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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Für eine machtvolle Friedensbewegung ohne Antisemitismus!

Konstatin Wecker auf Facebook

Der Liedermacher Konstantin Wecker stellte am 17. April 2014 folgendes Statement auf seine Facebook-Seite [1]:

Was wir zur Zeit in Teilen der Medien erleben, macht mir angst. Das ist Kriegspropaganda – während die Entwicklungen rund um die Ukraine bedrohliche Schritte zur Eskalation sind. Jetzt verstärkt die NATO ihre Präsenz in Osteuropa. Die Bundesregierung macht natürlich wieder mit und schickt Kampfjets: Wenn wir irgendwann eine machtvolle Friedensbewegung gebraucht haben, dann genau jetzt!

Leider scheint die taz aber Recht zu haben, dass sich in der Friedensbewegung mitunter Menschen mit Gesinnungen breitmachen, gegen die ich mich mein Leben lang ausgesprochen habe. Das gilt selbstverständlich nicht für alle, die jetzt auf die Straße gehen. Im Gegenteil: Es ist völlig richtig, wir müssen jetzt raus auf die Straße und den Militaristen klarmachen, dass wir keinen neuen Krieg wollen! Aber anscheinend muss ich auch immer wieder klarstellen: Ich will mit Nationalisten (»an allem ist Amerika schuld, Deutschland ist das Opfer …«) und Antisemiten (»an allem sind die Rothschilds schuld, die neuerdings Federal Reserve Bank heißen …«) keine, auch keine einzige Sache gemeinsam haben und machen.

Was Verschwörungstheorien angeht, sage ich: Seit Edward Snowden muss jeder wissen, dass die Geheimdienste komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Und die Verstrickungen des Verfassungsschutzes in die Morde der NSU sind offensichtlich. Ich bin da also keineswegs naiv, und es sollte meines Erachtens auch erlaubt sein, zum 11. September kritische Fragen zu stellen. Aber dieses Geschichtsbild, wonach eine winzige Geheimgesellschaft seit Jahrhunderten alles plant und lenkt, wo es keine Widersprüche mehr gibt, sondern nur noch einen großen, geheimen Masterplan, bei dem am Ende auch noch die Schuld am Hitlerfaschismus plötzlich nicht mehr bei Deutschen, sondern bei amerikanischen und vor allem: jüdischen Illuminaten zu liegen kommt – das ist mir alles zu abgedreht und zuwider, und das ist Geschichtsklitterung von rechts, egal wie angeblich antikapitalistisch das daherkommt.

Und ja – ich hab's von vielen schon gehört und bin gewarnt worden: Die Montagsdemos werden unterwandert. Damit sage ich nicht, dass alle, die sich dort engagieren, Nazis seien, Rechtspopulisten oder Verschwörungstheoretiker. Aber man muss aufpassen. Und ich habe hier auf meiner FB-Seite kürzlich erlebt, wie ein Shitstorm aus dieser Ecke aussieht. Da dringen dann 50, 60 Profile in eine Diskussion ein wie eine Horde Naziskinheads, beschimpfen und diffamieren alle, die ihnen widersprechen, liken sich gegenseitig und spielen sich die Bälle zu – und das sind erkennbar organisierte Manöver! Und kurz kam ich auf den schrecklichen Gedanken, ob das alles nicht vielleicht ein gesteuerter Vorgang gewisser Kreise sein könnte, denen schon immer Pazifismus und die Friedensbewegung ein Dorn im Auge waren? Ist das ein erneuter Versuch, uns zu spalten – wie seinerzeit Joschka Fischers infamer Schachzug: »Nie wieder Ausschwitz« beim Jugoslawien-Krieg, der die Friedensbewegung regelrecht zerfetzt hat? […] Es ist klar: wir müssen auf die Straße, für den Frieden! Aber lasst uns besser genau hinschauen, wer da alles mit welchen Parolen mitrennt. Für eine machtvolle Friedensbewegung ohne Antisemitismus!

Anmerkung:

[1] Der Zeitung junge Welt vom Mittwoch, 23. April 2014, S. 8, entnommen.