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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Nachtrag zum 8. Mai 2020

Drei Briefe

Prof. Dr. Moritz Mebel an Außenminister Heiko Maas

Sehr geehrter Herr Außenminister Maas,

heute, am 8. Mai 2020, dem 75. Jahrestag der Befreiung von der faschistischen Barbarei, wende ich mich an Sie.

Über Jahrzehnte habe ich als Urologe die entsprechenden Fachabteilungen zunächst im Berliner Krankenhaus Friedrichshain und später in der Berliner Charité geleitet.

Anfang der Dreißigerjahre flohen meine Eltern als deutsch-jüdische Emigranten mit mir nach Moskau. Als 1941 die Sowjetunion überfallen wurde, meldete ich mich als Achtzehnjähriger zur Roten Armee und kam 1945 als sowjetischer Offizier nach Deutschland zurück.

Ich habe in diesem Krieg unvorstellbare Grausamkeiten gesehen, begangen von unseren deutschen Landsleuten. Wir stehen für alle Zeiten in der Schuld des Landes, das im II. Weltkrieg 27 Millionen Menschen verlor.

Das scheint hierzulande weitgehend vergessen. Mehr als das: Die Sowjetunion wird mit Hitlerdeutschland verglichen. Deutsche Panzer stehen im Rahmen der NATO an russischen Grenzen und die veröffentlichte Meinung schürt antirussische Stimmungen.

Ich sage Ihnen als Jude und Deutscher: Nicht nur im Verhältnis unseres Landes zu Israel ist Demut angebracht. Auch und ebenso im Verhältnis zu den Russen und anderen Völkern der früheren Sowjetunion.

Deshalb gehöre ich zu den Initiatoren der beigefügten, von mehr als 2.300 Menschen unterstützten Erklärung »Den Kalten Krieg stoppen, damit es kein heißer wird« [1].

Sehr geehrter Herr Außenminister, bitte tragen Sie dazu bei, dass wieder Vernunft einzieht in die deutsch-russischen Beziehungen und dass die Russen mit dem Respekt behandelt werden, der ihnen gebührt.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Moritz Mebel, 10179 Berlin

Anmerkung:

[1] Im Februar-Heft (2/2020) der Mitteilungen der KPF sind ab Seite 1 der Wortlaut dieser »Erklärung wider den Irrsinn« und die Namen der 43 Erstunterzeichner dokumentiert.

Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann, Ellen Brombacher, Thomas Hecke an Sergej J. Netschajew, Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Botschafter Netschajew,

wir gratulieren Ihnen zum Tag des Sieges auf das Herzlichste und bedanken uns besonders an diesem 9. Mai 2020 dafür, dass die Rote Armee vor 75 Jahren auch auf deutschem Boden maßgeblich die faschistische Hydra zerschlug.

Wir Deutschen stehen für alle Zeiten in der Schuld des Landes, welches im II. Weltkrieg 27 Millionen Menschen verlor und die Hauptlast bei der Erlösung Europas von der Barbarei trug – und auch unser Land, gemeinsam mit den Alliierten, vom faschistischen Joch befreite.

Es erfüllt uns mit Scham, dass hierzulande gefährliche Geschichtsvergessenheit mehr und mehr Einzug hält.

So vergleicht die veröffentlichte Meinung die Sowjetunion mit Hitlerdeutschland, verbreitet sie antirussische Stimmungen und stehen im Rahmen der NATO deutsche Panzer an russischen Grenzen.

Dazu wollen wir nicht schweigen. Deshalb haben wir gemeinsam mit weiteren Initiatorinnen und Initiatoren am 23. Januar 2020 die Erklärung »Den Kalten Krieg stoppen, damit es kein heißer wird« veröffentlicht, die von mehr als 2.300 Menschen unterstützt wird.

Diese Erklärung möchten wir Ihnen hiermit übermitteln.

Im Namen der Initiatorinnen und Initiatoren

Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann, Ellen Brombacher, Thomas Hecker

P.S.: In gleicher Angelegenheit hat sich Prof. Dr. Moritz Mebel, Gardeoberleutnant der Sowjetarmee, an Herrn Außenminister Heiko Maas gewandt.

Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann, Ellen Brombacher, Thomas Hecker an Parteivorstand, Bundesausschuss und Bundestagsfraktion der Partei DIE LINKE

Liebe Genossinnen, liebe Genossen, anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus übermitteln wir Euch das Ergebnis unserer Unterschriftensammlung unter die Erklärung »Den Kalten Krieg stoppen, damit es kein heißer wird«.

2.378 Menschen unterstützten unsere Initiative.

Wir Deutschen stehen für alle Zeiten in der Schuld des Landes, welches 1941 von der Wehrmacht überfallen wurde, im II. Weltkrieg 27 Millionen Menschen verlor und die Hauptlast trug bei der Befreiung Europas und damit auch unseres Landes, von der Barbarei.

Doch stattdessen vergleicht die veröffentlichte Meinung geschichtsvergessen die Sowjetunion mit Hitlerdeutschland, verbreitet sie antirussische Stimmungen und stehen im Rahmen der NATO deutsche Panzer an russischen Grenzen.

Dazu wollen wir nicht schweigen. Wir bitten Euch als Mitglieder des Parteivorstands, des Bundesausschusses und der Linksfraktion, alles in Euren Kräften Stehende zu tun, damit die deutsch-russischen Beziehungen wieder von Respekt und Vernunft getragen werden.

Im Namen der Initiatorinnen und Initiatoren

Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann, Ellen Brombacher, Thomas Hecker

P.S.: Mit entsprechenden Begleitschreiben haben wir das Ergebnis der Unterschriftensammlung an das Deutsch-Russische Forum, an die Stiftung West-Östliche Begegnungen, an den Russischen Botschafter, an Heinz Bierbaum als Vorsitzenden der Europäischen Linkspartei sowie an die Fraktion GUE/NGL übermittelt. In gleicher Angelegenheit hat sich Prof. Dr. Moritz Mebel, Gardeoberleutnant der Sowjetarmee, an Herrn Außenminister Heiko Maas gewandt. – Damit ist die Unterschriftenaktion abgeschlossen. Herzlichen Dank noch einmal allen Unterstützerinnen und Unterstützern.