Ein widerliches Pamphlet
Kommunistische Plattform der Partei DIE LINKE, Bundessprecherrat
Dr. Dagmar Enkelmann
Rosa-Luxemburg-Stiftung Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e. V.
Franz-Mehring Platz 1, 10243 Berlin
17. Oktober 2016
Liebe Genossin Dr. Dagmar Enkelmann, liebe Genossinnen und Genossen,
vor einigen Tagen fiel uns ein Material in die Hände, welches (angeblich) von Stipendiaten der RLS zusammengestellt und von ihnen kommentiert wurde. Der Titel: »Das Gift des Nationalismus wirkt! Es geht nicht nur um Wagenknecht: Die rechte Ideologie der sogenannten Linkspartei« […].
Für dieses Papier finden wir nur eine angemessene Bezeichnung: Es ist ein widerliches Pamphlet. Man muss nicht mit jeder Äußerung von Sahra übereinstimmen. Man muss wütend sein über die auch in Brandenburg und Thüringen praktizierten Abschiebungen. Es muss keine Begeisterung auslösen, wenn Diether Dehm sich mit Deutschland-Wimpel am Auto im Netz präsentiert.
Aber aus diesen und anderen Beispielen abzuleiten, unsere Partei sei nur eine sogenannte Linke und fröne nationalistischem, rassistischem und sonstigem rechten »Gedankengut« – das ist eine durch nichts zu rechtfertigende, bodenlos gemeine und zugleich unendlich dümmliche politische Denunziation der Partei und der genannten Genossinnen und Genossen.
Und Katja Kipping, Bernd Riexinger und Dietmar Bartsch – ja allen Delegierten des Magdeburger Parteitages – vorzuwerfen, dass sie sich nach dem Gipfel der Kulturlosigkeit, dem Tortenwurf auf Sahra, mit ihr solidarisierten, grenzt ans Unfassbare. Es zeugt davon, dass diejenigen, die in diesem Pamphlet Empathie mit Flüchtlingen einfordern, genau über diese Empathie selbst nicht verfügen.
Merkwürdig ist: In dem Pamphlet findet sich nicht ein Name der dafür Verantwortlichen. Sind es wirklich Stipendiaten der Rosa-Luxemburg-Stiftung? Wir möchten Euch in aller Offenheit sagen, warum dies für uns eigentlich nicht vorstellbar ist. Zwar seid ihr nur »parteinah«. Aber ohne die Wählerinnen und Wähler der LINKEN gäbe es die RLS so nicht. Schon aus diesem Grund – von moralischen Erwägungen ganz abgesehen – könnt Ihr doch keine Leute mit Stipendien ausstatten, die dann folgenlos DIE LINKE und deren Protagonisten durch den Dreck ziehen. Allerdings ist uns ein Dementi Eurerseits nicht bekannt.
Wir erwarten Eure Antwort, die wir gern in den Mitteilungen der KPF – natürlich nur mit Eurem Einverständnis – ebenso dokumentieren würden, wie wir diesen Brief an Euch dokumentieren werden.
Mit solidarischen Grüßen Bundessprecherrat der KPF
Bis zum Redaktionsschluss haben wir von der Rosa-Luxemburg-Stiftung keine Antwort erhalten.