Das Medienspektakel mit den kubanischen "Dissidenten"
Ein Blick hinter die Kulissen eines schmutzigen politischen Geschäfts
In der "Cuba Sí revista", Nummer 1/2013, findet sich unter dem o.g. Titel ein von Jörg Rückmann erarbeiteter Beitrag, der über die langanhaltende und gefährliche äußere Einmischung zur Destabilisierung Kubas mit Hilfe zahlreicher angeführter Beispiele und Belege detaillierten Aufschluss gibt und uns auch deshalb wichtig erscheint, weil die Ereignisse unmittelbar nach der Wahl am 13. April in Venezuela erneut davon zeugen, dass wir es immer wieder mit dem gleichen Muster zu tun haben. Hier folgt ein kurzer Auszug (vgl. cuba-si.org/files/cuba/revista_1-2013_web.pdf - Seiten 2-3 und die dort angegebenen Quellen):
Wenn sich die dominierenden Medien des Westens dem Thema Kuba zuwenden, spielen "Dissidenten" und "politische Gefangene" in ihren Berichten oft eine Hauptrolle. Wir lesen Meldungen über Hungerstreiks und Demonstrationen, hören, wie "unabhängige Journalisten" in ihrer Arbeit behindert werden oder wie die freie Meinungsäußerung von "Oppositionellen" eingeschränkt wird. Merkwürdig dabei ist: Wenn es um Kuba geht, bringen diese Konzernmedien - anders als in ihren eigenen Ländern - für "Dissidenten" und "politische Gefangene" eine besondere Zuneigung auf.
Warum ist das so? Wer sind diese Kubaner, die man uns gern als "mutige Kämpfer für die Menschenrechte" präsentiert? Welche Ziele verfolgen sie? Wie groß ist ihr Rückhalt in der Bevölkerung? Wer unterstützt sie?
Spätestens seit 2003 ist international bekannt, wie dieses Polittheater mit den sogenannten Dissidenten inszeniert wird. Damals enttarnten sich mehrere Mitarbeiter der kubanischen Sicherheitsbehörden, die über eine lange Zeit in solchen Gruppen Informationen zusammengetragen hatten. Sie enthüllten, wie "Dissidenten" produziert werden, wie die US-amerikanische Interessenvertretung in Havanna (SINA) als Kommandostelle der "Opposition" fungiert und wie diese Gruppen mit Geld, Technik und Logistik unterstützt werden. Diese Berichte, dazu viele Fotos und Dokumente, sind in dem Buch "The Dissidents" von Rosa Miriam Elizalde und Luis Baez zusammengefasst - und für jeden zugänglich.
Die westlichen Medien ignorieren diese Informationen jedoch konsequent. Stattdessen werden immer wieder neue Namen und Aktionen präsentiert, die suggerieren sollen, es gebe in Kuba eine starke Opposition, die einen großen Teil des Volkes repräsentiere.
Schon einige Beispiele der jüngeren Vergangenheit zeigen, wie "Dissidenten" geschaffen werden und wie sich die Konzernmedien dabei zum Handlanger einer aggressiven antikubanischen Politik machen. Im September 2011 veröffentlichten vor allem nord- und lateinamerikanische Medien eine Liste mit "politischen Gefangenen in Kuba". Angefertigt hatte diese Aufstellung Elizardo Sánchez, einer der Sprecher der "Damen in Weiß". Eine Gegenrecherche ergab, dass diese Liste falsche Namen enthielt, so z.B. chilenische und bolivianische Fußballer oder den Seefahrer Dionisio Alcalá Galiano, gefallen in der Seeschlacht von Trafalgar (1805). Sánchez erhielt von der "Spanisch-Kubanischen Stiftung" in Madrid ein Honorar von 2000 Euro für seine "Arbeit". Trotzdem musste er wenige Tage später vor der Presse seinen Betrug eingestehen. […]
Schlagzeilen machte Ende 2010 eine Wikileaks-Veröffentlichung: Jonathan Farrar, von 2008 bis 2011 Leiter der SINA und somit oberster Diplomat der USA in Havanna, schrieb im April 2009 nach Washington, dass die "politische Opposition" in Kuba kaum etwas unternimmt und fast nur bei den internationalen Diplomaten und Pressevertretern bekannt sei. Kubaner, die sich in der SINA um ein US-Visum bewarben, würden zugeben, dass ihnen die Dissidenten und ihre politischen Programme kaum bekannt seien.
Die hauptsächlichen Ziele der "Dissidenten" seien, so Farrar, finanzielle Mittel zu erhalten, um das eigene Auskommen zu sichern, oder aber ein Visum für die Vereinigten Staaten zu bekommen. Dabei gebe es viel Konkurrenz und Neid zwischen den einzelnen Gruppen - vor allem zwischen den älteren Regierungsgegnern und den jungen, die durch internationale Medien eine gewisse Bekanntheit erlangt hätten. Auch lieferten diese Gruppen falsche Informationen an ihre Auftraggeber. [...]