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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Neue Wissenschafts-Gesellschaft für Humanismus & Frieden

Aus der Presseinformation der Rapoport-Gesellschaft

Der im März 2021 als gemeinnützig anerkannte Verein, die »Rapoport-Gesellschaft e.V.«, setzt sich zum Ziel, das Leben und Wirken der Eheleute Ingeborg Syllm-Rapoport und Samuel Mitja Rapoport in Erinnerung zu halten, ihren Beitrag zur Entwicklung der Wissenschaft und deren Verantwortung in der Gesellschaft zu erforschen und weiterzuvermitteln.

Die Lebensläufe dieser hervorragenden Ärzte und Wissenschaftler spiegeln auf eindrückliche Weise das 20. Jahrhundert wider. Als Juden mussten sie das faschistische Deutschland und Österreich verlassen und fanden Aufnahme in den USA. Dort entwickelte Mitja Rapoport das erste Verfahren, um Blutkonserven herzustellen, wodurch im zweiten Weltkrieg tausenden amerikanischen Soldaten das Leben gerettet wurde. Nach dem Krieg half er in Japan, die damals oft tödlich verlaufende Ekiri-Krankheit aufzuklären und zu besiegen. Mitja Rapoport wurde mit einem hohen Nationalpreis der USA geehrt.

Das politische Engagement der Rapoports als Kommunisten führte jedoch zur Verfolgung durch den McCharthy-Ausschuss und begründete ihre Flucht zurück nach Europa. 1952 fanden sie Aufnahme in der jungen DDR. Beide prägten in der DDR mit ihren Forschungsleistungen, ihrem Selbstverständnis als Wissenschaftler, Ärzte und Lehrer und ihrem Bekenntnis zum Sozialismus das akademische Leben. Sie wurden Vorbild und Mentoren für viele Ärzte und brachten eine große Zahl erfolgreicher Schüler hervor.

Ingeborg Rapoport war als Neugeborenenforscherin maßgeblich an der Senkung der Säuglingssterblichkeit beteiligt. 1969 wurde sie an der Charité in Berlin/DDR die Inhaberin des ersten Lehrstuhls für Neonatologie in Europa. Im Mai 2015 wurde Inge Rapoport, damals 102-jährig, erneut weltbekannt, als sie ihre von den Faschisten 1938 verhinderte und nun an der Hamburger Universität nachgeholte Promotion bestand.

Mitja Rapoport leitete von 1952 bis 1978 das wiederaufgebaute Institut für Physiologische Chemie der Humboldt-Universität, in Berlin/DDR. Er wurde als herausragender Biochemiker vor allem auf dem Gebiet der Erforschung der roten Blutzellen international bekannt. Als Mitglied der Akademie der Wissenschaften, forschungsleitender Gremien und medizinisch-wissenschaftlicher Gesellschaften prägte er besonders die Entwicklung der Biowissenschaften in der DDR. Mitja Rapoport war Nationalpreisträger der DDR und war 1982 Gründungsvorsitzender der DDR-Sektion der Internationalen Ärztebewegung gegen den Nuklearkrieg IPPNW. Er wurde 1993 erster Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

Unser Verein will mit seinen Aktivitäten – Veranstaltungen, Publikationen, Forschungen –  das Leben und das Werk der Rapoports interessierten Menschen zugänglich machen. Zugleich möchte die wissenschaftliche Gesellschaft im Sinne der Rapoports klärende Beiträge zu den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen, die an die in der Wissenschaft arbeitenden Menschen gestellt werden, einbringen. Dazu soll auch die Erschließung und Aufarbeitung der vielfältigen, wenig bekannten wissenschaftstheoretischen und philosophischen Arbeiten und des besonderen Beitrags der Rapoports zur praktischen Wissenschaftsentwicklung zu gesellschaftspolitischen Lösungen dienen.

Dadurch möchte die Rapoport-Gesellschaft zur steten Aktualisierung der Frage beitragen, worin die Verantwortung eines Wissenschaftlers oder eines Arztes in der Gesellschaft besteht. Es ist die Überzeugung ihrer Mitglieder, dass die Wissenschaft eines aus der Lebenswirklichkeit begründeten humanistischen Auftrags bedarf; und umgekehrt, der Humanismus eine wissenschaftlich-rationale Praxis zur Schaffung seiner gesellschaftlichen Bedingungen benötigt. Unser Verein wendet sich an alle interessierten Menschen, besonders aber an junge Wissenschaftler, Ärzte und Studierende, die über ihre fachliche Tätigkeit als meist abhängige Arbeitskraft hinausdenken und sich, um ihre rationale Sinn stiftende Einbettung in die Gesellschaft mühen wollen.

(Aus der Presseinformation vom 2./26. Juni 2021). Kontakt: rapoport.gesellschaft@gmail.com. http://www.rapoport-gesellschaft.org, Sitz in Hamburg. Beide – Ingeborg und Mitja – waren bis zu ihrem Tod als Mitglieder der LINKEN bzw. der PDS auch KPF-Mitglieder.