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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Am 1. September gedenken wir der in zwei Weltkriegen umgekommenen Menschen, Opfer des Kapitals

Erhard Stenzel, Falkensee

Im 20. Jahrhundert gab es eine Reihe großer Verbrechen, aber der Hitlerfaschismus war das größte und grausamste.

Die größten Opfer, ca. 27 Millionen Tote, erbrachten die Bürger der Sowjetunion. Von 5,7 Millionen Kämpfern der Roten Armee, die in Gefangenschaft geraten waren, gingen etwa 3,3 Millionen zu Grunde: an Hunger Kälte, Zwangsarbeit und durch massenhafte Erschießungen. Allein 1 Million Menschen verhungerten oder erfroren in Leningrad infolge der faschistischen Blockade. 14 Millionen Zivilisten wurden Opfer des Krieges in der SU. Die Sowjetunion hat den höchsten Blutzoll während des II. Weltkriegs entrichtet.

Ich habe am 8. Mai die Gedenkrede am sowjetischen Ehrenmal in Dallgow gehalten, um allen Rotarmisten, darunter viele junge Menschen, die noch im Kampf um Berlin gefallen sind, zu danken.

Ich vergesse nie, wie unsere Kampfgruppe der Resistance in den Augusttagen 1944 nach heftigsten Kämpfen mit zersprengten Einheiten der Waffen-SS und Gestapo-Schergen unter hohen Verlusten, gemeinsam mit französischen Widerstandskämpfern, amerikanischen Einheiten und wieder bewaffneten französischen Soldaten, die Faschisten aus dem Zentrum von Paris verjagten. Zehntausende Franzosen bildeten Spalier und sangen die »Marseillaise«. Die Glocken der Kathedrale Notre-Dame läuteten. Es war der Sieg über den Faschismus, wir hatten Tränen in den Augen.

Es war widerlich in den Medien zu sehen und hören, wie der 8. Mai auch als 70. Jahrestag der Beendigung des II: Weltkriegs bezeichnet wurde, oder auch als »Tag der Kapitulation«.

Für die alliierten Streitkräfte und ebenso für die aktiven, opferreichen Antifaschisten in Deutschland, für die Deutschen, die bei Titos Partisanen in Jugoslawien oder in der Roten Armee, bei den italienischen Partisanen oder wie ich und viele andere in der französischen Resistance kämpften, war es der Tag des Sieges!

Pariser Bürger fragten uns öfter, wie konnte es geschehen, dass in einem Kultur-Volk wie Deutschland, das Goethe, Schiller, Heine, Bach, Brahms, Schubert usw. hervorbrachte, solche Barbaren, solche Verbrecher an die Macht kamen. Wir sprachen dann nicht zuletzt über den aktiven Widerstand. Diese Deutschen haben die Ehre Deutschlands gerettet.

Der Kampf geht weiter. In diesen ersten Jahren des 21. Jahrhunderts entwickelt sich in einigen Staaten Europas ein neuer Faschismus mit den alten Parolen. Sie marschieren wieder in unseren Städten und Ortschaften, mitunter mit Polizei-Schutz. Antifaschistische Demonstranten, die Blockaden dagegen bilden, werden oft in die Schranken verwiesen und teilweise wegen ihrer Aktivitäten für die Verteidigung der Demokratie vor Gericht gezerrt.

Wir müssen wachsam sein und gegen Neonazismus, gegen Rassismus, Rechtsextremismus aller Schattierungen kämpfen.

Am 19. April hatten die sich selbst befreienden Häftlinge des KZ Buchenwald geschworen: »Wir stellen den Kampf erst ein, wenn der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.« Handeln wir danach!

Viele Kampfesgrüße von Erhard Stenzel (90) aus der KPF Falkensee, ehemaliger Resistance-Kämpfer in Frankreich im II. Weltkrieg. - Schriftlich eingereichter, leicht gekürzter Diskussionsbeitrag zur Bundeskonferenz der KPF am 2. Mai 2015 in Berlin.