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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Kriegsmission

Marko Ferst, Gosen

Ostwärts
folterte sich mit Furor
schließen Holztüren
Kirchen niederbrennen
Frauen, Kinder, Männer
Städte und Dörfer
einäschern
deutsche Wertarbeit
alles nach Plan
mit festgelegter Mittagspause

Hunderte erschießen
Ernte, Butter, Hühner
für die deutschen Truppen
jene die bleiben
vegetieren in Hungerkellern
immer fahren
die Fahrer falsch
die Abgase sollten
erst einschläfern
nicht sofort ersticken
in den grauen Kästen

Als die rote Armee
westwärts drängte
da wurde enterdet
unter Nazibefehl
gestapelt auf Holz
damit die Untaten
Asche werden
und man beginnt
zu verstehen
warum Brautpaare
im früheren Sowjetland
und auch heute
an ihrem weißen Tag
aufsuchen die Stätten
wo gedacht wird derer
die einst befreiten
ihre Mutter Heimat

Marko Ferst war 1994 Mitbegründer der Ökologischen Plattform. Er fügt seinem Gedicht die Empfehlung für ein Buch hinzu, das seinerzeit nur unter großen Schwierigkeiten in Westdeutschland erscheinen konnte: Paul Kohl: Ich wundere mich, daß ich noch lebe. Sowjetische Augenzeugen berichten, 319 Seiten, Gütersloh 1990. Klappentext: »40 Jahre nach Kriegsende folgte der Journalist den Spuren der deutschen Wehrmacht von Brest nach Moskau. Sowjetische Überlebende berichten von Kriegsgefangenenlagern, von verbrannten Dörfern und Massenerschießungen, Widerstandskämpfer und Partisanen kommen zu Wort. Es ist eine Reise von Massengrab zu Massengrab, die auch deshalb so betroffen macht, weil die ›ordnungsgemäße‹ und ›gewissenhafte‹ Durchführung erschreckend deutlich wird.«