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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Bildung und Schule statt Kriegsvorbereitung

Rica Gottwald, Dresden

 

Rede zum Weltfriedenstag 2025 (Auszug)

 

Die Masse ist niemals kriegslüstern, solange sie nicht durch Propaganda vergiftet wird.

Wir müssen sie gegen Propaganda immunisieren.

Wir müssen unsere Kinder gegen Militarismus impfen.

(Albert Einstein)

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, ich stehe heute hier als Lehrerin, aber auch als Mutter von vier Söhnen, als Gewerkschafterin und als Mensch, der sich große Sorgen um die Zukunft macht. Lehrerin bin ich geworden, weil ich überzeugt bin, dass eine friedliche und lebenswerte Gesellschaft nur dann Bestand haben kann, wenn sie ihre Liebe, ihre Fürsorge und ihre ganze Anstrengung in die nachfolgenden Generationen steckt: in unsere Kinder und Jugendlichen. Denn nur wer behütet, sicher und glücklich aufwächst, wird sich später für eine gerechte, friedliche und lebenswerte Gesellschaft einsetzen.

Doch wie sieht es in Deutschland wirklich aus? Statt das Leben und die Zukunft der jungen Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, dreht sich alles um die »Kriegstüchtigkeit« und die Sicherung des kapitalistischen Systems. Deutschland strebt an, zur führenden Militärmacht zu werden – Atomwaffen sind längst kein Tabu mehr. Diplomatie und das Streben nach Verständigung treten zurück, während wirtschaftliche Interessen und die Macht der Eliten im Vordergrund stehen. Das schöne Kleid der »sozialen Marktwirtschaft« ist längst abgelegt.

Und was bedeutet das für die Bildung unserer Kinder? Wir sehen seit über 30 Jahren einen kontinuierlichen Abwärtstrend. Warum? Weil man an Bildung besonders gut sparen kann. Pädagogisches Personal hat sich immer wieder selbst überlastet und selbst überfordert, um trotz widriger Umstände gute Arbeit am Kind zu leisten. Doch das geht nicht unbegrenzt. Die Folge: steigende Krankheitszahlen, fehlender Nachwuchs, mehr Unterrichtsausfall – mittlerweile im Schnitt über 10 Prozent. Immer mehr Studierende brechen ihr Studium ab. Ausbildungsbetriebe klagen, dass Grundwissen fehlt, und solche angeblich urdeutsche Tugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit sind beinahe schon Ausnahmen. Bei den Schuleingangsuntersuchungen zeigt sich: Zwei Drittel der Kinder verfügen nicht über altersgerechte Sprach- oder motorische Fähigkeiten.

Wer nun denkt, dass mit der angeblich rapide fallenden Zahl an Geburten mehr Qualität im Bereich Bildung einzieht, der irrt leider. Denn statt die Zahl der zu betreuenden Kinder pro pädagogischer Kraft zu senken, schließt man jetzt Kindergärten und stellt keine neuen Kindergärtner ein. Später folgen erst die Grundschulen und dann die weiterführenden Schulen. [...] Währenddessen fordert die Politik: Bundeswehr in die Schulen. Sie wirbt mit Geld, Fahrerlaubnis, sicherer Berufsausbildung und Arbeitsplatzsicherheit. Verschwiegen wird, dass der Preis dafür lautet: bereit sein zu töten – und das Risiko, selbst getötet oder schwer verletzt zurückzukommen, körperlich, aber auf jeden Fall psychisch.

Doch wir dürfen uns keine Angst machen lassen. Wir brauchen ein System, das nicht auf Krieg und Profitgier setzt, sondern auf Frieden, Bildung, soziale Sicherheit, Solidarität und Menschlichkeit.

Wir werden nicht zulassen, dass unsere Schülerinnen und Schüler von heute als Soldaten auf den Schlachtfeldern für die Interessen des Kapitals und des Imperialismus verheizt werden! Aber wohin steuern wir, wenn schon im Geschichtsunterricht Fakten verschwiegen werden – etwa die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg? Ein gewollter Geschichtsrevisionismus des bürgerlichen Systems der BRD.

Und während die Regierung von »Vergreisung« spricht, werden Familien mit Kindern im Stich gelassen: hohe Gebühren für Krippe, Kindergarten und Hort; gestrichene Hilfsprogramme für Kinder mit psychischen Problemen; keine Unterstützung für Ferienlager und Freizeitangebote. Gleichzeitig explodieren die Preise […] Immer wird auf angeblich »zu hohe Löhne« verwiesen – nie auf die Gier derer, die von Kriegswirtschaft und Rüstung schamlos profitieren. Währenddessen hungert jeder siebte Mensch auf dieser Erde. […] Wir sind bedroht – nicht durch fremde Völker, sondern durch die weltweite Aufrüstung, durch ein Denken, das Krieg wieder salonfähig macht und als alternativlos darstellt, das sogar Atomwaffen »enttabuisiert«.

Darum rufe ich uns auf: Organisiert euch, in Gewerkschaften und anderswo! Kämpfen wir gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten, Kriegswahn, Wehrpflicht! Lassen wir uns nicht gegeneinander hetzen! Frieden für die Welt! 

Die Rede wurde gehalten am 1. September 2025 in Dresden auf der um 18 Uhr vom Stadtverband Die Linke Dresden veranstalteten Kundgebung zum Weltfriedenstag/Antikriegstag am Dr.-Külz-Ring.