Kapital-Verbrechen: Von Arisierung bis Zwangsarbeit
Buchtip
"Eine Tafel vor jener Villa am Stadtwaldgürtel in Köln, wo Hitler, von Papen sowie Banken- und Industrievertreter am 4. Januar 1933 alles für die Machtübertragung an die größte und furchtbarste Verbrecherbande der Weltgeschichte perfekt machten, gab uns die Anregung zu unserer Aktion und diesem Buch." Sein Herausgeber, Ulrich Sander, erläutert dies im Vorwort: Wir meinten, so wie die Opfer im Stadtbild unserer Städte und Gemeinden mit Stolpersteinen sichtbar gemacht werden, so sollte andererseits vor den Tätern mit Mahntafeln gewarnt werden ... Heute gehört dazu, vor allem die Allmacht der großen Konzerne und Banken anzugreifen und zu überwinden, darunter diejenigen, die an Rüstung und Krieg verdienten. Und immer noch verdienen.
Zum Beispiel Krupp. Der Konzern habe sich stets um einen humanen Kapitalismus bemüht, berichtete das Fernsehen zum 200-jährigen Firmenjubiläum. Ob da auch an die zwölf Jahre nach 1933 gedacht war? Das letzte Tabu sei gebrochen, hatte es mit Blick auf die verdienstvolle Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" geheißen. Aber "blinde Flecken" blieben trotzdem. So in einem Bereich, der weniger lautstark diskutiert wird, jedoch mindestens ebenso wichtig war für die Funktionsweise der faschistischen Herrschaft in Deutschland wie die Wehrmacht: Die Rolle von Wirtschaftsführern und Unternehmen bei faschistischen Planungen für Krieg und Massenmord, als Akteure und insbesondere als Profiteure. Das Buch stützt sich auf selbstrecherchiertes Material von Geschichtswerkstätten und VVN-BdA, um an Verbrechen der wirtschaftlichen Eliten an Rhein und Ruhr zu erinnern: Von Abs bis Zangen, von Flick bis Quandt, von IG Farben bis Oetker-Pudding, von Arisierung bis Zwangsarbeit. Und auch Krupp wird nicht vergessen.
Ulrich Sander (Hg.): Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933 bis 1945, PapyRossa Verlag, Neuerscheinung Frühjahr 2012, 347 Seiten, 18 s/w-Abbildungen, ISBN 978-3-89438-489-0, EUR 16,90 [D].