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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Gegen Entstellungen von DDR-Geschichte

GBM und BAG

Der Bundesvorstand der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) e. V. verabschiedete im Dezember 2007 folgende vom Berliner Alternativen Geschichtsforum ausgearbeitete Erklärung:

Daß die untergegangene DDR verunglimpft, ihre Geschichte verunstaltet oder totgeschwiegen wird, sind wir seit langem gewohnt; ebenso lange kämpfen wir mit unserem Bemühen, ein wahrheitsgetreues Bild der DDR-Vergangenheit zu vermitteln, dagegen an. Doch was wir in jüngster Zeit an Versuchen, die DDR-Entwicklung zu verfälschen, beobachten mußten, stellt alles frühere in den Schatten: Kaum ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das dem realen Sozialismus im Osten Deutschlands nicht angehängt wird. Neue Höhepunkte in diesem Bestreben mußten wir zum 17. Jahrestag der Herstellung der staatlichen Einheit erleben.

Warum verstärken die in der BRD herrschenden Kreise, ihre Geschichtsschreiber, ihre Medienmacher ihre Anstrengungen, die DDR im nachhinein zu verleumden? Wir meinen: Die zunehmenden Angriffe auf alles, was links ist, drücken eine tiefe Systemkrise der bürgerlichen Gesellschaft aus, sind Zeichen für die Hilf- und Ausweglosigkeit der politischen Klasse:

  • Die Besitzenden und Mächtigen wollen den Sozialismus als mögliche Alternative zu den derzeitigen Gesellschaftsverhältnissen aus dem Bewußtsein der Menschen und vor allem der Jugend verdrängen, damit er nicht noch einmal Macht auf deutschem Boden gewinnt.

  • Mit der „Delegitimation“ der DDR soll begründet werden, warum ihre Funktionsträger diskriminiert und ausgegrenzt, strafrechtlich verfolgt, renten- und versorgungsrechtlich benachteiligt wurden und werden, während alles, was gegen die DDR unternommen wurde, für rechtens erklärt wird.

  • Weil der Versuch, mit der DDR juristisch abzurechnen, im wesentlichen gescheitert ist, werden die Anstrengungen verdoppelt, sie politisch-moralisch zu diskreditieren.

  • Indem die DDR diffamiert wird, soll gerechtfertigt werden, daß von ihrem Gesellschaftsgefüge seit der staatlichen Vereinigung kein Stein auf dem anderen geblieben ist und die altbundesdeutschen Verhältnisse im „Beitrittsgebiet“ absolut dominieren – eine Kolonisierung, die wachsenden Unmut der Ostdeutschen hervorruft.

  • Die behauptete 40jährige „sozialistische Mißwirtschaft“ in der DDR soll erklären, warum 17 Jahre nach Anschluß der DDR von den verheißenen „blühenden Landschaften“ im Osten Deutschlands allenfalls Inseln zu sehen sind.

  • Vom zunehmenden Demokratie- und Sozialabbau in der BRD, gegen den sich ungezählte Bürgerinnen und Bürger wehren, soll abgelenkt werden, indem die Lügen über den Sozialismus in der DDR um so dicker aufgetragen werden.

  • Wesenszüge des Imperialismus, die in jüngster Zeit wieder deutlicher hervortreten – seine Aggressivität, seine Inhumanität, also seine Unvereinbarkeit mit wesentlichen Menschenrechten –, sollen verdeckt werden, indem der Sozialismus in der DDR als ein System von Unterdrückung, Folter und Mord hingestellt wird.

DDR-Geschichte sollte nicht in erster Linie von ihrem Ende her erklärt werden. Sie adäquat zu erfassen erfordert, ihre Vorgeschichte und ihren mehr als vierzigjährigen Verlauf als Ganzes in den Blick zu nehmen. Mit dem Aufbau der DDR, die in der antifaschistisch-demokratischen Neuordnung wurzelt, wurde verwirklicht, was 1945 gelobt wurde: „Nie wieder Faschismus und Krieg!“ Dazu steht die braune Vergangenheit der BRD in eklatantem Gegensatz.

Wahrheitswidrig ist es, der DDR ihren antifaschistischen Charakter abzusprechen, und besonders infam, sie im Zuge des „Diktaturenvergleichs“ auf eine Stufe mit dem Naziregime zu stellen. Jede Relativierung des Faschismus bedeutet, seine Verbrechen gegen Frieden und Menschlichkeit zu verharmlosen, und schafft Freiräume für die Verbreitung neonazistischen Gedankenguts.

DDR-Geschichte läßt sich nicht aus den nationalen und internationalen Zusammenhängen herauslösen, in die sie unlöslich eingebettet war, nämlich der Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Sozialismus – nicht nur deutschland-, sondern europa-, ja weltweit.

Wir wollen an der DDR-Vergangenheit nichts beschönigen. Wir sind dafür, Geschichte so darzustellen, wie sie verlaufen ist. Das aber verträgt sich nicht mit Absichten, den kalten Krieg mit anderen Mitteln fortzusetzen. Nur aus einer vorurteilsfrei betrachteten und ausgewogen beurteilten Vergangenheit lassen sich die nötigen Lehren für Gegenwart und Zukunft ziehen. In solchem Sinne tritt die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde für geschichtliche Wahrheit ein.