Einer der großen antifaschistischen Autoren
Zum Tod von Hans Canjé
Der Journalist Hans Canjé, den viele Rundfunkhörer und Zeitungleser, insbesondere jene aus der DDR, seit Jahrzehnten kennen und schätzen, ist am 6. Juli im Alter von 85 Jahren gestorben. In der »junge Welt«-Meldung vom 8. Juli 2015 hieß es:
»Canjé war 1929 in Köln geboren worden und gelernter Maurer. Er trat 1951 der KPD bei. Bis zum Verbot der Partei 1956 arbeitete er als Redakteur bei deren Zentralorgan Freies Volk in Düsseldorf. Unmittelbar danach begann seine Tätigkeit beim Deutschen Freiheitssender 904, einem von DDR-Territorium für Westdeutschland ausgestrahlten Programm. Im September 1962 wurde er in der BRD verhaftet, ging nach mehr als zweijähriger Haftstrafe vorübergehend zur DDR-Nachrichtenagentur ADN und wieder zurück zum Sender »904« - bis zu dessen Einstellung am 30. September 1971. Canjé arbeitete danach im Rundfunk der DDR, war nach 1990 viele Jahre verantwortlicher Redakteur der Mitgliederzeitschrift der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) antifa und schrieb bis zu seinem Tod Beiträge für Neues Deutschland und jW.«
Auch den Mitteilungen der KPF stellte er sein Talent und seinen Scharfsinn zur Verfügung. Faktenreich schilderte er den Widerstand zahlreicher antifaschistischer Initiativen und Verbände gegen die europaweit betriebene Gleichsetzung im Sinne der Totalitarismusdoktrin. Sie lehnen daher die Einfüh¬rung eines übergreifenden »Gedenktages für die Opfer aller totalitären und autoritären Dik¬taturen« entschieden ab. (Zeitzeugen contra Klitterer, Heft 2/2012). Canjé belegt die in der Bundesrepublik seit ihrem Bestehen ungebrochene Kommunistenverfolgung – deren Umfang einem »Überwachungsstaat« zur Ehre gereichte – und damit einhergehend den eher zaghaften Verfolgungswillen gegen NS-Täter (Eine Erinnerung, Heft 4/2013).
»Immer wieder setzte sich Hans Canjé für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges in der alten Bundesrepublik ein, zu denen beileibe nicht nur Kommunisten zählten. Er gehörte zu den großen antifaschistischen Autoren. Es war immer ein Gewinn, seine klaren und ausdifferenzierten Artikel zu lesen, und es war ein Vergnügen, mit ihm zu sprechen und die rheinische Melodie seiner Stimme zu hören.« (Hans Coppi, neues deutschland vom 8. Juli 2015). Wir werden Hans Canjé vermissen.
Volkmar Vogel