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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Die Teheraner Konferenz

Prof. Dr. Anton Latzo, Langerwisch

 

Die Teheraner Konferenz vom 28. November bis 1. Dezember 1943 war das erste direkte Treffen der Staats- und Regierungschefs der drei Großmächte, der UdSSR, der USA und Großbritanniens. Ihre Bedeutung bestand darin, dass sie den Prozess einleitete, der dann in Jalta (Februar 1945) fortgesetzt und in Potsdam (Juli/August 1945) zum Potsdamer Abkommen geführt wurde.

In diesem Prozess wurde der Wille und das Ziel der beteiligten Mächte bekräftigt, nach der Zerschlagung des Faschismus im Interesse aller Völker einen dauernden Frieden zu schließen, der die Schrecken des Krieges bannen und friedliche Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben der Staaten und Völker herbeiführen sollte.

Um zur Einheitlichkeit der Zielsetzung und des Vorgehens zu kommen, die den Mächten der Antihitlerkoalition trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Ordnung ermöglicht hatte, im zweiten Weltkrieg den Sieg zu erringen, bedurfte es großer Anstrengungen und der Überwindung grundsätzlicher Widersprüche. Die Verhandlungen verliefen nicht ohne Auseinandersetzungen und brachten zu vielen Punkten der Tagesordnung unterschiedliche und sogar gegensätzliche Positionen der Teilnehmerstaaten zutage.

Trotzdem konnten zu wichtigen Fragen gemeinsame Beschlüsse gefasst werden. Das war Ausdruck bestehender gemeinsamer Interessen an der Niederschlagung der Aggressoren. Die von den faschistischen Mächten erhoffte Spaltung der damaligen Alliierten fand nicht statt - die Antihitlerkoalition wurde auf dieser Teheraner Konferenz weiter gefestigt.

Dies war in bedeutendem Maße auch dem Umstand zu verdanken, dass die Konferenz unter den internationalen Bedingungen einer sich wesentlich verändernden politischen und militärischen Situation stattfand, die durch die beeindruckenden Siege der Sowjetunion gegen den faschistischen Aggressor geschaffen wurde.

Bis Ende 1943 hatte die Rote Armee zwei Drittel des von den Hitlerfaschisten vorher besetzten Gebietes der UdSSR wieder befreit. Die gewachsene internationale Autorität der Sowjetunion und ihr zunehmender Einfluss in der demokratischen Weltöffentlichkeit stärkten auch ihre Position im politischen Ringen um die Wahrnehmung ihrer Interessen und der Interessen der Völker Europas.

Die Rote Armee konnte mit neuen mächtigen Angriffen beginnen, die zur Einkreisung und Vernichtung starker faschistischer Verbände führten. Der Krieg war in die Phase der vollständigen Vertreibung der faschistischen Truppen aus der UdSSR, der Befreiung der Völker Ost- und Südosteuropas und der endgültigen Niederwerfung des faschistischen Regimes in Deutschland getreten.

Die Siege der Roten Armee hatten zugleich starken Einfluss auf den Aufschwung des nationalen Befreiungskampfes der Völker in den besetzten Ländern, in der Tschechoslowakei, in Polen, Jugoslawien, Griechenland, Albanien und Frankreich sowie auf die Widerstandsbewegung in Deutschland selbst und in den Ländern seiner Vasallen.

Starken Aufschwung erhielt die Partisanenbewegung unter der Führung der Kommunisten in Jugoslawien. Ein ebensolcher Kampf entbrannte in Griechenland. Größer und stärker wurde die Widerstandsbewegung in Polen. Tschechoslowakische und polnische Patrioten stellten auf dem Territorium der UdSSR eigene Truppenteile auf. Patriotisch und antifaschistisch gesinnte rumänische Kriegsgefangene schufen eine Freiwilligendivision zum Kampf gegen den Hitlerfaschismus.

Als ein Beispiel für das Konzept der Sowjetunion zur Gestaltung ihrer politischen Beziehungen zu den Staaten dieses Raumes kann der am 12. Dezember 1943 abgeschlossene sowjetisch-tschechoslowakische Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand nach dem Kriege angesehen werden.

Diese Veränderungen in der militärischen Lage, im Verlauf des Krieges und in der Anbahnung neuer politischer Beziehungen zwischen der UdSSR und den einzelnen Staaten mussten auch die USA und Großbritannien in ihrem Verhalten auf der Konferenz und im Kampf gegen den Faschismus berücksichtigen.

Angesichts dieser Situation versicherten die Regierungschefs von Großbritannien, der UdSSR und den USA in ihrer Erklärung zum Abschluss der Teheraner Konferenz, dass ihre "Nationen im Kriege und in dem ihm folgenden Frieden zusammenarbeiten werden. Was den Krieg anbelangt … haben wir unsere Pläne zur Vernichtung der deutschen Streitkräfte abgestimmt. Wir erreichten völlige Übereinstimung über Ausmaß und Zeit der Operationen, die von Osten, Westen, Süden angesetzt werden sollen. Das allseitige Einvernehmen, das wir hier erzielt haben, gewährleistet, dass der Sieg unser sein wird. Und was den Frieden anbelangt, so sind wir sicher, dass unsere Eintracht ihn zu einem dauernden Frieden machen wird. Wir sind uns der hohen Verantwortung voll bewusst, …, einen Frieden zu schließen, der … die Geißel

Späte Schaffung der zweiten Front

Die Hauptaufmerksamkeit auf der Konferenz galt den militärischen Fragen, vor allem der Eröffnung der zweiten Front. Die sowjetische Seite wies darauf hin, dass die Verletzung der Verpflichtungen zur Eröffnung der zweiten Front im Westen durch die Westmächte nicht nur im Jahre 1942, sondern auch im Jahre 1943 zur Verlängerung des Krieges geführt und dem gemeinsamen Kampf gegen die faschistischen Mächte großen Schaden zugefügt habe.

Churchill versuchte, auch in Teheran die Methode der unbestimmten Zusage zu verwenden und erklärte auf die Forderung Stalins, die Landung der westlichen Alliierten in Frankreich "innerhalb des Monats Mai" 1944 durchzuführen, dass er eine solche Verpflichtung nicht abgeben könne. Er wollte die Frage des Zeitpunktes einer zu schaffenden "Militärkommission" übergeben, die entsprechende Vorschläge machen sollte.

Er musste von seiner Haltung abgehen, weil Roosevelt ihm diesmal die Unterstützung versagte. Roosevelt befürchtete, dass ganz Westeuropa durch die Streitkräfte der Roten Armee befreit werden könnte, wenn die Landung amerikanischer und englischer Truppen in Frankreich nicht erfolgte. Er trug der Tatsache Rechnung, dass die Fragestellung nach dem Charakter der Eröffnung der zweiten Front sich zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zum Beginn des Krieges objektiv verändert hatte. Entsprechend den schon beschriebenen Bedingungen Ende des Jahres 1943 war über den Sieg über das faschistische Deutschland jetzt bereits grundsätzlich entschieden.

Am 30. November 1943 gab Feldmarschall A. Brooke im Namen der USA und Englands in Anwesenheit von Stalin, Roosevelt und Churchill auf der Konferenz eine Erklärung ab, wonach der Beginn der Operation "Overlord" "im Verlaufe des Monats Mai stattfinden wird." [2]

Damit war auch das Konzept Churchills vorläufig auf Eis gelegt, wonach anstatt der Eröffnung der zweiten Front in Frankreich eine Invasion der westlichen Truppen in Europa über den Balkan erfolgen sollte. Churchill kalkulierte, damit verhindern zu können, dass sowjetische Truppen in Westeuropa erscheinen. Durch die Landung auf dem Balkan und das weitere Vordringen nach Mitteleuropa beabsichtigte er, den sowjetischen Truppen den Weg nach Westen zu versperren. In ganz Südeuropa sollte schon damals eine feste Stellung des Imperialismus geschaffen werden. Nach Roosevelt wollte er "vor allem einen Keil durch Zentraleuropa treiben, um die Rote Armee nicht nach Österreich und Rumänien und, wenn möglich, auch nicht nach Ungarn zu lassen". [3]

Vereinbarungen zur Nachkriegsordnung

Im Meinungsaustausch über die zukünftige Ordnung in Deutschland schlug Roosevelt vor, Deutschland in fünf Staaten aufzuteilen. Vor allem müsse "Preußen möglichst geschwächt und in seinen Ausmaßen verkleinert werden. … Jeder dieser fünf Teile wird einen autonomen Staat bilden." [4]

Den amerikanischen Standpunkt unterstützend, erklärte Churchill: "Ich habe zwei Überlegungen, die erste ist die Isolierung Preußens vom übrigen Deutschland; die zweite die Abtrennung der südlichen Provinzen Deutschlands …". Er schlug vor, eine "Donau-Föderation" zu schaffen, zu der alle südlichen Provinzen Deutschlands und die Donauländer Mitteleuropas gehören sollten. [5]

Stalin lehnte diese Überlegungen ab und erklärte offen, dass ihm "der Plan neuer vereinigter Staaten nicht gefällt". Die sowjetische Delegation betonte umso mehr die Notwendigkeit energischer Maßnahmen, um in Zukunft das Wiedererstehen des deutschen Militarismus und Revanchismus zu verhüten. Sie forderte, eine strenge Bestrafung der Kriegsverbrecher zu sichern. Damit lenkte sie die Aufmerksamkeit auf Problemkreise, die in der Folgezeit die Tagesordnung der Beratungen der Antihitlerkoalition bestimmen sollten.

Auf der Tagesordnung stand auch ein Meinungsaustausch über die Grenzen Polens. Die sowjetische Regierung hatte sich dafür ausgesprochen, dass im Ergebnis des Krieges ein unabhängiger, demokratischer und starker polnischer Staat entsteht. Die Lösung der Grenzfrage sollte diesen und den Anforderungen eines festen Friedens in Europa entsprechen. Die Aufgabe bestand darin, die Grenzen Polens aus einer Quelle von Konflikten und Kriegen zu einem Faktor der Sicherheit und Stabilität in Osteuropa umzuwandeln. Sie schlug vor, als Ostgrenze Polens die "Curzon-Linie" anzunehmen, die im Wesentlichen mit der ethnischen Grenze des polnischen Volkes zusammenfiel, und als Westgrenze die "Oder-Linie".

Die Behandlung der "polnischen Frage" erfolgte auf der Konferenz vor allem auf dem Wege zweiseitiger sowjetisch-englischer Verhandlungen. Churchill stimmte den sowjetischen Vorschlägen zu. Er rechnete aber damit, im befreiten Polen die reaktionäre Emigrantengruppe als Regierung einzusetzen.

Auf der Teheraner Konferenz wurde außerdem eine "Erklärung über den Iran" angenommen, über den Krieg gegen Japan beraten und Meinungen zu anderen Fragen ausgetauscht.

Die Diskussion erfasste eine breite Skala militärischer und politischer Fragen. Der Verlauf des Meinungsaustausches war nicht immer reibungslos. Manche Probleme blieben dabei auch ungelöst.

Trotzdem hatte die Teheraner Konferenz der Regierungschefs der drei Großmächte eine große Bedeutung. Die Antihitlerkoalition wurde auf der Teheraner Konferenz weiter gefestigt.

Andererseits kommt eine objektive Betrachtung nicht daran vorbei, einzuschätzen, dass vor allem die die Nachkriegsjahre betreffenden grundsätzlichen Vereinbarungen der Konferenz auf Betreiben der herrschenden Kreise der kapitalistischen Großmächte nicht eingehalten wurden.

 

Anmerkungen:

[1] Zur Deutschlandpolitik der Antihitler-Koalition (1945 bis 1949), Berlin 1969, S. 42/43.

[2] Meschdunarodnaja schizn, 1961, Heft 8, S. 152.

[3] E. Roosevelt, Mit seinen Augen gesehen, Moskau 1947, S. 186f.

[4] Meschdunarodnaja schizn, a.a.O., S. 158.

[5] Ebenda.

 

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