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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Norbert Podewins "Marx und Engels grüßen ... aus Friedrichshain"

Helmut Müller

 

Mit dem Untertitel "Berliner Geschichte und Geschichten" macht der Autor sein Anliegen bereits sichtbar. Es geht ihm darum, anhand von einzelnen Episoden, die sich auf dem Territorium des traditionsreichen, oft als "Roter Osten" bezeichneten Stadtbezirks abspielten, ein Stück Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung lebendig werden zu lassen.

Der Bogen ist weit gespannt: Von den ersten Aufenthalten von Karl Marx (1836 bis 1841) und Friedrich Engels (1841/42), der damaligen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage, unter der die Arbeiterklasse und die Bürger Berlins lebten, über ihre Kämpfe in der Revolution von 1848, in den Jahren des Bismarckschen Sozialistengesetzes, über den antifaschistischen Widerstandskampf gegen die faschistische Diktatur, die Leistungen bei der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus in der DDR bis zu den Veränderungen des Profils der Region nach der Niederlage des Sozialismus. Aus der Fülle hervorzuhebender Ereignisse seien hier nur einige erwähnt. So die "Jubelstürme für Friedrich Engels" bei seiner Rede in den Concordia-Festsälen (22. September 1893), der Sieg von Paul Singer und der Sozialdemokratie in den Wahlkämpfen von 1877 und 1878. Wie hoch dessen Beitrag dazu, daß der Osten Berlins "Rot" wurde – und seitdem blieb – von den Berlinern geschätzt wurde, fand seinen Ausdruck auch darin, daß bei seiner Beisetzung am 5. Februar 1911 der Trauerzug von Kreuzberg nach Friedrichsfelde zu einer Demonstration von 800.000 (!) wurde. Die in den folgenden Jahren geführten Kämpfe gegen den imperialistischen Krieg, in der Novemberrevolution, gegen Hunger und Ausbeutung gaben dem Friedrichshain sein Gepräge. Dafür wollten die zur Macht gekommenen Faschisten Rache nehmen. Sie löschten den Namen Friedrichshain aus und gaben ihm den Namen "Verwaltungsbezirk Horst Wessel". Der Widerstand gegen die Hitler-Diktatur blieb trotz brutalsten Terrors durch den "SA-Sturm 5", die das "Keglerheim" in der Petersburger Straße 86 in einen Mörderkeller verwandelten, ungebrochen.

Beachtenswert ist die Schilderung, wie die für die Einheit der beiden Arbeiterparteien eintretenden Friedrichshainer Mitglieder der SPD den Vereinigungsfeinden um Kurt Schumacher im Frühjahr 1946 eine Niederlage bereiteten. Wenn von diesem Stadtbezirk die Rede ist, dann werden Erinnerung an die "Allee" wach, die den Namen Stalins trug und heute den von Karl Marx trägt. Viel ist im Zusammenhang mit den Streiks der Bauarbeiter vom 16. und 17. Juni 1953 geschrieben worden. Aber hier kann man lesen, was dieselben Bauarbeiter am 18. Juni taten. An dem Objekt, von dem der Streik seinen Ausgang nahm, verkündete ein von Hand gefertigtes Transparent: "Wir arbeiten wieder". Noch vieles wäre aus der Schrift von Norbert Podewin erwähnenswert. Der Leser wird das auf 280 Seiten bestätigt finden.

Preis: 16,90 Euro. ISBN 978-3-320-02220-4.

Von Norbert Podewin erschienen außerdem: Braunbuch: Kriegs- und Naziverbrecher in der BRD und Westberlin (2002, Reprint), Biographien von Walter Ulbricht (1995), Ebert und Ebert (1999), Otto Ostrowski ("… der gelöschte Oberbürgermeister", 2004), Albert Norden ("... Rabbinersohn im Politbüro, 2001) und Ernst Torgler ("Ein Leben im Schatten des Reichstagsbrandes", 2006).