Zum Hauptinhalt springen
Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Ein Jahr Krieg in der Ukraine ist genug – Verhandlungen jetzt!

Bundessprecherrat der KPF am 12. Februar 2023

 

Ein nicht behandelter Antrag an den Parteivorstand

 

Der Bundessprecherrat der KPF hat in Anbetracht der Vorschläge des brasilianischen Präsi­denten Luiz Inácio Lula da Silva im Rahmen des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz ent­schieden, für die Sitzung am 11./12. Februar 2023 den Antrag »Ein Jahr Krieg in der Ukraine ist genug – Verhandlungen jetzt!« an den Parteivorstand der LINKEN einzureichen. Der An­trag wurde unter dem Tagesordnungspunkt »Stoppt den Krieg in der Ukraine« behandelt. Zum Thema lagen sechs Anträge und diverse Änderungsanträge vor.

Der Antrag der KPF wurde von Genossin Ellen Brombacher mit folgender Begründung einge­bracht: »Es wäre von außerordentlicher Bedeutung für die deutsche Politik, wenn die Bun­desregierung den Vorstoß Lulas unterstützen würde. Das war der Hauptgrund für die KPF, den Euch vorliegenden Antrag zu stellen. Es gibt einen weiteren Grund. In der Linken und unter vielen ihrer Wählerinnen und Wähler gibt es im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine teils sehr kontroverse Auffassungen. Wir haben uns im vorliegenden Papier auf Aus­sagen konzentriert, die der Beschlusslage der Partei entsprechen. In Anbetracht der schwie­rigen innerparteilichen Situation soll dieses Herangehen zusammenführen. Aus aktuellem Anlass noch eine Bemerkung: Wir müssen die Situation beenden, in der die AfD-Demagogen Menschen vorgaukeln können, die AfD sei die deutsche Friedenspartei. Es kann nicht sein, dass ein Herr Chrupalla uns mit einem Federstrich vorschreibt, wie wir uns zu friedenspoliti­schen Initiativen verhalten.«

An der Diskussion über die Anträge konnten die drei Antragsteller, die keine PV-Mitglieder sind – darunter die Vertreter der KPF - nicht teilnehmen, da sie auf Antrag von Janis Ehling in geschlossener Sitzung stattfand. Nach der Diskussion erfolgte die Abstimmung. Da der gleich zu Beginn abgestimmte Antrag des Parteivorstands die Mehrheit fand, kam keiner der anderen fünf Anträge zur Behandlung, darunter zwei Anträge, die zur Unterstützung der Demonstration am 25. Februar vor dem Brandenburger Tor aufriefen.

Wir wollen diese Vorgehensweisen hier nicht kommentieren und stattdessen unseren einge­reichten Antrag dokumentieren.

Bundessprecherrat

 

Der zweifelsfrei völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat nicht dazu geführt, dass unsere Partei ihre friedenspolitischen Grundsätze infra­ge stellt. Wir laufen nicht ins Lager der deutschen und NATO-Militaristen über. Unsere ablehnende Haltung zur NATO und zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr steht nicht zur Disposition. Wir sind gegen Waffenlieferungen. Daran ändern auch führende Genossinnen und Genossen nichts, die sich öffentlich gegen entsprechende Parteitagsbeschlüsse stel­len. Wir bleiben dabei, Sanktionen abzulehnen, die der Bevölkerung in Russland wie auch hierzulande gewaltigen Schaden zufügen.

Wir sind gerade jetzt, in Anbetracht eines drohenden Dritten Weltkrieges, für ein kollekti­ves Sicherheitssystem unter Beteiligung Russlands. Nicht zuletzt in Anbetracht der von Deutschen in der Sowjetunion begangenen monströsen Kriegsverbrechen fordert DIE LINKE das sofortige Ende des Schürens von Russenhass.

Wir verweigern uns nicht der Frage nach maßgeblichen Gründen für Russlands Völker­rechtsbruch. Einer der Gründe ist die wortbrüchige NATO-Osterweiterung. Wir verweigern uns nicht der Erkenntnis, dass der Krieg in der Ukraine mittlerweile einer zwischen dem völkerrechtsbrucherfahrenen sogenannten kollektiven Westen und Russland ist. »Wir füh­ren einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander«, sagte Außenministerin Baer­bock vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Baerbock schafft gerade die Diplomatie in der Außenpolitik ab – was die Frage nach dem Sinn einer solchen Außen­politik erlaubt.

DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, gemäß dem Vorschlag des brasilianischen Prä­sidenten Luiz Inácio Lula da Silva gemeinsam mit ihm nach denen zu suchen, »die helfen können, Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu finden«. DIE LINKE teilt Lulas Bedauern, dass kaum von Frieden die Rede ist und erwartet von der Bundesregierung, sich wie er für die Förderung einer Art Club von Ländern auszusprechen, die sich um die Been­digung des bewaffneten Konflikts bemühen sollten. DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, diplomatische Schritte zu gehen, die dazu beitragen, dass zwischen den Kriegspar­teien wieder verhandelt wird und zunächst ein Waffenstillstand zustande kommt.

DIE LINKE spricht sich erneut gegen Waffenlieferungen in jedwede Richtung aus und verur­teilt die unübersehbare Tendenz einer rasant zunehmenden Militarisierung der deutschen Gesellschaft – materiell und ideologisch. DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, die gewaltigen finanziellen Mittel, die für die weitere Aufrüstung der Bundeswehr geplant sind, sozialen sowie gesundheits- und bildungspolitischen Zwecken zuzuführen.