuern, das ist kein Problem«, so der Geheimdienstchef. Ein brisanter Mitschnitt sei das, das sei dem Außenminister bewusst, die Reaktion heftig: »Diese Abhöraktion ist eine Kriegserklärung an die Türkei. Das ist genauso zu werten wie eine Verletzung unserer Grenzen.«

Auch Regierungschef Erdogan, trotz wahlkampfbedingter heiserer Stimme, habe klare Worte gefunden. Das sei eine Unverschämtheit, die die nationale Sicherheit bedrohe.

Der Vorfall, vier Tage vor der für Erdogan wichtigen Kommunalwahl, so Walpot, sei heikel. Erst am Sonntag hätten türkische Abfangjäger ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen. Vorsätzlich, sage Damaskus. Wegen Eindringens in türkischen Luftraum, sage Ankara. Und: »Das NATO-Land Türkei ist schon tief in den Bürgerkrieg in Syrien verwickelt. Erdogan unterstützt Assad-Gegner auch mit Waffen.« »Wir kontrollieren die Grenze nicht mehr, sagt der Geheimdienstchef im Mitschnitt.«

Und Walpot ergänzt, Gefahr drohe vor allem von ihnen: den islamischen ISIL-Terroristen, die ausgerüstet mit Waffen und Geld der Golf-Potentaten, mordend durch syrische Dörfer zögen. Terror, so fürchte Ankara, der sich bald auch auf türkischem Boden ausbreiten könnte.

Kleber: »Der Geheimdienstchef, der Außenminister und der stellvertretende Armeechef beraten ganz offen über einen Krieg mit Syrien, der irgendwie vom Zaun gebrochen werden soll. Das ist unglaublich, kann man es trotzdem glauben, Luc?«

Walpot: »Also jedenfalls, widersprochen haben diesem Mitschnitt weder der Ministerpräsident noch der Außenminister. Sie haben sich natürlich empört geäußert, aber haben nicht die Echtheit des Mitschnitts in Abrede gestellt. Und der Generalstaatsanwalt in Ankara hat Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen, wegen Spionageverdachts. Also wird wohl etwas dran sein an dem Mitschnitt.«