Im Geiste von Karl und Rosa
Dr. Ernst Heinz, Berlin
Rückblick auf die Geschichte eines Berliner Arbeiter-Stadtbezirks
[Die in diesem Text verwendeten historischen Angaben entstammen Erinnerungen von Veteranen der Arbeiterbewegung sowie Veröffentlichungen des Heimatforschers Wilhelm Rattey (Stadtbezirkszeitung "Unser Prenzlauer Berg", Jahrgänge 1957ff). Sie wurden verglichen mit den Daten bei Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Eine Chronik. Karl Dietz Verlag Berlin 2008.]
Im Januar gingen wir wieder zu den Gräbern von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Zwei Wochen nach der Gründung der KPD ermordet, waren sie am 25. Januar und am 13. Juni 1919 unter Massenbeteiligung des Berliner Proletariats in Friedrichsfelde beigesetzt worden. In Prenzlauer Berg erinnert ein Gedenkstein – Saarbrücker Straße Ecke Prenzlauer Allee – daran, daß Karl Liebknecht am 7. und 8. Januar 1919 von hier, aus dem ehemaligen Gartenlokal der Bötzow-Brauerei, die Rückzugsgefechte der Berliner Arbeiter gegen die Noske-Soldateska leitete. Den Stein schmückt ein Relief des Liebknecht-Kopfes, eine Inschrift gibt es nicht mehr, alles wirkt verwahrlost. Ein paar Schritte weiter, Weydinger Ecke Linienstraße, vor dem hinteren Redaktionseingang der jungen Welt finden wir das Denkmal Rosa Luxemburgs, ebenfalls ohne jede Inschrift oder Erklärung.
Der Prenzlauer Berg ist ist einer der ältesten Arbeiterbezirke von Berlin. Im 18. und 19. Jahrhundert noch außerhalb der Stadt, waren hier erst Ausflugslokale, Brauereien, der "Platz an der einsamen Pappel" entstanden, der "Exer" (Exerzierplatz eines Grenadier-Regiments) – die erste große Kundgebungsstätte der Berliner Arbeiter in der Revolution von 1848 – der heutige Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in der Cantianstraße. Von Beginn an war der Prenzlauer Berg ein proletarisches Wohngebiet und damit zugleich Kampfplatz der Arbeiterbewegung. Die besonders während der Gründerjahre nach 1871 errichteten Mietskasernen dienten der Unterbringung der von der rasch wachsenden Berliner Industrie benötigten Arbeitermassen, und dementsprechend wurde gebaut: Vier- bis fünfgeschossige Vorder-, Hinter- und Quergebäude mit zwei, drei oder noch mehr Hinterhöfen, alles eng an dicht – nach 1945 das "letzte noch vorhandene Mietskasernenviertel in Europa". Einst lebten hier auf 10,8 km2 326.000 Menschen (Volkszählung von 1925), 1949 waren es immerhin noch 251.000 Über 80% der Wohnungen hatten weder Bad noch Dusche, von den Plumps-Klos auf den Hinterhöfen oder Treppenabsätzen nicht zu reden. Die Mehrheit der Einwohner fuhr zur Arbeit in die großen Industriebetriebe der Stadt. Aber nicht nur dort, gerade auch in den proletarischen Wohngebieten lieferte die Berliner Arbeiterschaft der herrschenden Klasse so manche Schlacht, ob einst mit August Bebel im Pratergarten oder mit dem Prenzlauer Berger Reichstagsabgeordneten Wilhelm Liebknecht, dem unangefochtenen Sieger im Wahlkreis VI bis zu seinem Lebensende. Hier wurde 1890 die Heimkehr der auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin ausgewiesenen Genossen gefeiert, und hier, nämlich im Saalbau, wurde die erste Berliner Arbeiter-Bildungs-Schule eröffnet. In dieser Großgaststätte sprachen Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck zu den Berlinern, und Walter Ulbricht entlarvte die Demagogie eines Goebbels. Dessen einziges Argument blieben seine Knüppelgarden. Im Schweizergarten wurde die Ortsgruppe Berlin des Roten Frontkämpferbundes gegründet. Auf dem Helmholtzplatz (damals im Volksmunde der "Rote Platz") gab es machtvolle antifaschistische Kundgebungen. In der Dunckerstraße eröffneten die Roten Jungpioniere den ersten Arbeiterkinder-Klub.
1932 hatte die KPD in Prenzlauer Berg etwa 3.500 Mitglieder und noch im März darauf 44.641 Wähler; die SPD rund 7.000 Mitglieder und 50.770 Wähler – beide Parteien zusammen bekamen 49,8% der Stimmen (die NSDAP 34,1%). Der Verrat der rechten Führung der SPD und sektiererische Einstellungen in der KPD hatten das Zusammengehen der beiden Parteien verhindert. Zwölf Jahre Hitlerfaschismus forderten von der Arbeiterbewegung auch hier einen gewaltigen Blutzoll. Aber trotz Verfolgung, Zuchthaus und KZ und einem raffinierten Spitzelsystem der Gestapo gaben die Kommunistische Partei, ihr Jugendverband, aufrechte Sozialdemokraten, christliche, jüdische und andere humanistisch eingestellte Bürger nicht auf. Die Nazis hatten in den Kellern des Wasserturms Kolmarer Straße ein KZ eingerichtet. Sie folterten und mordeten dort. Eines Tages aber wehte auf dem Dach des hohen, schmalen Turms eine rote Fahne mit Hammer und Sichel und der Losung "Antifaschistische Aktion – her zu uns!".
Prenzlauer Berger Antifaschisten wirkten in der Uhrig-Gruppe, organisierten Sabotage in Berliner Rüstungsbetrieben, verbreiteten Meldungen von Radio Moskau, unterhielten Verbindungen zu französischen Zwangsarbeitern und unterstützten die Familien von Eingekerkerten. Die Stele Diesterweg/Ecke Danziger Straße, 35 Gedenktafeln an Wohnhäusern sowie 31 Straßennamen erinnerten bzw. erinnern an die Helden des Widerstandes.
"Fichte"-Sportler in der Pappelallee unterhielten seit Ende der 20er Jahre Freundschaftsbeziehungen zu Arbeitersportlern im sowjetischen Stahlwerk Saporoshje. Einige von ihnen, die dort zu arbeiten begonnen hatten und 1931 ihren Urlaub in Berlin verlebten, brachten als Freundschaftsgeschenk der sowjetischen Arbeiter ein rotes Seidenbanner mit, in das die Widmung eingestickt war: "Flammender bolschewistischer Gruß den Fichte-Arbeitersportlern der 12. Gruppe des 4. Kreises der Stadt Berlin". Diese Fahne überstand Haussuchungen, Leibesvisitationen und Gepäck-Kontrollen der Nazis. Zuletzt verbargen sie illegal in einer Laubenkolonie lebende Genossen. Am 22. April 1945 übergaben diese den Befreiern die Fahne. In den letzten Tagen des Sturms auf Berlin begleitete sie eine sowjetische Panzereinheit. Am 23. April bemächtigten sich Prenzlauer Berger Antifaschisten eines Waffenlagers des Volkssturms in der Immanuelkirche und übergaben Gerät und Munition der Roten Armee. In den ersten Maitagen hatten die sowjetischen Truppen, von der Weißenseer Spitze bis zur heutigen Torstraße vordringend, den Stadtbezirk von der faschistischen Wehrmacht gesäubert. Noch am 2. Mai ermordeten SS-Banditen den sozialdemokratischen Arbeiter Otto Schieritz, der auf dem Balkon seiner Wohnung eine weiße Fahne angebracht hatte.
Am 3. Mai gegen sechs Uhr früh öffnete der Sozialdemokrat Franz Kallin, einst Betriebsratsvorsitzender bei Aschinger und von den Faschisten abgesetzt und gemaßregelt, gemeinsam mit einigen Kollegen den Soldaten der Sowjetarmee die Betriebstore der Großbäckerei; 1946 gehörte Franz zu den Delegierten des Vereinigungsparteitages. Er leitete die volkseigene Brotfabrik "Aktivist" (später Stammbetrieb des Backwarenkombinats) als Direktor bis zum Ende seines Berufslebens.
Durch den Krieg waren 20% der Wohnungen im Stadtbezirk vernichtet und von den übrigen mehr als die Hälfte schwer beschädigt. Nur drei Schulgebäude waren unversehrt. Die SS hatte noch im April 1945 das ganze Wohnviertel zwischen S-Bahn, Greifswalder und Kniprodestraße niedergebrannt, um "Schußfreiheit" gegen die anrückende Rote Armee zu erlangen. Dieses Gebiet nannte man dann "die tote Stadt". Erst als die Jugend- und Lehrlingsbrigaden des VEB Bau in den 50er Jahren dort die neuen Wohnhäuser errichteten, wurde daraus die heutige "grüne Stadt".
Schon am 27. April 1945 hatten sich Prenzlauer Berger Antifaschisten im Lokal "Goldschmidt" (heutige Paul-Robeson-Straße) getroffen. Am 3. Mai bildete sich eine provisorische Parteileitung für den Stadtbezirk aus Kommunisten, Sozialdemokraten und "Noch-Parteilosen" in der Driesener Straße. KPD- und SPD-Genossen, die im Widerstand zusammengearbeitet hatten, gründeten Initiativgruppen zur Normalisierung des Lebens in den Wohngebieten. Es begann die Beseitigung der Kriegsschäden, um die Häuser bewohnbar zu machen, die Versorgung der Bevölkerung, die Kinderspeisung zu sichern, und mit Tausenden Neulehrern den Schulunterricht wieder aufzunehmen. Brennmaterial für den Winter wurde beschafft. Das neue Bezirksamt nahm mit Kommunisten und Sozialdemokraten an der Spitze die Arbeit auf. KPD und SPD bildeten gemeinsame Aktionsausschüsse zur Vorbereitung der Einheitspartei. In den Betrieben und im Stadtbezirk. Obwohl die Gegner der Arbeitereinheit nichts unversucht ließen, um das zu verhindern: Am 5. April 1946 vollzogen 8.800 KPD- und 6.880 SPD-Genossen in Prenzlauer Berg als erste Kreisorganisation in der Hauptstadt die Vereinigung.
In den Folgejahren übernahmen bewährte Antifaschisten die Leitung des Staatsapparates und der Volkseigenen Betriebe. Die aus dem KZ Ravensbrück befreite Genossin Änne Saefkow wurde Bürgermeisterin, die alten Kommunisten Artur Voigt und Männe Gomolla Direktoren des VEB Großberliner Vieh- und Schlachthöfe bzw. des Fleischgroßmarktes. Franz Fischer, Mitkämpfer Ernst Thälmanns, wurde 1. Kreissekretär der SED. Andere Überlebende aus dem Widerstandskampf übernahmen Funktionen beim Aufbau der Großindustrie der DDR, ihrer Schutz- und Sicherheitsorgane und im zentralen Staatsapparat. Nicht nur die evangelischen und katholischen Kirchen im Stadtbezirk, sondern auch die jüdische Synagoge mit dem Rabbiner Martin Riesenburger in der Rykestraße sammelten die Gläubigen um sich. Im Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien und Massenorganisationen und in der Nationalen Front des demokratischen Deutschland begann eine kameradschaftliche Zusammenarbeit. Das war die Gewähr für das Gelingen der revolutionären Umwälzungen in Industrie, Landwirtschaft, Justiz und Bildungswesen. Nach der vom deutschen Monopolkapital im Verein mit den Westmächten vollzogenen Spaltung Deutschlands waren diese strukturellen Veränderungen auch die Grundlage für die Errichtung des ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates, der Deutschen Demokratischen Republik. Mit der Parteikonferenz 1952 gingen wir zum sozialistischen Aufbau über.
Auch die Werktätigen im Prenzlauer Berg stellten hartnäckig ihre Fragen zu Fehlern, die wir 1953 in unserer Wirtschaftspolitik begangen hatten, die erst mit dem "neuen Kurs" ab 9. Juni korrigiert wurden; aber weder auf dem Schlachthof noch bei Aktivist, weder in der ND-Druckerei noch im Gaswerk oder bei Schultheiß wurde am 17. Juni 1953 die Produktion unterbrochen; Provokateuren, die von außen in die Betriebe eindringen wollten, wurde eine Abfuhr erteilt. Kurz darauf wurde auf dem Schlachthof die erste Hundertschaft der Kampfgruppen der Arbeiterklasse gebildet. "Dem Karl Liebknecht haben wir’s geschworen, der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand" war ihr Lied.
1961 wurde die Grenze zur BRD und Berlin West befestigt. Obwohl das für die Bewohner der Häuser im Grenzstreifen zwischen Bornholmer und Schwedter Straße Erschwernisse brachte und auch für die andren Berliner Verwandtenbesuche zunächst einmal nicht mehr und später nicht ohne weiteres möglich waren, begrüßten viele Bürger, daß endlich der vom Schwindelkurs geförderte Abkauf unserer Warenbestände und die billige Inanspruchnahme unserer Dienstleistungen durch Westberliner beendigt wurden.
Diejenigen – sie hießen Grenzgänger und es waren an die Fünfzigtausend – die auf Grund des betrügerischen Wechselkurses zwischen DM und der Mark der DDR von 1:4 bis 1:11 drüben arbeiteten und bei uns billige Mieten, Verkehrstarife, Preise für Grundnahrungsmittel etc. in Anspruch nahmen, mußten nunmehr an der Schaffung des Nationaleinkommens der DDR mitwirken. Vorbei war auch das großangelegte Schmuggeln, und die Abwerbung von Ärzten, Ingenieuren und Facharbeitern war erschwert. Auch die über 80 Geheimdienstzentralen in Westberlin mußten sich etwas einfallen lassen. Dem Ausbluten unserer Wirtschaft war zunächst ein Riegel vorgeschoben. Und – wie es z.B. auch Joseph Strauß in seinen Memoiren sinngemäß feststellte: Die Kriegsgefahr in Europa war zunächst gebannt. In unseren Betrieben ging es voran.
Nehmen wir den größten Betrieb im Prenzlauer Berg: Seitdem 1898 die "Vieh- und Schlachthöfe" entstanden waren, galt für die Tagelöhner, die sich früh an den Betriebstoren drängten, um von einem der Großschlächter für die Arbeit ausgewählt zu werden, der Grundsatz: Wenn du genommen wirst, verkaufe deine Arbeitskraft so teuer wie möglich! Im Volkseigenen Betrieb ging es um etwas ganz anderes. Arbeit und Lohn waren von vornherein gesichert.
Wir produzierten unter schweren Bedingungen und gerade deshalb waren das Mitdenken und die Initiative der Kolleginnen und Kollegen gefragt. Ein Beispiel hierzu, das zugleich von demokratischen Möglichkeiten zeugt, die man sich für einen kapitalistischen Betrieb vor allem heutzutage nicht vorstellen kann: 1968 hatte das zuständige Ministerium die Absicht, das Berliner Fleischkombinat zu schließen und statt dessen ein völlig neues außerhalb der Stadt zu errichten. Die Schlächter beschafften sich die Berechnungen und wiesen nach, um wieviel günstiger es wäre, diesen Plan fallen zu lassen und die dafür vorgesehenen Mittel in die Rationalisierung ihres Kombinates zu stecken. Auf der Kreisdelegiertenkonferenz der SED begründete der Obermeister der Rinderschlachtung Gerhard Preuk diesen Standpunkt. Nach gründlicher Prüfung mußte das Ministerium dem entsprechen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Backwarenkombinat: Dort war eine automatische Anlage von Werner & Pfleiderer, Stuttgart, importiert worden, die jedoch für solche Arbeitsgänge, bei denen dem Hersteller Handarbeit kostengünstiger erschien, keine Verkettung besaß. Erst durch Verwirklichung entsprechender Vorschläge der Arbeiter gelang es, mit der neuen Anlage, sowohl die schwere körperliche Arbeit der Kollegen zu reduzieren als auch höhere Effektivität zu erzielen.
In den vier Jahrzehnten der DDR wandelte der Prenzlauer Berg sein Gesicht gründlich. In der Storkower Straße wurden Betriebe der Elektrotechnik/Elektronik und des Anlagenbaus angesiedelt. Der Thälmannpark entstand mit Wohnungen für etwa 4.000, das Neubaugebiet am Bahnhof Greifswalder Straße für ca. 10.000 Einwohner. Im Stadtviertel um den Arminplatz wurden sämtliche Wohnungen modernisiert, die Husemannstraße am Kollwitzplatz im Stil der Jahrhundertwende rekonstruiert, Schulen, Kindereinrichtungen, Kaufhallen, Feierabend-(Senioren-)heime, Volksschwimmhallen und das Planetarium gebaut.
Das alles waren bedeutende Verbesserungen. Doch besonders in den 80er Jahren verloren wir das Vertrauen vieler Menschen. Dafür gibt es ein ganzes Bündel von Ursachen, und wir werden sicher bis an unser Lebensende darüber nachzudenken haben. Vergegenwärtigen wir uns hier nur einmal die Lage Ende der 80er Jahre in unseren Betrieben und die Stimmung der Bürger. Unter dem Einfluß außenwirtschaftlicher Schwierigkeiten (Ausbleiben sowjetischer Rohstofflieferungen, Embargopolitik des Westens) und im Ergebnis falscher Wirtschaftsentscheidungen bei uns selbst (unrealistische Forcierung des Konsums zu Lasten notwendiger Investitionen, willkürliche Eingriffe in die planmäßig-proportionale Entwicklung) war eine komplizierte Situation entstanden.
Es ist unverzeihlich, daß wir damals den Bürgern nicht schonungslos die Wahrheit gesagt haben und daß wir nicht in Presse, Funk und Fernsehen unsere Probleme erklärt haben. Viele waren über die schöngefärbte Berichterstattung empört und hinterfragten nicht mehr das Wesen von Glasnost und Perestroika. Mit dem Verlust des Vertrauens verloren wir auch die Initiative.
Seither sind 20 Jahre vergangen, 20 Jahre Erfahrungen mit einem stetig hemmungsloser agierenden, wieder kriegführenden Kapitalismus.
Bei den Bundestagswahlen im September 2009 haben im Wahlkreis 77, wozu der größte Teil von Prenzlauer Berg gehört, 28,8% der Wähler den Kandidaten der LINKEN und 27,5% die Linkspartei gewählt, im Wahlkreis 84 (mit dem Ostteil des Stadtbezirks) 25,0%. Sie verbinden damit die Hoffnung, daß die Partei DIE LINKE ihre Wahlparolen ernst meint: Raus aus dem Afghanistan-Krieg, weg mit Hartz IV, mit Rente ab 67 und weiterem Sozialabbau. Natürlich bewirken Wahlen und Wahlergebnisse, überhaupt die ganze parlamentarische Tätigkeit in der bürgerlichen Gesellschaft nur dann etwas, wenn sie durch außerparlamentarische Aktionen flankiert werden. Ohne den Druck der Massen geht nichts. Das muß auch in dem gegenwärtig diskutierten Entwurf des künftigen Programms der Partei DIE LINKE deutlich bleiben.
In unseren Stadtvierteln hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Eine nennenswerte Industrie gibt es nicht mehr, nur viele Handels- und Dienstleistungseinrichtungen. Am 2. Dezember 2009 dokumentierte das RBB-Fernsehen in der Reihe "Unter deutschen Dächern" solche Veränderungen. Wenn heute – nach entsprechenden Umbauten – Eigentumswohnungen mit 2.800 Euro je m2 gehandelt werden, entsteht selbstredend eine andere Sozialstruktur in den Wohngebieten um Kollwitz-, Helmholtz- und Falkplatz, im Taut- und Bötzowviertel.
Bleibt Prenzlauer Berg, den Traditionen der revolutionären Arbeiterbewegung folgend, dennoch rot? Es wird mit an uns liegen, aus der Unzufriedenheit der Mehrheit der Bevölkerung Widerstand gegen die Politik der herrschenden Klasse zu machen, gesellschaftliche Veränderungen zu erkämpfen. Gerade dafür demonstrierten wir auch in diesem Januar wieder zu den Gräbern unserer Vorkämpfer, zum Friedhof der Sozialisten. Das ist im Geste von Karl und Rosa.