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Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

80 Jahre nach der Reichspogromnacht

Änderungsantrag zum Antrag G.18 der BAG Emanzipatorische Linke an den Leipziger Parteitag

Die BAG Emanzipatorische Linke hatte einen Antrag G.18 »80 Jahre nach der Reichspogromnacht« gestellt, siehe Antragsheft 2, Seiten 37-38. Zu diesem Antrag, der aus Zeitgründen an den Bundesausschuss überwiesen wurde, haben wir einen Änderungsantrag gestellt, den wir im Folgenden dokumentieren. Es bleibt für uns unverständlich, dass unser Änderungsantrag nicht von Ema.Li übernommen wurde.

Antragsteller/-innen des Änderungsantrags: Kommunistische Plattform, Ellen Brombacher (Berlin, Delegierte), Thomas Hecker (Kommunistische Plattform), Stephan Jegielka (Berlin, Delegierter), Melanie Rott (Berlin, Delegierte), Dr. Johanna Scheringer-Wright (Ökologische Plattform, MdL, Delegierte), Joachim Traut (Thüringen, Delegierter).

Text (alt): Doch diese Pogrome und die darauf folgende industriell organisierte Ermordung von Millionen von Menschen war nicht nur das Werk vereinzelter Nazis. Ohne die aktive und passive Unterstützung durch die deutsche Bevölkerung wären Reichspogromnacht, Shoa und Porajmos nicht möglich gewesen.

Art der Änderung: ersetzen

Text (neu): Doch diese Pogrome und die darauf folgende industrialisierte Ermordung von Millionen von Menschen waren nicht nur das monströse Verbrechen von zehntausenden fanatischen Faschisten, die vor allem in den Konzentrationslagern und Einsatzgruppen ihren mörderischen Dienst versahen.

Diese Vernichtungsmaschinerie bediente die Interessen bedeutender Fraktionen des deutschen Kapitals. Sie lieferte vor allem der Masse der deutschen Großkonzerne – von IG-Farben bis VW und BMW – Häftlingsarbeitskräfte, die die Profiteure nichts kosteten. Die Häftlinge, die nicht sofort in den Tod geschickt wurden, wurden durch Arbeit ermordet, indem sie selektiert wurden, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Diese mörderische Ausbeutung von Jüdinnen und Juden, von Roma und Sinti, Kriegsgefangenen und anderen Häftlingen war eine Grundvoraussetzung für die deutsche Kriegsführung. Diese ungeheuerliche Art der Profitmaximierung und Kriegsführung blieb nach dem Krieg in den westlichen Besatzungszonen im Wesentlichen ungesühnt.

Nicht verschwiegen werden soll, dass ohne die aktive Mitwirkung und durch das Schweigen maßgeblicher, von faschistischer Ideologie durchdrungener Teile der deutschen Bevölkerung Reichspogromnacht, Shoa, und Porajmos, – letztlich die Ermordung von 11 Millionen Menschen in den Konzentrationslagern – nicht möglich gewesen wären.

Begründung: Millionen Menschen können nicht durch vereinzelte Nazis ermordet werden.
Über die Schuldigen an den Massenmorden zu sprechen, ohne die Hauptprofiteure zu benennen, ist ahistorisch.

So gewaltig deutsche Schuld im Zusammenhang mit dem verbrecherischen Krieg und den Massenmorden auch war: Es gab auch andere Deutsche. Deshalb sollte nicht völlig undifferenziert von der deutschen Bevölkerung gesprochen werden.