Atomausstieg sofort!
Redaktion und Bundessprecherrat
An jenem Tag, als Atomexperten in aller Welt erklärten, der Super-Gau in Fukushima sei schon da, weil die Kernschmelze schon seit Tagen liefe, an jenem Tag, da eine extrem hohe radioaktive Verseuchung des Meerwassers rund um das AKW Fukushima gemessen wurde und bereits 17 Arbeiter verstrahlt waren, trafen sich in Berlin, Hamburg, Köln und München 250.000 Menschen, um den Ausstieg aus der Atomenergie zu fordern. Seit über 2 Wochen hatten Einsatzkräfte in Fukushima gegen den Super-Gau gekämpft. Doch es zeigte sich: Das durch das Erdbeben und den Tsunami beschädigte Kraftwerk, welches zudem von der Betreiberfirma Tepco schlampig gewartet worden war, geriet außer Kontrolle. Das sogenannte Restrisiko erwies als unübersehbar tödlich.
Gemeinsam mit einem 40 Organisationen umfassenden Bündnis mobilisierten auch der DGB und DIE LINKE zu den Demonstrationen am 26. März 2011. Unsere Partei hatte auf der Vorstandssitzung am 20. März ihre Position beschlossen: "DIE LINKE fordert den sofortigen und unumkehrbaren Ausstieg aus der Atomkraft. Wir wollen, daß im Grundgesetz festgeschrieben wird: Die BRD verzichtet künftig auf die Nutzung von Kerntechnik für militärische Zwecke, auf die Energiegewinnung durch Atomkraft, auf den Import von Atomstrom und auf den Export von Atomkraftwerken. Und wir wollen, daß Bürgerinnen und Bürger in den Bundesländern in die Entscheidungen zur weiteren Nutzung von Atomkraft einbezogen werden."
Dies wird ohne eine starke außerparlamentarische Bewegung nicht gehen. Die war an jenem Wochenende auch in Berlin auf den Straßen, und wir waren mittendrin. Eine Genossin sagte uns, sie käme aus dem Vorort Waidmannslust, und der Bahnsteig dort sei voll gewesen von Menschen. So etwas habe sie da noch nicht erlebt.
Als wir vom Potsdamer Platz zum Kundgebungsort liefen, wußten wir noch nicht, wie viele demonstrierten. Aber der Zug war dicht und kam kaum vorwärts. Das ließ ahnen, daß große Massen unterwegs sind. Alte und Junge, Familien mit Kindern, Migranten und Deutsche, Berliner und Brandenburger. Neben ungezählten gelben Fahnen mit der Aufschrift "Atomkraft – Nein danke", und ebenso beschrifteten grünen Luftballons sahen wir rote Fahnen und auch einzelne Transparente gegen die Intervention in Libyen.
Als die CDU-Zentrale in Sicht kam, gab es ein lautes Pfeifkonzert. Nicht so vorher in Höhe des Bendlerblocks. Aber immerhin verzierten junge Leute die das Ministerium umgebenden Gitterstäbe mit einer Vielzahl von Aufklebern, u.a.: "Beim Bund ist alles doof." Auf den Abschlußkundgebungen in allen vier Städten gab es eine Schweigeminute für die Opfer in Japan.