Geschichtsfälscher haben Hochkonjunktur
Jochen Traut, Arnstadt
In der thüringischen Kreisstadt Arnstadt – Ilm-Kreis – wurde nach langen Debatten im Arnstädter Stadtrat, mit der regierenden Mehrheit (einschließlich der Fraktion der SPD) beschlossen, ein Denkmal für die "Opfer Kommunistischer Gewalt 1945 – 1989" zu errichten. Die Anregung, oder besser ausgedrückt die Aufforderung dazu, kam vom Verband der "Opfer des Stalinismus". Für soziale Zwecke wie beispielsweise für die Arnstädter Tafel ist zwar kein Geld im Finanzhaushalt, jedoch wurden für dieses "Denkmal" immerhin 20.000,- € eingeordnet.
Lange wurde nach einem "geeigneten Standort" gesucht und dann doch gefunden. Ein kleiner Platz in Zentrumsnähe, gegenüber einem Gebäude, in dem einige Jahre die sowjetische Kommandantur, als Vertreter der Besatzungsmacht im damaligen Kreis Arnstadt, ihren Sitz hatte. Die Protagonisten des Denkmals hatten das gefunden, nach dem sie suchten. Sieger, Befreier wurden zu Mördern.
Wenn auch dieses "Denkmal" nicht wie geplant am 17. Juni 2008 eingeweiht werden konnte, so geschah dies am 13. August 2008.
Der Arnstädter Stadtverband DIE LINKE einschließlich der Mitglieder ihrer Stadtratsfraktion brachten mit einem Transparent "Der Opfer gedenken – Geschichte nicht verfälschen" und einem Flugblatt zum Thema des Transparents ihre Haltung gegen die Errichtung dieses "Denkmals" zum Ausdruck. Das war im Sommer des vergangenen Jahres.
Über die Weihnachtsfeiertage versahen Unbekannte dieses "Denkmal" nunmehr mit zwei Schriftsätzen: "Das ist nicht der Kommunismus" und "Gegen Geschichtsrevisionismus".
Dazu kam es, wie nicht anders zu erwarten, zu einer Vielzahl von Kommentaren, mit Verweis, das können nur die Linken gewesen sein. Soweit ist dies alles völlig normal im öffentlichen Umgang mit solchen "Ereignissen". Jedoch gab es dann auf der Internet-Seite der Stasi-Unterlagenbehörde www.thueringen.de/tlstu/ am 9. Januar folgende Pressemitteilung: "Die Schändung des Denkmals ‚Den Opfern Kommunistischer Gewalt 1945 bis 1989’ in Arnstadt ist offensichtlich das Werk von Linken. Wie schon durch Plakate der Partei die Linke bei der Einweihung des Denkmals wird durch die Schmierereien ‚Das war nicht der Kommunismus’ und ‚Gegen Geschichtsrevisionismus’ geleugnet, daß das kommunistische System verbrecherisch gewesen ist. Die Leugnung der Verbrechen des Sozialismus/Kommunismus sollte endlich unter Strafe gestellt werden.
Es bleibt zu hoffen, daß die Polizei die Täter ermitteln kann. Sie sollten mit einem Arbeitseinsatz in der Haftgedenkstätte Andreasstraße oder im Speziallagermuseum Buchenwald Gelegenheit erhalten, die Realität kommunistischer Verbrechen wahrzunehmen. Hildigund Neubert, Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen".
Nimmt man diese Aussagen konkret, so sollte jeder, der gegen den Geschichtsrevisionismus in Bezug auf die DDR-Geschichte eine andere Auffassung äußert, nach Frau Neubert – mit DDR Abitur, Absolventin der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar zu DDR-Zeiten – unter Strafe gestellt werden. Es wäre ein neues Betätigungsfeld für die Thüringer "Aktenverwalterin", Artikel, Bücher, Lieder, und Äußerungen und deren Autoren zu ermitteln, die zum herrschenden Mainstream im Umgang mit der DDR-Gesellschaft und -Geschichte eine andere Auffassung haben.
Dann, Grüß Gott im Wahl- und Jubiläumsjahr 2009. Das Jahr hat ja noch etwas über 11 Monate. Hier kann man nur "frohes Schaffen" wünschen.
Jedoch, dieses Beispiel zeigt, was wir noch zu erwarten haben zum Umgang mit unserer Geschichte. Den Ruf nach dem Staatsanwalt. Frau Neubert, Mitglied der staatstragenden CDU, ist fleißig in der Umsetzung dessen, was der Parteitag ihrer Partei im Dezember 2008 beschlossen hat, dessen Grundideen aus der Feder von Frau Prof. Dr. Schipanski, Präsidentin des Thüringer Landtages, stammen. Ihren Dr.-Titel erwarb sie an der Technischen Hochschule Ilmenau, und ihre Lehrtätigkeit begann sie an der gleichen DDR-Hochschule. Dazu bedarf es keines weiteren Kommentars.
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2008-09: Ein Denkmal wider die geschichtliche Wahrheit