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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Ehrendes Gedenken

Konferenznachrichten

Zu Beginn der Konferenz erhoben sich die Delegierten und Gäste zum ehrenden Gedenken an Uwe-Jens Heuer, Franz Josef Degenhardt und Walter Ruge.

Uwe-Jens Heuer

Während wir auf dem Erfurter Parteitag über das neue Programm abstimmten, ahnten wir nicht, daß Uwe-Jens Heuer am 22. Oktober 2011 von uns gegangen ist.

Wir hatten seit den neunziger Jahren miteinander gekämpft, vor allem auch um die Bewahrung der friedenspolitischen Grundsätze der PDS und später der LINKEN.

Der exzellente Wissenschaftler, der in der DDR nicht zu den Unkritischen gehört hatte, wurde nie müde, eine dialektische Sicht auf deren Geschichte und auf die der Sowjetunion einzufordern. Faule Kompromisse, gerade in der Geschichtsfrage, wären für ihn undenkbar gewesen. Für ihn war die Denunziation des gewesenen Sozialismus gleichbedeutend mit dem Verzicht auf einen zukünftigen. Solange seine Kraft reichte, kämpfte er um ein marxistisches Profil unserer Partei. So war er der Initiator des Marxistischen Forums im Jahr 1995, mit dem wir als Kommunistische Plattform stets solidarisch und eng zusammenwirkten.

Wir sind dankbar dafür, daß wir, Genossinnen und Genossen der KPF, an der Seite dieses außergewöhnlichen Menschen arbeiten durften, und werden ihn nie vergessen.

Franz Josef Degenhardt

Franz Josef Degenhardt, Jurist, Antifaschist, Kommunist und Realist, weil er das für Viele Unmögliche dachte, ist tot. Er starb am 14. November, knapp drei Wochen vor seinem 80. Geburtstag. Das Konzert am 19. Dezember, mit dem er gefeiert werden sollte im besten Sinne, wird jetzt vom Fest zum Abschied. Ganz in seinem Sinne. Zum Niedergang des Sozialismusversuchs der DDR und der weiteren Entwicklung des strikten Antikapitalismus sagte er: "Es geht weiter. Ich hoffe da ganz auf unsere Enkel und Urenkel."

Franz Josef Degenhardt, der Verteidiger. Er setzte sich ein für Sozialdemokraten und Kommunisten, für Demokratie und Freiheit, kämpfte gegen Faschismus und Borniertheit. Die SPD schloß ihn 1971 aus, der DKP, die ihn 1978 aufnahm, blieb er bis zuletzt treu. Seine Lieder durften ab 1970 nicht mehr in öffentlich-rechtlichen Sendern gespielt werden, aber er blieb weiter die Leitfigur des klaren politischen Worts. Franz Josef Degenhardt, der Kämpfer. Seine Waffen gegen den Kapitalismus, gegen Unbelehrbare, gegen Alt- und Neo-Nazis waren Gitarre und Sprache, sein Standpunkt: fest. Mit unverkennbarer, durchdringender Stimme sang er diejenigen nieder, die angetreten waren, die Demokratie niederzumachen. Seine Feindbilder hießen Vietnamkrieg, Notstandsgesetze, Berufsverbote, seine Freunde waren die Ostermarschierer, die Friedlichen. Er gab denen eine Stimme, die mundtot gemacht wurden, die schweigen sollten.

Walter Ruge

Am 10. November 2011 verstarb Genosse Walter Ruge, seit Jahren Autor unserer "Mitteilungen". Im Kriegsjahr 1915 wurde er in Berlin geboren. "Er muß keine Geschichten erfinden", schrieb Klaus Dobberke über ihn, "er hat sie gelebt".

Walter, der von 1941 bis zu seiner Rehabilitierung im Jahr 1955 in Stalins Lagern inhaftiert bzw. nach Sibirien verbannt war, blieb trotz alledem bis zu seinem letzten Atemzug Kommunist.

1950 schrieb er seiner Mutter aus einem Lager im Polarkreis: "... wir werden nach unseren Straftaten und entsprechend unseren 'Paragrafen-Merkmalen' aus der Lagerzone zu den Arbeitsobjekten hinausgelassen. Ich arbeite, Mamotschka, weiter als Normierer, Arbeit ist mehr da, als ich arbeiten kann ... niemals ist ein Ende abzusehen, diese Arbeit mit den Leuten. Da gibt es unterschiedliche Menschen, und manchmal ist es so schwer, Mamotschka meine Liebe, wie müde ich dann bin zu leben, wie sehr ich nach Hause möchte ... Gott, wie müde ich bin, ich bin schon 35 Jahre, und was habe ich von meiner Jugend gesehen?"

Und dennoch: Walter Ruge lebte und kämpfte, verzagte letztlich nie, auch nicht in den letzten Jahren seiner schweren Krankheit. Nie verlor er seinen Humor. Wir werden ihm stets ein ehrendes Angedenken bewahren.

Beiträge von Walter Ruge in den "Mitteilungen" (Auswahl): "90 Jahre Roter Oktober" (11/2007, S. 1), "Mit der DDR gewachsen" (10/2008, S. 7), "Kurzfassung – sächsisch" (4/2009, S. 13), "Verschwommenes 'Sehen' und Ungereimtes" (10/2009, S. 13), "Die Hatz – wie zu Marx’ Zeiten" (10/2010, S. 23), "Wertvoller Rückblick" (1/2010, S. 23 ), "Bestand so viel Notwendigkeit?" (3/2010, S. 10), "Überdenkenswertes" (6/2010, S. 13), "Streichelzoo für Medien" (1/2011, S. 11), "Roter Fatalismus – Unbedingt notwendig?" (6/2011, S. 27).