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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Bücherbord

Literaturempfehlungen

Von Gerhard Feldbauer ist eine neue Publikation zur Geschichte der italienischen Arbeiterbewegung erschienen. Der interessierte Leser erfährt, dass der Widerstand nicht nur auf den militärischen Kampf gegen die deutschen Okkupanten (1943-1945) zu reduzieren ist. Der Streik war eine weitere Kampfform. In diesem Zeitraum war sie zugleich eine Resistenza civile, deren Akteure aus allen Klassen und Schichten stammten - ein breit gefächertes Bündnis im nationalen Befreiungskampf. Die faschistische Achse »Rom-Berlin« war irreparabel zerbrochen. Die Wurzeln der Resistenza liegen jedoch in den 1920er Jahren, als Mussolini die faschistische Diktatur errichtete. Die Kommunistische Partei Italiens als führende Kraft im Kampf gegen Faschismus und Krieg suchte nach einer tragfähigen Bündniskonzeption (antifaschistische Einheitsfront). In diesem Kontext würdigt der Autor das theoretische Wirken von Antonio Gramsci. Die sich formierende Aktionseinheit in der italienischen Arbeiterbewegung war die grundlegende Voraussetzung für die Resistenza, die revolutionär-demokratische Umgestaltungen ermöglichte. So die Geburt der Republik Italien mit antifaschistischen Normen in der Verfassung. In summa ein komprimierter Beitrag, der dem Leser kaum bekannte Quellen erschließt. Wolfgang Biedermann.

Gerhard Feldbauer, Die Resistenza. Italien im Zweiten Weltkrieg, Köln: PapyRossa Verlag 2014, 128 Seiten, 9,90 €, ISBN 978-3-8943-559-0.

Genosse Hans Lebrecht ist vor wenigen Tagen im Alter von 99 Jahren gestorben. Er war, solange er das konnte, unser Autor und Leser. Sein Buch »Die Palästinenser - Geschichte und Gegenwart« aus dem Dietz Verlag Berlin 1984 ist für viele Genossinnen und Genossen der KPF das Standardwerk zu den Ursachen des Nahostkonflikts.

Eine Leseprobe befindet sich im Online-Archiv der »Mitteilungen« hier: archiv2007.sozialisten.de/politik/publikationen/kpf-mitteilungen/index.htm - September 2006.

Heinz Düx - Jurist von Format und Charakter. Ende 2014 jährte sich zum 50. Mal die Eröffnung des ersten Auschwitz-Prozesses in Frankfurt am Main. Mit diesem Prozess verbinden sich mehrere Namen. Zu ihnen gehört ohne jeden Zweifel der als Untersuchungsrichter in dieser Sache tätige Dr. Heinz Düx, der nicht nur die Bedeutung und die Notwendigkeit der Ermittlungen gegen ehemalige SS-Angehörige des Konzentrationslagers Auschwitz erkannte, sondern auch mit großer Mühewaltung und im Interesse des Anliegens, Licht in dieses Dunkel deutscher Geschichte zu bringen, agierte. Düx ist ein Linker im besten Sinne des Wortes, der in der alten Bundesrepublik durch seine Stimme für Demokratie und Auseinandersetzung mit der NS-Zeit - auch innerhalb der Justiz - eintritt. Das erfordert Mut und Konsequenz. Nicht selten blies ihm ein eisiger Wind entgegen, Kollegen begegneten ihm nicht nur skeptisch, sondern lehnten ihn sogar ab. Sie waren eher davon geprägt, sich anzupassen und der offiziellen Meinung zu folgen, um ja nicht anzuecken. Heinz Düx lehnt jedoch jede Form von Opportunismus ab und tritt konsequent für seine Auffassungen ein. Es ist Friedrich-Martin Balzer sehr zu danken, dass er die in den Jahren zwischen 1948 und 2013 entstandenen Äußerungen von Düx nunmehr in einem 1000-seitigen Sammelband herausgegeben und so für die Nachwelt erhalten und zugänglich gemacht hat. Düx ist Antifaschist aus innerer Überzeugung. Ihm ist die juristische Bewältigung der NS-Verbrechen ebenso wichtig wie die Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer dieser Periode.

Andere für ihn wichtige Themen waren Abrüstung und Entspannung, die Menschenrechte, aber auch die Auseinandersetzung mit der sogenannten deutschen Frage. Obgleich Düx in der Justiz wichtige Funktionen selbst innehatte, hat er auch immer wieder Kritik an ihr geübt. Er war bis zu seiner Pensionierung Richter aus Überzeugung und hatte den Anspruch, dass Rechtsprechung nicht nur unter Wahrung aller in Betracht kommenden Gesetze und Vorschriften, sondern auch auf höchster demokratischer Grundlage erfolgt. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich auch heute mehr Richter mit dem Selbstverständnis ihres Berufes auseinandersetzen würden und stärker Zivilcourage zeigten, wo dies angebracht ist. In diesem Punkt besteht, wie Düx bereits vor vielen Jahren bemängelte, auch heute noch Nachholbedarf in den Reihen der Justiz.

Die Textsammlung wird durch autobiografische Aufsätze abgerundet. Düx verdient, in einem Atemzug mit dem früheren hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer genannt zu werden, dem wir die Durchführung des Auschwitz-Prozesses ganz maßgeblich verdanken. Das Buch ist anspruchsvoll und für den Leser eine Herausforderung. Ich wünsche mir, dass es sowohl innerhalb als auch außerhalb der Justiz zu neuen Überlegungen führt, da die Texte von Heinz Düx nach wie vor hohe Aktualität und Brisanz besitzen.

Wer den 90jährigen Anfang Mai auf einer Veranstaltung der LINKEN unter der Leitung von Wolfgang Gehrcke in Kassel erleben konnte, spürte, dass da einer spricht, der für seine Überzeugungen streitet. Ralph Dobrawa

Friedrich-Martin Balzer (Hg.): »Heinz Düx - Justiz und Demokratie, Anspruch und Realität in Westdeutschland nach 1945«, gesammelte Schriften (1948-2013), Pahl-Rugenstein Verl. Bonn, 2013, 39,99 €.