Entweder ändert sich der Lauf der Ereignisse, oder es wird nicht möglich sein zu überleben
Zum 50. Jahrestag des Sieges der kubanischen Revolution erinnern wir mit nachfolgenden Auszügen an eine Rede, die Fidel Castro vor genau 5 Jahren aus Anlaß des 45. Jahrestages im Teatro Carlos Marx am 3. Januar 2004 vorgetragen hat:
Nie waren unsere Ziele auf das Erlangen von Ruhm, Ehren oder persönlicher oder kollektiver Anerkennung gerichtet. Die wir heute den legitimen Anspruch haben, uns kubanische Revolutionäre zu nennen, waren jedoch dazu gezwungen, eine Seite im Buch der Geschichte zu schreiben, wie es sie vorher noch nie gegeben hatte. Nicht einverstanden mit der politischen und sozialen Situation unseres Landes, waren wir schlicht und einfach entschlossen, diese zu verändern. Das war in Kuba nichts Neues; im Verlaufe von fast einem Jahrhundert war es mehrfach vorgekommen. Wir glaubten an die Rechte der Völker, darunter das Recht auf Unabhängigkeit und das Recht, sich gegen die Tyrannei aufzulehnen. ...
In sämtlichen Zivilisationen vor uns, auch in der heutigen, gab und gibt es in der einen oder anderen Form Imperien, Eroberungskriege, Formen von Sklaverei und Feudalismus, bevorrechtete herrschende und ausgebeutete, ausgegrenzte und ausgeschlossene Klassen der Gesellschaft. ...
Ich muß Marx Recht geben, wenn er ausführt, daß der Mensch erst dann die Prähistorie überwunden hat, wenn es auf der Erde ein wahrhaft vernünftiges, gerechtes und rechtlich ausgerichtetes System gibt.
Wenn nun die gesamte Entwicklung der menschlichen Gesellschaft unvermeidbar chaotisch, ungeregelt, unvorhersehbar und äußerst grausam und ungerecht verlaufen ist, so ist jetzt der Kampf für die Schaffung einer anderen Welt, die wahrhaft vernünftig und dem Intellekt unserer Gattung würdig ist, in diesem Augenblick der Geschichte, der in keinerlei Hinsicht einer anderen der vorangegangenen Etappen der Menschheit gleicht, etwas, das unter anderen Umständen weder möglich noch vorstellbar war: Ein Versuch, in dem der Mensch erstmalig sein eigenes Schicksal programmiert.
Das Erträumen unmöglicher Dinge nennt man Utopie. Das Kämpfen für Ziele, die nicht nur erreichbar, sondern für das Überleben der Gattung Mensch unabdingbar sind, nennt man Realismus. Man wäre im Irrtum, schriebe man dieses Ziel einfach nur einer ideologischen Motivierung zu. Es handelt sich um etwas, das über die edlen und sehr gerechtfertigten Gefühle von Gerechtigkeit und dem innigen Wunsch eines würdigen und freien Lebens für alle Menschen hinausgeht; es handelt sich um das Überleben der Gattung Mensch. ...
Das Leben von Milliarden Menschen, die die Erde bewohnen, hängt davon ab, was einige wenige Personen denken, meinen und entscheiden. Das Schlimmste ist, daß jene, die diese enorme Macht besitzen, keine Psychiater haben. Wir dürfen das nicht akzeptieren. Wir haben ein Recht darauf, anzuklagen, Druck auszuüben und Veränderungen und den Stopp dieser unmöglichen und absurden Situation zu fordern, die uns alle zu Geiseln macht. ...
Denkt man an den immer größeren Verfall und die Abnahme von Böden und Wasser, an die Hungersnöte in vielen Ländern, die Gleichgültigkeit und Verschwendung in den Konsumgesellschaften sowie an die Bildungs- und Gesundheitsprobleme der Weltbevölkerung, so kann man – werden diese Probleme nicht gelöst – sich eine Gattung Mensch vorstellen, deren Mitglieder sich gegenseitig verschlingen.
Man sollte doch die Olympiasieger in Menschenrechten in der westlichen Welt einmal fragen, ob sie irgendwann einmal nur eine Minute darauf verwandt haben, an diese Realitäten zu denken, die in sehr hohem Grade die Folge des Wirtschafts- und sozialen Systems sind; was sie zu einem System meinen, das, anstelle die breiten Volksmassen zu auszubilden – als Hauptaspekt einer Weiterentwicklung mit Unterstützung durch Wissenschaft, Technik und Kultur – für die Suche nach gangbaren und dringenden Lösungen, jährlich eine Billion Dollar für entfremdende und konsumorientierte Werbung ausgibt. Mit dem Betrag, der in nur einem Jahr für das Ausstreuen dieses einzigartigen Giftes ausgegeben wird, könnten sämtliche Voll- und Halbanalphabeten der Welt in weniger als zehn Jahren alphabetisiert und bis zur neunten Klasse geführt werden, und kein Kind der Armen müßte den Unterricht entbehren. Ohne Bildung und andere soziale Leistungen werden das Verbrechen und der Drogenkonsum niemals reduziert, und schon gar nicht fast beseitigt werden können.
Wir bestätigen dies von Kuba aus, ein 45 Jahre lang blockiertes Land, mehr als einmal in Genf von den Vereinigten Staaten und ihren bedingungslosesten Gesellen angeklagt; Kuba steht kurz vor dem Erzielen von Gesundheits- und Bildungsleistungen und einer Allgemeinbildung mit einem Niveau, wie es der industrialisierte und reiche Westen nicht einmal erträumt hat und mit Leistungen, die für ausnahmslos alle Bürger absolut kostenfrei sind. ...
Entweder ändert sich der Lauf der Ereignisse oder es wird nicht möglich sein zu überleben. Es gibt keinen anderen Planeten, auf den wir wechseln könnten. ...
Entweder wir retten, was wir haben, oder es werden viele Millionen Jahre vergehen müssen, um vielleicht eine weitere intelligente Gattung hervorzubringen, die erneut das Abenteuer beginnt, das unsere Gattung durchlebt hat. Bereits der Papst Johannes Paul II. erklärte, daß die Evolutionstheorie nicht unvereinbar ist mit der Lehre der Schöpfung. ...
Ich möchte unser Volk beglückwünschen für alles, was es in diesen Jahren geleistet hat, für seinen Heldenmut, seinen Patriotismus, seinen Kampfgeist, seine Treue und seine revolutionäre Hingabe. ...
Quelle: www.granma.cu/documento/aleman04/001.html