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Gedanken zum 80. Jahrestag der Befreiung

Erklärung der Bundeskonferenz der KPF

 

In der Nacht auf den 9. Mai 1945 willigte das faschistische Deutschland in die bedingungslose Kapitulation ein. Die einst so kriegstüchtige Wehrmacht, die fast ganz Europa unter ihren bluttriefenden Stiefeln gehabt hatte, war besiegt. Besiegt durch die alliierten Streitkräfte und durch die Widerstandsbewegungen in den von Hitlerdeutschland okkupierten Staaten. Befreit waren die Konzentrations- und Vernichtungslager. Sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden, drei Millionen ermordete sowjetische Kriegsgefangene und eine halbe Million ermordete Sinti und Roma seien stellvertretend für die 11 Millionen in den Lagern Inhaftierten genannt, die die Freiheit nicht erlebten.

Die Hauptlast im Kampf um die Befreiung Europas vom deutsch faschistischen Joch trug die Sowjetunion. Mit dem Überfall der Wehrmacht und ihrer Verbündeten auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann der ungeheuerlichste Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg, den die moderne Geschichte bis dahin kannte. Große Teile der sowjetischen Bevölkerung sollten vertrieben, versklavt und getötet werden. Demgemäß wurden Straftaten von Wehrmachtsangehörigen gegen Zivilisten nicht strafrechtlich verfolgt.

Die Wehrmacht wurde vorrangig durch die rücksichtslose Requirierung von Nahrungsmitteln und kriegswichtigem Material aus den zu erobernden Gebieten versorgt. Historiker schätzen, dass zwischen 4,2 und 7 Millionen Hungertote unter den insgesamt 26 bis 27 Millionen sowjetischen Kriegstoten zu beklagen sind. Allein im Ergebnis der Leningrader Blockade verhungerten 1,1 Millionen Zivilisten.

Auch die rein materiellen Schäden sind kaum zu erfassen. Besonders beim Rückzug der deutsch-faschistischen Truppen nach 1943 wurde die »Taktik der verbrannten Erde« angewandt. Dörfer und Städte wurden abgebrannt, Brücken gesprengt, Eisenbahnlinien aufgerissen, Brunnen vergiftet und Industrieanlagen zerstört. Allein in Belarus wurden 209 Städte und 9.200 Dörfer zerstört. In 628 der zerstörten Dörfer wurden alle Einwohner massakriert. Die außerordentliche Kommission, die mit der Berechnung der materiellen Schäden befasst war, die der UdSSR durch Kriegshandlungen und Aufwendungen für den Krieg entstanden waren, schätzte die Schadenssumme auf 2.569 Milliarden Rubel.

Demut wäre angebracht

In Anbetracht all dessen wäre hier in Deutschland Demut und noch einmal Demut angebracht. Stattdessen erleben wir Russophobie in unvorstellbarem Maße. Es ist unvorstellbar und doch Realität: Das Brandenburger Innenministerium verschickt an Landräte und Kreise Aufforderungen, keine Einladungen an Vertreter Russlands und Belarus zu den Gedenkfeiern am 8. Mai zu versenden. Begründet werden solche Ungeheuerlichkeiten mit dem völkerrechtswidrigen Krieg Russlands in der Ukraine, als sei dies der erste Bruch des Völkerrechts nach 1945. Und wer die Vorgeschichte des Krieges, so die NATO-Osterweiterung, hinterfragt und über legitime Sicherheitsinteressen Russlands nachdenkt, der ist ein »Putin-Versteher«. Angela Merkel hat diese »Debattenkultur« nicht umsonst kritisiert.

Stattdessen ist wieder vom russischen Koloss die Rede

Auf der Sondersitzung des Deutschen Bundestages am 18. März 2025, auf der der Weg für Rüstungsausgaben in Irrsinnshöhe freigemacht wurde, besaß der CDU-Abgeordnete Josef Rief die unbeschreibliche Dreistigkeit, zu sagen, Konrad Adenauer habe schon 1956 davor gewarnt, was es bedeutete, wenn, und Rief zitierte: »eines Tages Amerika seine Truppen aus Europa zurückzieht, sodass dann die europäischen Länder, insbesondere aber Deutschland, neben diesem russischen Koloss mit seinen ganzen expansiven Kräften liegen«.

11 Jahre nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus, Adenauer züchtete während der Nazizeit Rosen, wagt sich der erste BRD-Kanzler, von »expansiven Kräften« des »russischen Koloss« zu reden, und der CDU-Abgeordnete Rief wagt sich knapp siebzig Jahre danach, diese hasserfüllten Äußerungen Adenauers zu wiederholen, als »Argument«, warum heute eine nur noch als wahnsinnig zu bezeichnende Hochrüstung erforderlich sei. Rief ist nur einer von vielen deutschen Politikern, der diese Auffassung vertritt. Sie brauchen die Lüge vom russischen, expansiven Koloss als Begründung für ihre Kriegsvorbereitungen. Und sie bleiben nicht wirkungslos.

»… im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen«

Bei den Rüstungskonzernen knallen derweil die Sektkorken. Wie schon seinerzeit. Rheinmetall verdiente unter dem Kaiser im I. Weltkrieg, unter Hitler im II. Weltkrieg und derzeit an der Vorbereitung des möglichen Dritten. Und Deutschland hatte bereits zweimal eine kriegstüchtige Armee. Jetzt soll die Bundeswehr und mit ihr das ganze Land wiederum kriegstüchtig werden. Aus Friedensliebe, wird uns gesagt. Der deutsche Militarismus, der sich wieder breitmacht, hat immer den Krieg geliebt. Besonders daran muss anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus erinnert werden und an die Worte Einsteins »Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.«

Wehren wir uns endlich gegen eine solche tödliche Perspektive und die Lügen, mit denen der Krieg vorbereitet wird.