An die internationale öffentliche Meinung
Mikis Theodorakis
In einem offenen Brief "an die internationale öffentliche Meinung" über "die wahre Situation Griechenlands" bezichtigt Mikis Theodorakis Politiker und Banken der Verschwörung gegen das griechische Volk (Siehe de.mikis-theodorakis.net). Darin heißt es:
… In den vergangenen Wochen habe ich all meine Kraft dafür aufgewendet, eine Solidarisierung und Vereinigung des griechischen Volkes in die Wege zu leiten. Ich versuche, die Menschen davon zu überzeugen, dass die Troika und der IWF nicht die einzige Lösung sind, dass Griechenland nicht dazu verdammt ist, auf diesem Weg ohne Umkehr zu bleiben. Dass es eine andere Lösung gibt. Und diese besteht darin, radikal den Kurs unserer Nation zu ändern und uns beispielsweise Russland zuzuwenden: um wirtschaftlich zu kooperieren und Konsortien zu bilden, die uns bei der Entwicklung von Konzepten und Lösungen zur Nutzung des natürlichen Reichtums unseres Landes helfen werden, und zwar zu Konditionen, die unsere nationalen Interessen respektieren.
Was Europa betrifft, so schlage ich vor, ab sofort keine weiteren Rüstungsgüter aus Deutschland und Frankreich zu kaufen. Außerdem sollten wir alles dafür tun zu erreichen, dass Deutschland die Kriegsentschädigungen bezahlt, die es uns schuldet. Diese könnten sich inzwischen - einschließlich der Zinsen - auf 500 Milliarden Euro belaufen.
Die einzige Kraft, die diese revolutionären Veränderungen zuwege bringen kann, ist das griechische Volk, vereint zu einer riesigen Front des Widerstands und der Solidarität, damit die Troika (der IWF und die europäischen Banken) sich aus unserem Land zurückzieht. Gleichzeitig müssen alle rechtswidrigen Maßnahmen der Troika (Kredite, Schulden, Zinsen, Steuern, Aufkäufe des Staatseigentums) für null und nichtig erklärt werden. Die griechischen Helfershelfer, die im Bewusstsein unseres Volkes bereits als Verräter gelten, müssen zur Verantwortung gezogen und bestraft werden.
Ich habe mich voll und ganz diesem Ziel - der Bildung der Einheit einer Volksfront – verschrieben, und ich glaube, dass die Geschichte mir schließlich recht geben wird. ...
Athen, 12. Februar 2012, publiziert am 15. Februar 2012 - Zuvor hatte Mikis Theodorakis (86) gemeinsam mit dem Nationalhelden Manolis Glezos (89) an den Protestaktionen am Syntagmaplatz teilgenommen. Als der weltberühmte Komponist sprechen sollte, wurden beide durch Sondereinheiten der Polizei direkt ins Gesicht mit Tränengas beschossen. Sie brachen wegen Atemnot zusammen.